Die Europäische Zentralbank gibt heute ihr Statement ab und wird wohl die lang ersehnten quantitativen Lockerungsmaßnahmen (Kauf von Staatsanleihen) ankündigen, um die Deflation zu bekämpfen und der Union aus der Rezession zu helfen. Die Erwartungen sind in Bezug auf Größe und Inhalt des Programms hoch. Wie es scheint, sind aber Enttäuschungen nach der heutigen Sitzung vorprogrammiert, da die Erwartungen deutlich jenseits der EZB-Ziele liegen. Dies ist teilweise auch der Überraschungsaktion der SNB geschuldet, die am Donnerstag der letzten den EUR/CHF-Boden aufgegeben hatte.
Nachdem sich die EZB zur Durchführung zweier Tranchen von TLTRO-Krediten und den Ankäufen von Privatschulden entschlossen hatte, befindet sich die EZB-Bilanz seit September 2014 in einem Prozess der Ausweitung. Per 16. Januar ist die Bilanz der Bank auf 2,2 Bio. Euro angewachsen. Damit gibt es noch immer weiteres Potential für eine Expansion, und die Wünsche der Währungshüter auf eine Ausweitung der Gesamtvermögenswerte auf ca. 3 Bio. Euro bleiben bestehen.
Die Märkte gehen davon aus, dass die EZB ein Paket im Wert von 500 Mrd. Euro bekannt geben wird, womit sie zumindest im Einklang mit dem Konsens liegen würde. Diese Zahl könnte auf 750 Mrd. bis 1 Bio. Euro ausgedehnt werden, da es wachsende Erwartungen gibt, dass die nationalen Zentralbanken in das Anleihenkaufprogramm einbezogen werden könnten. Es wird auch von unbefristeten monatlichen Käufen im Wert von 50 Mrd. Euro gesprochen, solange bis die Zielbilanzgröße erreicht ist (dies meldete Dow Jones gestern). Zuletzt wollen wir noch erwähnen, dass uns auch Gerüchte über Operationen zu Ohren gekommen sind, die über die Billionengrenze hinaus gehen sollen. Insgesamt sind die Erwartungen also äußerst hoch, und die EZB muss aggressiv genug sein, um den Erwartungen zu entsprechen. Nach dem Statement könnten während der Pressekonferenz von EZB-Präsident Draghi viele Hoffnungen enttäuscht werden. Ein Risiko.
Häufige Fragen...
Es gibt wesentliche Ungewissheiten in Bezug auf eine mögliche QE durch die EZB. Die Hauptunsicherheit liegt sicherlich in der Größe des Geschäftes. Dann wird wichtig sein, ob die EZB-Maßnahme eine einmalige Angelegenheit ist oder ein Programm mit offenem Ende sein wird. Und ferner kommt es darauf an, ob sich die EZB das Risiko mit den nationalen Zentralbanken teilen wird. Letztere würden nur die Schulden ihrer eigenen Länder kaufen und das eigene Länderrisiko zusammen mit der EZB tragen.
Eine weitere wichtige Unbekannte ist die Verteilung der Käufe. Eine vernünftige Erwartung wäre eine Verteilung nach dem Kapitalzeichnungsschlüssel der jeweiligen Mitgliedsländer (Gewichtung des EZ-Mitgliedskapitals bei der EZB). Weitere mögliche Szenarien wären z.B. der Einsatz von anderen Metriken/Faktoren, wie Anleihenratings, Prozentsatz des Verhältnisses der öffentlichen Schulden zum BIP, etc.
Sollte die QE nur Anleihen mit einem AAA-Rating und Anleihen erstklassiger Qualität einbeziehen - in diesem Fall wäre Deutschland der größte Begünstigte, während es eigentlich das letzte EZ-Land ist, das eine solche Hilfe benötigt - oder sollten jene Priorität haben, die am stärksten Hilfe benötigen?
Zuletzt die Laufzeit der Anleihen. Die Käufe würden längerfristige Fälligkeiten aufweisen, hauptsächlich 5- bis 10-jährige Anleihen, um die Kreditkosten für die Unternehmen zu senken und Zeit zu schaffen, in der das Bargeld die reale Wirtschaft erreichen kann. Kürzere Laufzeiten werden nur zu einer Unzufriedenheit des Marktes führen.
