Die Notenbanker der Federal Reserve scheinen nicht allzu besorgt über die Inflation zu sein, selbst als der Kongress darüber debattiert, weitere fiskalische Anreize in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar zu bewilligen.
Tom Barkin, Präsident der Fed von Richmond, sagte in einem Zeitungsinterview, er erwarte "kurzfristige Preisvolatilität", konzentriere sich aber mehr auf die mittelfristigen Inflationserwartungen. An diesem Horizont gibt es sowohl Deflations- als auch Inflationsrisiken, sagte er.
Die Stimulus-Schecks und die aufgestaute Nachfrage, sobald die Amerikaner wieder ein möglichst normales Leben führen und ihr Geld nach Wunsch ausgeben können, werden möglicherweise zu einem Preisanstieg führen, aber deflationäre Kräfte wie die Globalisierung und/oder der technologische Wandel würden den Anstieg bremsen.
Der Chef der Philadelphia Fed, Patrick Harker, ist ebenfalls zuversichtlich, was die Inflationsaussichten betrifft. Er sieht Preiserhöhungen in einigen Sektoren, aber das Gesamtbild bleibe immer noch verhalten, in einer Wirtschaft, die "ziemlich unruhig" ist.
Zudem betonte er in einem Fernsehinterview: "Wir sind fest entschlossen die Inflation für eine gewisse Zeit auf über 2% zu bringen, aber sie muss für eine längere Zeit nachhaltig über 2% liegen."
Maximale Beschäftigung bleibt das wichtigste Ziel der Fed
Auf der anderen Seite des Atlantiks erwartet ein Falke aus dem Europäischen Zentralbankrat jedoch einen Anstieg der Inflation in Europa, der die EZB zu einer Straffung der Geldpolitik zwingen könnte.
Bundesbankpräsident Jens Weidmann sagt, dass die Inflationsrate in Deutschland bis Ende dieses Jahres 3% überschreiten könnte, obwohl sich dies wahrscheinlich als vorübergehende Entwicklung erweisen wird. Die Inflation werde jedoch nicht auf dem gleichen niedrigen Stand verharren wie in diesem Jahr, sagte er in einem Zeitungsinterview und eine steigende Teuerung würde die geldpolitischen Entscheidungsträger dazu zwingen, Änderungen an der Geldpolitik zu diskutieren.
Im Gegensatz zur Fed hat die EZB die Preisstabilität als Hauptmandat und betrachtet die Inflation von 2% noch als Obergrenze, nicht als Durchschnittswert in einem gewissen Zeitfenster.
"Wir stecken seit langem in einer Phase niedriger Inflation und so niedriger Zinsen fest, aber ich bin überzeugt, dass dies nicht auf unbestimmte Zeit so bleiben kann", sagte Weidmann letzte Woche.
"Umso wichtiger ist es, dass der EZB-Rat seine expansive Geldpolitik zurücknimmt, sobald absehbar ist, dass wir unser Inflationsziel erreichen."
Die Fed unterdessen hat auch den Auftrag, maximale Beschäftigung zu erreichen und finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, sagte letzte Woche, dass die USA "weit davon entfernt" seien, zu einem Arbeitsmarkt zurückzukehren, der sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt ermöglicht, wirtschaftliche Ungleichgewichte verringert und den Schaden durch Rezessionen heilt.
"Um die Vorteile eines starken Arbeitsmarktes voll auszuschöpfen, bedarf es einer kontinuierlichen Unterstützung sowohl durch die Politik als auch durch längerfristige Investitionen", sagte er in einem Webcast vor dem Economic Club of New York.
"Das Ziel muss sein, dass alle Personen, die Arbeit suchen, die entsprechenden Fertigkeiten und Möglichkeiten haben, um zum Wohlstand beizutragen und daran teilzuhaben."
Maximale Beschäftigung, sagte Powell, "ist ein breites und integratives Ziel". In der Praxis bedeutet dies, nicht nur den gesamten Arbeitsmarkt zu betrachten, sondern auch verschiedene Beschäftigungsdefizite, insbesondere bei Arbeitnehmern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Die Geldpolitik so zu gestalten, dass sie Ungleichheiten bei den Einkommen, die oft auch Fragen der Gleichberechtigung der Rassen widerspiegeln, ausgleicht, ist jedoch schwieriger, als es aussieht. Eine aktuelle Studie der New Yorker Fed zeigt, dass eine akkommodierende Geldpolitik zur Unterstützung von Arbeitnehmern mit niedrigem Einkommen zum Bumerang werden kann, weil sie auch einen Anstieg der Vermögenspreise fördert, von dem diejenigen mit mehr Vermögen unverhältnismäßig stark profitieren.
Billiges Geld wirkt sich weitgehend gleich auf die Beschäftigung aus, heißt es in der Studie. "Die Arbeitslosenquote für Schwarze fällt nach einem unerwarteten geldpolitischen Schock von 100 Basispunkten um etwa 0,2 Prozentpunkte mehr als die Arbeitslosenquote für Weiße." Das Ergebnis: "Die Beschäftigungs- und Einkommensgewinne der schwarzen Haushalte sind gering im Vergleich zu den Vermögensgewinnen der weißen Haushalte."
Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank (Federal Open Market Committee) wird wohl noch mehr Input zu diesen Themen erhalten, denn Präsident Joseph Biden prüft Berichten zufolge zwei schwarze Arbeitsökonomen, um den leeren Sitz im Gouverneursrat der Fed zu besetzen.
Lisa Cook, eine Wirtschaftsprofessorin an der Michigan State University, wäre die erste schwarze Frau im Gremium. Ihre Schriften konzentrierten sich eher auf die Arbeitsmarktbedingungen und die Kosten der Rassendiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt als auf die Inflation.
Cook war eine Ökonomin im Rat der Wirtschaftsberater der Obama-Regierung und Mitglied von Bidens Übergangsteams. Berichten zufolge wird auch William Spriggs in Betracht gezogen, einem Ökonomen von der Howard University, der Chefökonom des Gewerkschaftsbundes AFL-CIO ist.