Flüssigerdgas (LNG): Boom im Schwarzen Meer hält an

Veröffentlicht am 26.08.2024, 09:34

Das Schwarze Meer gewinnt innerhalb weniger Jahre massiv an Bedeutung – als Quelle für LNG, das Europa dringend braucht. Der Gasproduzent Trillion Energy will die Produktion vor Ort noch in diesem Jahr deutlich steigern – und ist damit nicht allein.

Wie groß das Potenzial für die LNG-Förderung im Schwarzen Meer ist – SASB und Trillion Energy stehen sinnbildlich dafür. Mitte August informierte das Unternehmen über den Verlauf des jüngsten Perforationsprogramms auf dem SASB Gasfeld. Das Ergebnis: Die Kosten für das Programm hatten sich bereits nach 35 Produktionstagen vollständig amortisiert.

Trillion Energy: Perforation amortisiert sich nach 5 Wochen

Neue Bohrungen hatten in einem gestaffelten Zeitraum vom 9. bis 28. Juli mit der Produktion begonnen und bis zum 14. August 140 Millionen Kubikfuß produziert. Daraus ergibt sich die 35-tägige Amortisationsdauer.

Trillion Energy ist Betreiber des SASB-Gasfeldes vor der türkischen Küste. SASB ist ein konventionelles Gasfeld, das aus zahlreichen Erdgasvorkommen in seichtem Wasser besteht. 2022 begann das Offshore-Team von Trillion Energy mit Bohrungen auf dem knapp 12.400 Hektar großen Feld.

Der Anteil von 49 % an SASB ist derzeit das wichtigste Asset im Portfolio des an der Börse mit knapp 11,5 Mio. EUR bewerteten Unternehmens. Die verbleibenden 51 % gehören dem staatlichen türkischen Mineralölkonzern TPAO.

In der ersten Phase des Programms hatte das Team Bohrungen aus den Jahren 2022 und 2023 perforiert. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Unter dem Meeresboden lagert wie erwartet noch mehr förderbares Gas. Dies schließen die Geologen vor Ort aus Messwerten zu Gasfluss und Bohrlochkopfdruck.

Mittels Perforation stellen Gasförderunternehmen eine Verbindung zwischen Bohrlöchern und dem unterirdischen Gasreservoir her. Je schneller dies funktioniert und je deutlicher die Ergebnisse, desto besser sind – vereinfacht dargestellt – die zu erwartenden Ergebnisse, sprich: desto höher und langlebiger ist potenziell die künftige Gasförderung.

Gasbohrungen reagieren schnell auf Perforation: "Robustes Produktionspotenzial"

Trillion Energy konnte bei drei von vier wichtigen Bohrlöchern rasche und deutliche Erfolge durch die Perforation vermelden. South Akcakoca-2 etwa, so meldete es das Unternehmen am 14. August, "produziert seit 36 Tagen und stabilisiert sich bei etwa 2,75 MMcf/d".

Und auch die weiteren Ergebnisse des Perforationsprogramms lesen sich so. Guluc-2 produzierte über drei Wochen mit einer durchschnittlichen Produktion von 2,0 MMcf/d und anschließend mit einer stabilen Rate von etwa 1,25 MMcf/d.

Bei Akcakoca-3 trat zunächst kein Gasfluss auf. Da jedoch der Bohrlochkopfdruck stetig von 100 psi auf 478 psi anstieg, wird erwartet, dass auch hier bald Gas fließen wird. Lediglich West Akcakoca-1 produzierte über zwei Wochen mit einigen Unregelmäßigkeiten durchschnittlich 0,60 MMcf/d, ohne sich zu stabilisieren.

Trillion Energy CEO Arthur Halleran sieht in den Resultaten einen "klaren Hinweis auf das robuste Produktionspotenzial des Feldes". Bis zum Ende dieses Jahres will Trillion Energy die Erdgasförderung auf 8,5 Mio. Kubikfuß pro Tag steigern.

Europa braucht Erdgas aus dem Schwarzen Meer

Die europäischen Hoffnungen auf die Flüssiggasreserven unter dem Schwarzen Meer waren groß – und scheinen sich zu bewahrheiten. In der Region ist ein regelrechter Boom ausgebrochen, der Europa dem Ziel einer von russischen Lieferungen unabhängigen Energieversorgung näherbringen könnte.

Die Türkei hat das Potenzial längst erkannt. Laut dem jährlichen Erdgasbericht der türkischen Regulierungsbehörde für den Energiemarkt (EMRA) stieg die gesamte Erdgasproduktion des Landes im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 112,55 % auf 807,28 Millionen Kubikmeter.

Das größte Gasfeld und hauptverantwortlich für den Zuwachs im vergangenen Jahr ist Sakarya, das 2020 entdeckt wurde und auf Gasreserven im Umfang von 700 Mrd. Kubikmeter taxiert wird. Eigentümer von Sakarya ist der Trillion Energy-Partner TPAO.

Türkei und Rumänien treiben Gasproduktion voran

Die Türkei will mit dem Gas aus dem Schwarzen Meer nicht nur ihren eigenen Bedarf decken, sondern auch nach Europa exportieren – etwa in die Balkanländer, die bislang stark abhängig von russischen Lieferungen sind.

Neben der Türkei spielt Rumänien eine entscheidende Rolle. Der EU-Mitgliedstaat verfolgt in der Energiepolitik mehrere Ziele. Zum einen ist ein Projekt zum Kauf von Flüssigerdgas (LNG) aus Aserbaidschan angedacht. "Angesichts der Bedeutung Rumäniens als Kanal für aserbaidschanisches Gas nach Europa könnte dieses mögliche Abkommen beiden Ländern und der EU zugutekommen", hatte der rumänische Energieminister Sebastian-Ioan Burduja im April die Pläne beworben.

Doch Rumänien setzt auch auf eigene Produktion im Schwarzen Meer. Im Histria-Becken liegt das Ana-Gasfeld, dem Reserven von gut 7 Mrd. Kubikmeter bescheinigt werden. Ana bildet zusammen mit dem Gasfeld Doina das Midia Gas Development Project (MGD-Projekt).

Ungleich größer ist das Projekt Neptun Deep, das ab 2027 produzieren soll. Neptun Deep werden gewinnbare Ressourcen von 100 Mrd. Kubikmeter zugeschrieben. Die jährliche Produktionskapazität soll 8 Mrd. Kubikmeter erreichen.

Trillion Energy sieht sich angesichts wieder steigender Gaspreise mit SASB heute und in der Zukunft gut aufgestellt. Das Gasfeld produziert, ist aber noch nicht vollständig erschlossen. Deshalb besteht Potenzial für eine langfristige Produktion an dem Standort. Die bis 2032 datierte Lizenz jedenfalls kann bis 2042 verlängert werden.

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