■ Keine Einigung zwischen IIF und Griechenland über Schuldenrestrukturierung
■ Jetzt sind EU und IWF gefordert – reicht das IIF-Angebot?
■ Heute EU-Finanzministertreffen zu Griechenland, ESM, vertraglicher Umsetzung der Beschlüsse zur verschärften Fiskaldisziplin. Der Handlungsdruck ist hoch.
■ Erwartete Tagestendenz für den Bund-Future: nach freundlichem Start leichter
Markttechnik
Der Bund-Future wurde gestern einen vollen Punkt auf knapp unter 138 durchgereicht und hat dabei glatt das 23,6% Fibonacci-Retracement der Aufwärtsbewegung seit Ende November durchschlagen. Nächste Unterstützung ist jetzt das Intraday-Low vom 5. Januar bei 137.70. Darunter 137.44, 137,15 und insbesondere 136,69 (Low vom 21.Dezember).
MACD-Analyse
Der MACD-Indikator hat am Donnerstag ein Verkaufssignal gegeben und fällt seitdem.
RSI-Analyse
Der 14-Tage RSI liegt in der neutralen Zone, ist Freitag aber deutlich gefallen.
Marktkommentar
Angetrieben von Erwartungen, wonach Griechenland und der IIF am Wochenende zu einer Einigung über die Details des angestrebten Schuldenerlasses der privaten Gläubiger des Landes kommen würden, tendierten safe haven-Govies wie Bunds und Treasuries am Freitag
leichter, während die Anleihen der Eurozone-Peripherieländer dank des vorsichtigen Optimismus weitere Spreadeinengungen verbuchten. Passend dazu konnten die Aktienmärkte sich von anfänglichen Kursrückschlägen erholen (Europa) oder gar weiter zulegen (USA). Wie sich am Wochenende dann aber herausstellte, waren die Erwartungen der Anleger aber
doch etwas zu optimistisch, denn eine Einigung wurde nicht verkündet. Der IIF hat offenbar ein „letztes Angebot“ vorgelegt, das neben dem 50%igen Schuldenerlass und einer Barzahlung eine Umschuldung in 30jährige neue Staatsanleihen mit einer im Zeitablauf ansteigenden Verzinsung von im Durchschnitt 4% beinhaltet. Damit soll der barwertige Verlust für die
Gläubiger auf maximal 70% begrenzt werden. Die Vorgaben des IWF für das zweite Hilfspaket (Begrenzung von Griechenlands Verschuldung auf 120% des BIP in 2020) sind mit diesem Angebot aber offenbar nicht zu schaffen - sonst hätte die griechische Regierung ja sofort zugestimmt. Der Kern des Problems ist dabei nicht ein zu geringes Entgegenkommen der Gläubiger,
sondern vielmehr der unerwartet starke BIP-Rückgang Griechenlands. Um die IWFVorgabe zu schaffen, bräuchte es kräftige konjunkturstützende Impulse für Griechenland, für die wohl nur die EU sorgen kann. Folglich ist auch die EU gefordert. Eile ist in jedem Fall geboten, denn um noch einen ungeordneten Default Griechenlands bei Fälligkeit der nächsten
Anleihe (14,5 Mrd. EUR am 20. März) zu vermeiden, muss eine Lösung binnen Wochenfrist gefunden werden, da das Restrukturierungsangebot an die Gläubiger im Februar umgesetzt werden müsste.
Heute treffen sich die EU-Finanzminister zu Beratungen über den Verhandlungsstand, den ihnen der griechische Finanzminister vorstellen wird. Schlüssel des Ganzen ist die Festlegung der Kuponhöhe der neuen Umtauschanleihen zu sein, denn die Frage ist, bei welchem Niveau
der Umtausch noch als „freiwillig“ für die Gläubiger gelten kann. Hauptberatungsgegenstand sollte eigentlich der Vertragsentwurf für den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM sein, der zur Jahresmitte den EFSF ablösen und über eine Finanzkraft von 500 Mrd. EUR verfügen soll. Über’s Wochenende kamen diesbezüglich aus Italien und Spanien erneut Forderungen nach einer Verdoppelung der ESM-Mittelausstattung auf. Verhandelt wird auch über die Umsetzung der Beschlüsse des letzten EU-Gipfels über eine Verschärfung der Fiskaldisziplin in den Mitgliedsstatten. Und schließlich wollen die Eurogruppen-Finanzminister noch über die Nachfolge von EZB-Präsidiumsmitglied Gonzales-Paramo entscheiden, dessen Amtszeit im Mai endet. Nachdem auch Luxemburgs Notenbankchef Mersch seinen Hut inden Ring geworfen hat, gibt es hier jetzt drei Kandidaten.
In diesem Umfeld dürfte am europäischen Staatsanleihemarkt zu Handelsbeginn die Enttäuschung über die noch nicht erreichte Lösung für die Schuldenrestrukturierung Griechenlands überwiegen und die Anleger vorsichtig in die Woche starten und den Bund-Future mit leichten
Kursgewinnen eröffnen lassen. Dann heißt es Warten auf die Entscheidungen der EUFinanzminister. Der Handlungsdruck ist hier so hoch, dass wir Hoffnung auf einen EU-seitigen Durchbruch in der Griechenland-Frage haben. Für den Bund-Future erwarten wir heute deshalb
unterm Strich neuerliche Kursverluste. Die anstehenden Konjunkturdaten (Geschäftsklima Frankreich, Verbrauchervertrauen Eurozone) treten da klar in den Hintergrund. Auch aus den USA steht nichts Weltbewegendes auf dem Kalender.
Um die gesamte Analyse zu lesen, klicken Sie bitte auf den Anhang