Die am Mittwoch beschlossene Zinserhöhung um einen Viertelpunkt durch die Federal Reserve fiel wie von vielen erwartet aus. Dennoch bleibt es umstritten, ob eine weitere Straffung der Geldpolitik angesichts der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (NASDAQ:SIVB) (SVB) überhaupt sinnvoll ist.
Der Fed-Chef Jerome Powell verteidigte die Anhebung damit, dass die Implosion der SVB ein "Ausreißer" und das Bankensystem insgesamt "gesund" sei. Im Rahmen der Pressekonferenz nach der Zinsanhebung am Mittwoch sagte er gegenüber der Presse:
"Diese Bank war ein Sonderfall", wobei er darauf hinwies, dass die Kombination aus einem hohen Prozentsatz an nicht versicherten Einlegern (Konten über 250.000 USD) und einem Missmanagement des Durationsrisikos die SVB zu Fall gebracht hat. "Das sind keineswegs Schwächen, die im Bankensystem auf breiter Front vorherrschen."
Das könnte stimmen, auch wenn die Aktien von Regionalbanken (NYSE:KRE) in den letzten Tagen weiter gefallen sind, was darauf hindeutet, dass die Investoren immer noch die Bedeutung der Fed-Politik beurteilen, die in einer Zeit höherer Risiken für den Finanzsektor weiterhin auf Zinserhöhungen drängt.
Eine neue Reihe von Wirtschaftsprognosen, die zur Wochenmitte von der Fed veröffentlicht wurden (der so genannte Dot Plot) zeigt, dass die Zinssätze in diesem Jahr einen Höchststand von 5,1 % erreichen werden, was eine weitere Zinserhöhung impliziert.
Die Fed Funds Futures wiederum lassen einen gemischten Ausblick auf die nächste FOMC-Sitzung am 3. Mai zu. Laut den impliziten Wahrscheinlichkeiten für den Zinsausblick kommt es entweder zu einer Zinspause oder zu einer weiteren Zinserhöhung um 0,25 %.
Die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihen, die besonders empfindlich auf die Geldpolitik der Notenbank reagiert, schwächte sich zur Wochenmitte weiter ab - das lässt vermuten, dass der Rentenmarkt eine weitere Zinserhöhung nicht unbedingt erwartet.
Ein einfaches Modell, das die Arbeitslosigkeit und die Verbraucherpreisinflation berücksichtigt, deutet darauf hin, dass die Politik der Fed auch nach der jüngsten Anhebung um einen Viertelpunkt leicht restriktiv bleibt. (Hinweis: In der nachstehenden Abbildung werden die Arbeitslosen- und Inflationsdaten vom Februar als Schätzwerte für den Monat März übernommen.)
Auch ohne weitere Zinserhöhungen würde der angeschlagene Bankensektor der Wirtschaft Gegenwind bescheren, erklärte Powell. Die Folgen der SVB-Pleite seien "de facto eine Zinserhöhung", sagte er:
"Die finanziellen Bedingungen scheinen sich verschärft zu haben, und zwar wahrscheinlich um mehr, als die traditionellen Indizes anzeigen. ... Die Frage, die sich uns stellt, ist, wie bedeutend das sein wird - in welchem Ausmaß und für welchen Zeitraum. Wir müssen abwarten, wie ernst die Lage ist und ob sie von Dauer ist. Sollte die Lage tatsächlich so ernst sein, könnte das problemlos erhebliche makroökonomische Auswirkungen haben, und wir würden das bei unseren politischen Entscheidungen berücksichtigen."
Diane Swonk, die Chefvolkswirtin von KPMG, sagte dazu:
"Letztendlich stellt sich die Situation so dar: Die Kreditbedingungen werden sich verschärfen, und die Fed hat das erkannt. Die Fed strebt eine langsame Abkühlung an. Sie will die Wirtschaft nicht einfrieren. Und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Wirtschaft durch das Eis einbricht."