Der globale Risiko-Abverkauf gewinnt aufgrund von Bedenken, dass die Konjunkturerholung nach dem Coronavirus sich aufgrund neuer Ansteckungswellen eventuell schwierig gestalten könnte und dass die Spannungen zwischen den USA und China die Weltwirtschaft weiter daran hindern könnten, sich mit solider Geschwindigkeit zu erholen, an Momentum.
Die Vereinten Nationen warnten davor, dass die Coronavirus-Krise vier Jahre des Wachstums zunichtemachen und 130 Mio. in die extreme Armut bringen könnte. Sollten die Wiedereröffnungspläne für die Geschäftswelt weltweit scheitern, könnten diese Zahlen stark ansteigen und im nächsten Jahrzehnt ein schlimmeres wirtschaftliches Bild zeigen.
Und die Zentralbanken senden ein SOS aus. In seiner Rede gestern warnte der Chef der Federal Reserve (Fed) vor einem längeren Zeitraum der Rezession von der Pandemie und bat das Weisse Haus darum, mehr steuerliche Anreize zu setzen, um gegen die Auswirkungen eines starken Konjunkturabschwungs vorzugehen. Die US-Regierung zeigte sich jedoch bereits grosszügig und liess Rekordausgaben zu, um den amerikanischen Unternehmen dabei zu helfen, diese schweren Zeiten zu überstehen. Und sowohl die US-Regierung als auch die Fed werden sicherlich sowohl an der steuerlichen als auch an der geldpolitischen Front auf mehr Anreize drängen, um die US-Wirtschaft zu unterstützen, das ist nicht das Problem. Das Problem ist folgendes: Fängt Powell an, den Ball an das Weisse Haus abzugeben, so sendet dies die Botschaft aus, als würde der Fed die Munition ausgehen. Die Fed könnte neben den Staatsanleihenkäufen noch mehr tun: sie könnte auf negative Zinsen setzen und Unternehmensaktien in ihre massiven Bestände aufnehmen, nachdem sie die Zinsen bereits in Richtung Null gesenkt und versprochen hat, einen unbegrenzten Betrag an Staatsschulden zu zahlen. Aber in der unmittelbaren Zukunft ist es besser bei den aktuellen gemeinsamen Anreizen zu bleiben: die Regierung emittiert Schulden, die Fed druckt das Bargeld, um sie zu kaufen. Eine erfolgreiche Mischung; die Anleger finden sie gut und wollen mehr.
Der S&P 500 (-1,95%), der Dow (-2,17%) und der Nasdaq (-1,55%) brachen aufgrund der schlechten Nachricht ein, dass das Coronavirus die Wirtschaften länger als erwartet belasten wird, und da die Reaktion der Fed und des Weissen Hauses beschränkt ausgefallen ist. Das Schlechte an diesen Anreizmassnahmen ist, dass sie den Anlegern vorübergehend Abhilfe bieten, aber dass da Ganze nicht anhält. Die Anleger brauchen immer mehr Anreize, während die steuerlichen und geldpolitischen Anreizmassnahmen zunehmend die Fed-Bilanz und das Budget des Landes belasten.
Erhalten die Anleger keine weiteren Anreize, so könnte der Marktrückzug stärker werden.
Die Bank of England (BoE) will mehr Staatsanleihen kaufen, um die erhöhten Regierungsausgaben zu finanzieren, wie man ITV News am Mittwoch mitteilte.
Aber Baileys Verpflichtung zu aggressiven Anleihenkäufen konnte die Anlegerstimmung bei den FTSE-Aktien nicht verbessern. Die Aktivität der FTSE- Futures (-0,92%) deutet für Donnerstag einen bärischen Start an. Cable fällt in einem Muster mit niedrigeren Hochs und niedrigeren Tiefs und bereitet sich darauf vor, die Unterstützung bei 1,22 zu überkommen. Eine weitere zurückhaltende Änderung der Einstellung der BoE könnte die britischen Aktien unterstützen, aber auch das Pfund um die 1,20-Marke gegenüber dem Greenback, da man von einem geringeren wirtschaftlichen Schaden nach dem coroavirusbedingten Finanzchaos ausgeht. Aber die Brexit-Unsicherheiten und die zunehmende Wahrscheinlichkeit, dass man sich ohne Abkommen von der EU trennen wird, könnten die Anleger weiterverfolgen.
Die US-Dollarnachfrage bleibt solide, da die Anleger risikoreiche Anlagen verkaufen und sich auf den Greenback und die US-Staatsanleihen stürzen, um sich schnell in Sicherheit zu retten.
Der USDJPY bleibt über der 107-Marke im Angebot und Gold trifft jenseits der 1700 USD pro Unze auf zaghafte Angebote. Die Anleger zögern weiter, da Gold nur begrenzt fähig ist, vor einem beschleunigten Risiko-Abverkauf zu schützen, aber die zunehmenden Marktbedenken könnten das Aufwärtspotenzial des Goldes freisetzen und einen Anstieg in Richtung der 1800 USD-Marke bewirken.
Der EURUSD bleibt um 1,0820 im Angebot und dürfte seine Verluste aufgrund der zunehmenden Bedenken, dass der Spielraum der Europäischen Zentralbank (EZB) durch den Widerstand Deutschlands im Zusammenhang mit ihren massiven Anleihenkäufen beschränkt sein könnte, ausweiten. Stellt Deutschland der EZB in einem so wichtigen Anreizmarathon ein Bein, könnte der Euro die Unterstützung der Anleger verlieren und gegenüber dem US-Dollar in den kommenden Monaten in Richtung der Parität abrutschen.
Die Ölnachfrage scheint um 25 USD pro Barrel ihre Obergrenze erreicht zu haben, da selbst eine überraschende Kontraktion der US-Ölbestände in der letzten Woche den Ölpreisen am Mittwoch keinen Auftrieb verleihen konnte. Der erneute Pessimismus hinsichtlich einer globalen Erholung betont das bestehende Problem, dass die globale Nachfrage austrocknet und hält die Öl-Bullen davon ab, vor dem Auslaufen des Juni-Kontrakts mehr zu kaufen. Die aktuelle Preiskonsolidierung des Öls könnte die Ruhe vor dem Sturm bedeuten. Wird der Abverkauf der globalen Aktien intensiver, so könnte Öl kurzfristig nachgeben.
Zuletzt bleibt der AUDUSD unter seinem gleitenden 100-Tagesdurchschnitt im Angebot, da die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit ihren höchsten Wert seit September 2015, 6,2%, erreicht hat, auch wenn die Zahl deutlich unter dem Konsens der Analystenerwartungen von 8,3% geblieben ist. Was den Kiwi angeht, so haben die Verkäufer um 0,60 die Oberhand.