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Fernost = Chance - "Showdown in Brüssel oder laue Luft?" - Texas klagt

Veröffentlicht am 09.12.2020, 09:12
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2126 (06:06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2100 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,13. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126,28. EUR-CHF oszilliert bei 1,0770.

Die Finanzmärkte mäandern weiter auf bekannten Niveaus. Die Aktienmärkte halten die hohen Indexstände, die in den letzten Monaten Stück für Stück etabliert wurden (Hintergründe: Gewöhnung an Corona-Lage, Impfstoffe, starkes Fernost, Hilfspakete, tendenziell sich verstärkender Anlagenotstand ).

In den USA mehren sich Warnungen bezüglich der Bewertung der US-Märkte. Diese Analysen sind ernst zu nehmen, da der US-Markt im globalen Vergleich ambitioniert bewertet wird. Das bedeutet aber nicht, dass die beschriebenen Risiken kurzfristig diskontiert werden. Man sollte sie aber im Auge haben.

Das gilt grundsätzlich nicht für die Märkte bezüglich der Bewertung in Fernost (ex Indien), wo Corona weitaus besser im Griff ist, die Ökonomie deutlich besser läuft und Unternehmensgewinne sprudeln (China Industrieunternehmen, Jahresvergleich per Oktober +28%).

Investoren sollten dabei berücksichtigen, dass die Widerstandskraft des fernöstlichen Raumes auch damit zusammenhängt, dass die ökonomische Abhängigkeit dieser Region vom Westen dynamisch abgenommen hat (Struktur!). Die innerasiatischen Verkehre haben in den letzten Jahren dynamisch zugelegt. Damit wurde ein fernöstlicher ökonomischer Mikrokosmos generiert, der die wirtschaftliche Widerstandskraft dieser Region erheblich erhöht hat. Das Freihandelsabkommen RECEP ist Ausdruck dieser Entwicklungen und wird diese Widerstandskraft weiter verstärken, westlicher Wirtschaftskrieg hin oder her.

Die Kernzelle selbstragenden Wachstums der Welt liegt im Westen oder im Osten?


Brexit: "Showdown" in Brüssel oder nur laue Luft?

Der britische Premierminister Johnson reist heute zu persönlichen Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nach Brüssel. Bei einem gemeinsamen Abendessen werden die Brexit-Verhandlungen fortgesetzt. Frau von der Leyen freue sich laut ihrer Twitter-Botschaft darauf, Johnson begrüßen zu dürfen. Das klingt stark nach diplomatischen Protokoll und diplomatischer Floskel.

Die ungelösten Knackpunkte sind hinlänglich bekannt. Das UK will jede Freiheit und umfassenden Zugang in die EU. Nun sind Freihandelsabkommen definiert durch eine partielle Aufgabe von Souveränitätsrechten. Das weiß man auch in London und knickt gegenüber den USA schon jetzt ein.

Nach dem Ablaufen der Übergangsphase wird die britische Regierung die Zölle auf US-Waren wegen der Flugzeugsubventionen aussetzen, um bessere Handelsbeziehungen zu den USA zu gewährleisten (Meldung gestern Abend). Ja, das ist Ausdruck des „Britannia first“ oder ist es doch nur unterwürfige Unterordnung unter "America first", dass britische bilaterale Verhandlungsmacht im Vorwege aufgegeben wird? Was für ein Unterschied des britischen Verhaltens im Vergleich EU zu USA. "Food for thought!"

Ich schätze EU-Chefunterhändler Michel Barnier sehr. Er ist ein professioneller Diplomat, er ist berechenbar und vergreift sich nicht in der Tonalität. Barnier geht davon aus, dass man einem Bruch ohne Abkommen näher sei als einer Handelsvereinbarung. Dem stimme ich zu.

Ich hoffe inständig, dass das Brexit-Drama heute ultimativ abgeschlossen wird, mit oder ohne Handelsabkommen. Die Erfahrung der letzten Jahre impliziert jedoch, dass das Drama um noch einen Akt verlängert wird. Das ist zunehmend grotesk.

