Der US-Dollar gilt als die Leitwährung schlechthin und Finanzakteure überall auf der Welt reagieren auf jede Entscheidung der US-Notenbank. Mit der Nominierung von drei neuen Kandidaten könnte sie nun einen neuen Weg einschlagen und würde dabei ausgerechnet einer Richtung folgen, die von der EZB vorgegeben wurde.
Trendsetterin Christine Lagarde
Als Christine Lagarde kurz nachdem sie 2019 die Präsidentschaft der Europäischen Zentralbank antrat, sorgte sie bei einer Anhörung vor dem EU-Parlament gleich für Empörung. Die Ankündigung den Klimawandel bei der Arbeit der Notenbank mehr berücksichtigen zu wollen, stoß vor allem in konservativen Kreisen auf Widerstand. Ihrer Meinung nach ist die EZB dem Grundsatz der Marktneutralität verpflichtet, was bedeutet, dass bei Anleihekäufen ein Querschnitt des Markts abgebildet werden müsse. Eine Bevorzugung grüner Bonds würde den Markt verzerren. „Eine Geldpolitik, die Explizit umweltpolitische Ziele verfolgt, läuft Gefahr, sich zu übernehmen“, warnte der damalige Bundesbankchef und Deutschlands Vertreter im EZB-Rat Jens Weidmann. Klimaschutz sei zwar ein wichtiges Thema, doch für eine wirksame Klimapolitik brauche es „die richtigen Instrumente und die dafür demokratisch legitimieren Akteure.“ Mittlerweile hat Jens Weidmann sein Amt niedergelegt und Christine Lagarde arbeitet weiter an einer nachhaltigen Transformation des Finanzsystems.
Doch Christine Lagarde steht nicht nur für Klimaschutz, sondern personifiziert auch ein anderes gesellschaftliches Thema – Diversität. In dem 2018 veröffentlichten Papier „The macroeconomic benefits of gender diversity“, wies die spätere erste Frau an der EZB-Spitze bereits darauf hin, dass Diversität zu einer nachhaltig besseren Performance in den entsprechenden Organisationen führt.
Mehr Diversität bei der Fed
Drei vakante Posten sind im Board of Governors of the Federal Reserve System, dem wichtigsten Entscheidungsgremium der Fed, zu vergeben. Mit der im Januar erfolgten Nominierung von Sarah Bloom Raskin, Lisa Cook und Philip Jefferson folgt Joe Biden seiner auf mehr Diversität ausgelegten politischen Agenda. Werden alle drei Kandidaten akzeptiert, bestünde das siebenköpfige Gremium zukünftig aus vier Frauen und zwei Afroamerikanern. Lisa Cook wäre zudem die erste schwarze Frau im früheren Club der alten weißen Männer. Ähnlich wie Lagarde hat Lisa Cook bereits mehrere Abhandlungen über die Auswirkungen von Ungleichheit und Diskriminierung auf die Wirtschaft geschrieben.
Vor einer Anhörung im Senatsausschuss für das Bankwesen am 3. Februar mussten sich die drei Kandidaten insbesondere den Fragen der Republikaner stellen. Lisa Cook geriet dabei aufgrund ihres geisteswissenschaftlichen Hintergrunds in die Kritik. „Die Geldpolitik ist ein sehr starkes und wirkungsvolles Instrument, und ich hätte jemanden mit mehr Erfahrung im Bereich der Geldpolitik erwartet,“ brachte Senator Bill Hagerty die Kritik auf den Punkt. Cook entgegnete der Kritik mit einem Verweis auf ihre Erfahrung unter der Obama-Administration.
Mehr Nachhaltigkeit bei der Fed?
Noch stärker als Cook wurde Sarah Bloom Raskin ins Visier der Republikaner genommen. Geht es nach dem Willen der Republikaner, so besteht die einzige Aufgabe der US-amerikanischen Notenbank darin, für stabile Preise und eine maximale Beschäftigung zu sorgen. Themen der Nachhaltigkeit wie Klimawandel oder Diskriminierung sollten im Kongress diskutiert werden. In der Person von Raskin, die in der Vergangenheit häufiger zum Thema des Klimawandels Stellung bezog, befürchten sie eine Abkehr von diesem geldpolitischen Dogma. Die europäische Debatte um die grüne Wende der Geldpolitik erfährt hier eine Wiederholung. Insbesondere einen im Mai 2020 veröffentlichten Artikel warfen die Republikaner ihr während der Anhörung immer wieder vor. In diesem Beitrag kritisierte sie die Fed dafür, während der Pandemie Hilfsleistungen an Öl- und Gas-Unternehmen und damit an eine sterbende Industrie geleistet zu haben.
Am 15. Februar stimmt der Bankenausschuss über die drei Kandidaten ab. Die Demokraten halten dort nur die kleinstmögliche Mehrheit und ein Fraktionszwang existiert nicht. Mittlerweile haben selbst einige Republikaner schon durchblicken lassen, dass sie zumindest Cook und Jefferson bestätigen werden. Für Raskin und damit für ein Signal einer grünen Wende auch bei der Fed dürfte es jedoch knapp werden.