Es ist unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank Fed dem Beispiel der Europäischen Zentralbank (EZB) folgen wird, wenn sich die Notenbanker diese Woche treffen und eine deutliche Erhöhung der Anleihekäufe beschließen. Wie die EZB feststellte, ist es schwierig, den genau richtigen Betrag für den Markt zu finden, da die zusätzlichen 500 Mrd. EUR nur den Mindesterwartungen entsprachen und die Anleger enttäuscht haben.
Es ist jedoch fast sicher, dass der Offenmarktausschuss der Fed (Federal Open Market Committee, FOMC) die EZB dahingehend imitieren wird, dass er eine klarere Vorstellung davon gibt, wohin die Reise gehen wird. Der Tenor der Bemerkungen von FOMC-Mitgliedern vor Beginn der Blackout-Period in der vergangenen Woche zeigte, dass es keinen Konsens für die Erhöhung des Umfangs oder der Zusammensetzung der Anleihekäufe gibt, sondern einen wachsenden Konsens über die Festlegung von festen Zielen.
Neues Jahr, neue FOMC-Mitglieder
Die Fed plant außerdem, neue Charts zu veröffentlichen, um das Ausmaß der Unsicherheit oder des Risikos in der Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen darzustellen, die alle drei Monate das FOMC-Treffen begleiten. Diese Charts werden zeitgleich mit den Vorhersagen veröffentlicht und sollen die schriftliche Erklärung der Daten ersetzen, die bisher zusammen mit dem Protokoll drei Wochen nach der Sitzung herausgegeben wurden.
Für die letzte Sitzung des Ausschusses in diesem Jahr und dem letzten Treffen vor der Amtseinführung des neuen Präsidenten werden keine weiteren Änderungen prognostiziert. Christopher Waller wurde Anfang dieses Monats für eine der beiden offenen Stellen im Gouverneursrat bestätigt. Es ist nicht sicher, ob er rechtzeitig zur Sitzung das Amt begleiten wird, aber er hat bisher als Chefökonom für die St. Louis Fed ohnehin an den Diskussionen teilgenommen.
Die Gouverneure sind ständige stimmberechtigte Mitglieder des FOMC und folgen fast immer der Führung des Vorsitzenden. Der Jahreswechsel markiert die Rotation von vier regionalen Bankchefs in stimmberechtigte Sitze im Ausschuss. Gelegentlich widerspricht der eine oder andere dieser Regionalchefs der gemeinsamen Erklärung, aber in Zeiten von Zinssätzen nahe Null ist die Unterscheidung zwischen Falken und Tauben etwas bedeutungsloser geworden, und die verbleibenden Differenzen drehen sich normalerweise um das Timing.
Der Chef der New Yorker Fed ist aufgrund der Rolle der Regionalniederlassung bei der Umsetzung der Geldpolitik ebenfalls immer stimmberechtigt. Aufgrund einer historischen Eigenart wechseln die Leiter der Regionalbanken von Chicago und Cleveland alle zwei Jahre, die der neun anderen Banken alle drei Jahre.
Patrick Harker aus Philadelphia, Robert Kaplan aus Dallas, Neel Kashkari aus Minneapolis und Loretta Mester aus Cleveland werden nach dem Treffen in dieser Woche aus den stimmberechtigten Postionen ausscheiden. Bei dem Treffen Ende Januar 2021 werden Charles Evans aus Chicago, Thomas Barkin aus Richmond, Raphael Bostic aus Atlanta und Mary Daly aus San Francisco mitentscheiden dürfen.
Kashkari gilt als eher dovish, Kaplan als neutral und die beiden Notenbankchefs Harker und Mester als hawkish. Evans und Daly gehören dem Taubenlager an, Bostic ist eher neutral und Bostic gilt als Falke. Die Position von Waller ist noch nicht bekannt, aber sein Chef in St. Louis, James Bullard, gilt als geldpolitische Taube.
Da es sehr unwahrscheinlich ist, dass Judy Shelton vom Senat in die Fed berufen wird, dürfte es für den gewählten Präsidenten Joseph Biden einen offenen Sitz zu besetzen geben. Außerdem läuft Jerome Powells Amtszeit als Vorsitzender im Februar 2022 ab und es ist wahrscheinlich, dass er einige Monate vor diesem Datum entweder neu ernannt oder ersetzt wird.
Obwohl die Amtszeit eines Vorstandsmitglieds theoretisch 16 Jahre beträgt, laufen die meisten viel kürzer. Da die Vorstandsmitglieder ein staatliches Gehalt beziehen (im Gegensatz zu den Chefs der Regionalbanken, deren Gehälter höher sind), ist die Fluktuation recht hoch, so dass Biden vor 2025 wahrscheinlich weitere Stellen besetzen muss. Die Amtszeit des stellvertretenden Vorsitzenden Richard Clarida endet im Jahr 2022 und andere könnten sich nach besserem umschauen.
Die Fed steuert in den USA nicht nur die Geldpolitik, sondern ist auch die wichtigste Bankenaufsichtsbehörde des Landes. Sie war langsamer als andere Zentralbanken - wie die EZB und die Bank of England - die Banken zu ermahnen, das Klimarisiko in ihre Berechnungen einzubeziehen.
Aber jetzt erwägt die Fed, das Klimarisiko in Stresstests einzubeziehen, und dies hat bei den republikanischen Abgeordneten im Kongress Widerstand hervorgerufen. Siebenundvierzig von ihnen unterzeichneten einen Brief an Powell und Randal Quarles, dem stellvertretenden Vorsitzenden und Chef der Bankenaufsicht, in dem sie vor einem solchen Schritt warnten, mit der Begründung, dass "dieser mit Spekulation, Widersprüchen belastet und auf Langzeitprognosen beruht, die nicht unbedingt Veränderungen der Marktdynamik adäquat berücksichtigen.“
Die Hauptsorge ist, dass Banken keine Kredite mehr an Unternehmen aus dem fossilen Brennstoffsektor vergeben werden, was einer Wirtschaft schaden könnte, die auf diese Energiequellen immer noch angewiesen ist. Diese Kontroverse wird zwar nicht vom Tisch gefegt werden, aber die Märkte sind vermutlich der Regulierungsbehörden voraus, wenn es darum geht, einen Wandel zu erzwingen.