Hinsichtlich der EU-Verhandlungsführung gilt, dass die EU kein Selbstbedienungsladen des UK sein darf, so wie der US-Markt für das UK niemals ein Selbstbedienungsladen sein wird. Der "britische Schwanz" wird nicht mit dem "US-Hund" wedeln, oder?


Texas ruft im Streit um Trumps Wahlniederlage Obersten Gerichtshof an

Der Bundesstaat Texas ruft wegen der Wahlniederlage von Präsident Trump den Obersten Gerichtshof an. Der texanische Justizminister wirft in der Klage den Bundesstaaten Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin vor, das Wahl-Verfahren unrechtmäßig verändert zu haben. Auch hätten die Behörden es nicht geschafft, Betrug bei der Briefwahl zu verhindern. Dadurch sei das Gewicht der rechtmäßig abgegebenen Stimmen geschmälert worden.

Bei der Präsidentenwahl am 3. November haben so viele US-Amerikaner wie nie zuvor per Brief abgestimmt. In den Bundesstaaten haben die Behörden angeblich keine Anzeichen für Betrug gefunden. Unregelmäßigkeiten hat es definitiv gegeben. Ob diese den Vorwurf des Betrugs und der Manipulation rechtfertigen, darf diskutiert werden. Anbei der Link zu Unregelmäßigkeiten: https://hereistheevidence.com/analyzer/

Im Obersten Gerichtshof haben konservative Richter derzeit eine Mehrheit. Das Gericht ist nicht verpflichtet, den Fall anzunehmen.

Bezüglich der aktuellen Tendenzen in US-Gerichtsverfahren sieht es für Biden gut aus. Eine Heilung der Spaltung in der US-Gesellschaft ist aber nicht absehbar, im Gegenteil.


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Positive Akzente dominieren

Gemäß Revision stieg das BIP der Eurozone per 3. Quartal 2020 im Quartalsvergleich um 12,5% (Prognose 12,6%, vorläufiger Wert 12,6%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 4,3% (Prognose -4,4%, vorläufiger Wert -4,4%). Die Zahl der Beschäftigten lag in der Eurozone per 3. Quartal 2020 bei 157.386.500 (vorläufiger Wert 157.346.000) nach 155.596.500 Personen im 2. Quartal 2020.

Der ZEW-Index legte per Dezember unerwartet stark von zuvor 39,0 auf 55,0 Zähler zu. Die Prognose lag bei 45,5 Punkten. Der ZEW-Lageindex sank von -64,3 auf -66,5 Zähler (Prognose -66,0 Punkte). Die deutsche Handelsbilanz wies per Oktober einen Überschuss in Höhe von 18,2 nach zuvor 17,8 Mrd. Euro aus. Exporte stiegen im Monatsvergleich um 0,8% nach zuvor 2,3%, während Importe um 0,3% nach zuvor 0,2% zulegten.


USA: Weniger überzeugend

Der NFIB Business Optimism Index (Gemütslage in kleinen Unternehmen) verlor per November von 104,0 auf 101,4 Punkte und markierte den tiefsten Wert seit August 2020. Die Produktivität lieferte im 3. Quartal 2020 einen Anstieg um 4,6% (Prognose 4,9%, vorläufiger Wert 4,9%).


Japan: Starke Performance bei "Machinery Orders"

"Machinery Orders" verzeichneten per Oktober im Monatsvergleich eine Zunahme um 17,1% (Prognose 2,8%) nach zuvor -4,4%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,8% (Prognose -11,3%) nach zuvor -11,5%.


China: Negativer Preisdruck nur temporär?

Die Verbraucherpreise sanken per November im Jahresvergleich um 0,5% (Prognose 0,0%) nach zuvor +0,5%. Die Erzeugerpreise gingen per November im Jahresvergleich um 1,5% (Prognose -1,8%) nach zuvor -2,1% zurück.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1580 - 1.1610 negiert den positiven Bias.

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH



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