Gehen Sie mit Draghis heutiger Rede von höheren Volatilitäten aus
Insgesamt ist die Liste der offenen Fragen nicht erschöpfend dargestellt. Die Rede von EZB-Präsident Draghi wird wahrscheinlich wichtige Kursbewegungen beim EUR auslösen. Wir sind auf Volatilitäten in beide Richtungen vorbereitet. Der EUR/USD erholte sich gestern auf 1,1679, obwohl der Dow Jones meldete, dass die EZB eine QE in Höhe von 50 Mrd. Euro pro Monat vorschlagen würde. Die Nachrichten wurden nicht offiziell bestätigt, lösten jedoch starke Kursbewegungen aus. Vor der EZB-Sitzung/Draghi-Rede sollten die Händler über die große Anspannung im EUR-Markt gewarnt sein.
EURUSD Der EUR/USD hat den Stundenwiderstand bei 1,1649 überwunden, schaffte es aber sich, sich darüber zu halten. Stundenwiderstände liegen jetzt bei 1,1679 (Hoch vom 21. 1. 2015; achten Sie auch auf die abfallende Trendlinie) und bei 1,1747 (Innertageshoch). Eine Stundenunterstützung liegt bei 1,1546 (Tief vom 19. 1. 2015). Eine weitere Unterstützung findet sich bei 1,1460. Langfristig bestätigt der Bruch der starken Unterstützungszone zwischen 1,2043 (Tief vom 24. 7. 2012) und 1,1877 (Tief vom 7. 6. 2010) den darunter liegenden bärischen Trend. Das langfristige symmetrische Dreieck weist auf weitere signifikante Schwäche hin. Schlüsselunterstützungen können bei 1,1000 (psychologische Unterstützung) und bei 1,0765 (Tief vom 3. 9. 2003) gefunden werden. Ein Schlüsselwiderstand befindet sich bei 1,2252 (Hoch vom 25. 12. 2014). Die heutige EZB-Sitzung wird gewiss zusätzlichen Druck auf den EUR/USD ausüben. Wir haben unsere Strategie herausgenommen.
GBPUSD Der GBP/USD bewegt sich weiter innerhalb des horizontalen Bereichs, der durch die Unterstützung bei 1,5035 und den Widerstand bei 1,5274 definiert ist. Langfristig sieht die technische Struktur so lange negativ aus wie die Kurse unterhalb des Schlüsselwiderstands bei 1,5620 (Hoch vom 31. 12. 2014) verharren. Ein vollständiger Rückfall auf die Aufstiegsniveaus von 2013-2014 kann erwartet werden. Eine psychologische Schwelle liegt bei 1,5000, während sich eine starke Unterstützung bei 1,4814 (Tief vom 9. 7. 2013) zeigt.
USDJPY Der USD/JPY ist in der Nähe des Stundenwiderstands bei 118,85 (Hoch vom 13. 1. 2015) schwächer geworden, was auf einen zunehmenden Verkaufsdruck hindeutet. Doch solange die Stundenunterstützung bei 116,93 (Tief vom 19. 1. 2015) hält, favorisieren wir einen weiteren Anstieg bis zum Top des abfallenden Kanals. Ein Schlüsselwiderstand liegt bei 119,96 (achten Sie auch auf den abfallenden Kanal). Eine weitere Unterstützung liegt bei 115,86 (Tief vom 16. 1. 2015). Eine langfristig bullische Tendenz wird favorisiert, so lange die Schlüsselunterstützung bei 110,09 (Hoch vom 1. 10. 2014) hält. Auch wenn eine mittelfristige Konsolidierung möglicherweise unterwegs sein sollte, so finden sich dennoch keine Anzeichen für ein Ende des langfristig bullischen Trends. Ein Hauptwiderstand befindet sich bei 124,14 (Hoch vom 22. 6. 2007). Eine Schlüsselunterstützung liegt bei 115,46 (Tief vom 17. 11. 2014).
USDCHF Nach der SNB-Entscheidung ist der USD/CHF dabei, ein neues Gleichgewicht zu finden. Die jüngste Abfolge von tieferen Hochs nach dem Top bei 0,8838 deutet auf zunehmenden Verkaufsdruck hin. Stundenunterstützungen können jetzt bei 0,8453 und bei 0,8353 gefunden werden. Ein Stundenwiderstand liegt bei 0,8773 (Hoch vom 21. 1. 2015). Nach Aufgabe der Mindestuntergrenze für den EUR/CHF hat sich ein wichtiges Top bei 1,0240 gebildet. Soweit die nachfolgende Panik die starke Unterstützung bei 0,7071 (Tief vom 9. 8. 2011) nicht überwindet, sollte dieses Niveau in den nächsten Monaten Unterstützung bieten. Eine mittelfristige Seitwärtsbewegung zwischen der Schlüsselunterstützung bei 0,8353 und dem Schlüsselwiderstand bei 0,9132 wird favorisiert.