■ Warten auf die EZB-Sitzung: Draghi hat Leitzinssenkung und ultralange LTROs im Gepäck
■ Geithner lehnt Fed-Kredite an den IWF zur Bekämpfung der Euroland-Schuldenkrise ab
■ 3-Monats-USD-Tender der EZB und BOBL-Aufstockung im Fokus
■ Erwartete Tagestendenz: etwas leichter
Markttechnik
Der Bund-Future hat sich gestern wieder an die kurzfristige Abwärtstrendlinie (verläuft heute bei 134,80) herangearbeitet, diese aber nicht erreicht. Jetzt ist eine Stabilisierung auf dem Niveau von 134 Punkten angesagt. Heute ist der letzte volle Handelstag im Dezember-Kontrakt, so dass die Handelsaktivität vom Rollen bestehender Positionen in den März-
Kontrakt überlagert werden wird.
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator liegt weiterhin im negativen Bereich, steigt dabei leicht an.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI liegt mitten im Niemandsland der neutralen Zone.
Marktkommentar
S&P’s Mitteilung, die Bonitätsnoten von 15 der 17 Eurolandstaaten sowie des EFSF mit einem Credit Watch Negative zu versehen, beeindruckte den europäischen Staatsanleihemarkt gestern nur wenig. Zwar starteten die 10jährigen Govies durch die Bank weg mit leichten Renditeaufschlägen in den Tag, konnten sich bei eher geringen Umsätzen jedoch im Tagesverlauf
überwiegend davon erholen. Nach der kräftigen Spreadeinengung vom Vortag verbuchten die Peripherie-Govies sogar weitere merkliche Renditerückgänge und waren erneut die Outperformer. Underperformer waren französische OATs mit einer Spreadausweitung um 11 bp zu Bunds. Während sich in der europäischen Politik die Entrüstung über den Schritt von S&P infolge der validen Argumente der Agentur in Grenzen hielt, gouttierten die Anleger diese politische Einmischung, denn nur drei Tage vor dem womöglich entscheidenden EU-Gipfel erhöht sie den Druck auf die Regierungschefs, die deutschfranzösischen Vorschläge für eine deutlich verstärkte Integration der Fiskalpolitik der Euroland-Staaten mitzutragen. Sollten sich nämlich die Regierungschefs tatsächlich darauf verständigen,
würde ein bedeutender Hinderungsgrund für die EZB wegfallen, sich stärker am Staatsanleihemarkt zu engagieren. Bisher hat die Zentralbank Stützungskäufe nur mit erheblicher Zurückhaltung getätigt und dadurch einen Renditeanstieg für z.B. Spanien und Italien auf fast 8% zugelassen, so dass auch von Seiten der Kapitalmarktrefinanzierung zusätzlicher
Handlungsdruck auf die Verantwortlichen ausging. Und diese Politik wirkt offensichtlich, denn die neuen Regierungen in Italien und Griechenland haben die erforderlichen drastischen Sparmaßnahmen für die 2012er Haushalte beschlossen. Aus den USA ist, wie der gestrige Blitz-Besuch von US-Finanzminister Geithner in Europa gezeigt hat, weiterhin keine materiell
zählbare Unterstützung für die Krisenbekämpfung in der Eurozone zu erwarten. Geithner ist zwar einer stärkeren Einbindung des IWF gegenüber aufgeschlossen, lehnt aber zusätzliche Finanzmittel aus den USA – z.B. durch Kredite seitens der Fed – dafür ab. Aus Sicht der US-Regierung ist der IWF erst die zweite Verteidigungslinie nach der Selbsthilfe, die Europa selbst leisten könne. Während die Uhr bis zum EU-Gipfel am Freitag runter tickt und
sich die Anleger deswegen in zusätzlicher Zurückhaltung üben, steht morgen als nächstes Highlight erst einmal die EZB-Ratssitzung an. Nach den jüngsten Draghi-Äußerungen rechnen wir mit einer weiteren Leitzinssenkung auf dann 1,00% und der Ankündigung neuer Langfristtender mit zwei- oder gar dreijähriger Laufzeit, um die erheblichen Verspannungen am Interbankenmarkt zu mildern. Vor dem EU-Gipfel werden die Notenbanker aber keine Geschenke in Sachen Staatsanleihekäufe machen, sondern ihr Pulver diesbezüglich trocken halten. Ohne bedeutende Impulse von Seiten neuer Konjunkturdaten dürften sich die Anleger heute primär für die anstehenden Groß-Events (EZB und EU-Gipfel) positionieren, was vielfach
Inaktivität bedeuten wird. Von größerem Interesse sind am Vormittag der 3-Monats-USD-Tender der EZB, dessen Inanspruchnahme als Gradmesser für die Verspannungen am Interbankenmarkt dient, sowie die Aufstockung der Bundesobligationen (OBL161) um 5 Mrd. EUR. Nach dem in der Presse übertrieben hochgebauschten Flop bei der Emission der neuen 10jährigen Bund von vor zwei Wochen werden die Anleger hier genau hinschauen, ob der „Watch negative“ für Deutschlands AAA-Rating dem Bund die Mittelaufnahme erschwert. Hier rechnen wir jedoch nicht mit einem nochmaligen Fiasko. Das wiederum dürfte die Anleger beruhigen und etwas Mut für wieder mehr Engagements in stärker risikobehaftete Anlagen
machen. Peripherie-Govies und Aktien dürften daher bevorzugt werden, Bunds hingegen etwas leichter tendieren.
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