Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0860 (08.32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0832 Asien-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 122.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.0805.
Wie von der überwältigenden Mehrheit der Marktteilnehmer erwartet wurde, hat die Federal Reserve das Zinsband von 0,00-0,25% auf 0,25-0,50% angehoben. YES, the FED can! Die Marktreaktion fiel nur moderat aus. Die erste Reaktion fiel wie erwartet aus, der Markt reagierte volatil und suchte seine Richtung. Schlussendlich wurden die Aussagen der Notenbank-Chefin Yellen für glaubwürdig aber erwartet vorsichtig eingestuft und der Dollar kann vorerst leicht zulegen.
Dabei gab es eigentlich keine neuen Aussagen, die wegweisende Erwartungen schaffen. Das bisher lautende Credo, wonach sich die FED auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Inflationserwartungen fokussieren wird, hat auch nach dem Zinsentscheid Bestand. Die niedrige Inflation wird trotz der sich fortsetzenden Rohstoffbaisse als vorübergehend eingestuft. Genau so rechnet die FED nicht mit einer weiten Aufwertung des US-Dollars. Sollte die FED Zinserhöhungsfantasien weiter positiv beeinflussen, ist die weitere Aufwertung der Währung wahrscheinlich. Und hier kommen die bereits gestern angesprochenen „Dots“, also die Zinsprojektionen der FED ins Spiel.
Um in die Nähe des nicht geänderten Zielwertes von 1,375% Ende 2016 zu gelangen, müsste im Durchschnitt jedes Quartal eine Zinserhöhung um 0,25% gelingen. Die Märkte sind deutlich skeptischer und gehen in der Mehrheit von „nur“ 2-3 Zinsschritten aus. Für 2017 und 2018 wurden die Zinssätze war leicht korrigiert. Aber die 2016-Prognose wird uns zu jedem Termin an dem der Offenmarktausschuss zusammenkommt, neue Diskussionen um einen weiteren Zinsschritt bringen. Wir behalten unsere passive Grundhaltung bei und sehen hier nur die erste von wenigen Zinserhöhungen, bevor man sogar über wieder Senkungen sprechen wird.
Der EUR/USD-Kurs bewegt sich um die Unterstützung von 1,0850. Eine wirkliche Aufwertung für den US-Dollar ist hier nicht auszumachen, dafür sind die Zweifel am oben aufgeführten FED-Wording zu stark. Kurse im Wohlfühlbereich von 1,06-1,10 sollen in den kommenden Wochen Bestand haben. Die angekündigten „graduellen“ Zinsschritte setzen den Devisenmarkt keinesfalls in Euphorie. Dagegen zeigen sich die Wertpapiermärkte deutlich im Aufwind, im frühen Handel legt der DAX sehr stark zu (auf 10.750 Zähler) und liefert wieder klare Signale für ein Umspringen der Börsenampel auf „grün“ oberhalb von 10.620 Punkte.
Auch Bondrenditen fallen im Nachgang wieder. Besonders Titel aus der Peripherie sind heute Morgen gesucht.
Wenig erbaulich zeigen sich die Zahlen aus dem US-Industriesektor. Ein schon rückläufiger Vormonatswert der Industrieproduktion (-0,2%) wurde nochmals abgeschwächt auf -0,4%. Umso ernüchternder ist der aktuelle Monatswert von -0,6%. Der Negativtrend, der vor zwei Monaten begonnen wurde, baut weitere Abwärtsdynamik auf, so dass dieser Monatsrückgang der schärfste seit 3,5 Jahren war. So war die Automobilproduktion erstmals seit August 2008 rückläufig.
Im Jahresvergleich ist die Industrieproduktion im November erstmals seit 2009 (Krisenszenario) wieder rückläufig (-1,17%) ausgefallen!
Zu einem Teil erklärbar ist der Rückgang aufgrund milder Wettertemperaturen, denn zur Industrieproduktion erzählen u.a. auch Stromerzeugung. Auch Mining gehört dazu. Hiermit ist die rückläufige Ölproduktion in den USA gleichzusetzen, die aufgrund des Ölpreisverfalls in vielen Fällen nicht mehr rentabel ist und für Schließungen von Förderlöchern sorgt Das verarbeitende Gewerbe lieferte dagegen stabile Werte.
Deutlich positiv überraschte der US-Hausmarkt im November. Hier gab es zwei deutliche Überraschungen:
Baugenehmigungen legten um 11,0% zu. Es wurde im Vorfeld von weniger neu ausgestellten Genehmigungen ausgegangen.
Baubeginne nahmen deutlich um 10,5% zu.
Unter dem Strich besteht im Immobilienmarkt kein Grund zur Euphorie trotz dieser beachtenswerten Zahlen. Die extrem gelockerten und niedrigen Standards in der Kreditvergabe sind eine unkonventionelle Subvention und erinnern in Zügen an Zeiten vor 2008! "The housing sector has improved further“ wie die FED konstatiert, ist wenn überhaupt nur in Ansätzen nur quantitativ nachvollziehbar.
Neben der stark auf den Zinstermin gerichteten Aufmerksamkeit mausert sich die Eurozone zurück zu wirtschaftlicher Stärke. Wie die einzelnen Einkaufsmanagerindizes vermuten ließen, ergab der Sammelindex für die Eurozone grundsolide Werte.
Trotz eines Rückganges des Composite (Schnittmenge aus Industrie- und Dienstleistungsunternehmen) von 54,2 auf 54,0 Punkte stellt sich das Wachstum auf den höchsten Stand seit 4,5 Jahren.
Weiter zulegen konnten die Industrieunternehmen, die ihre Produktionsmenge so stark wie zuletzt vor 20 Monaten ausweiten konnten und um 0,3 Punkte auf 53,1 Zähler stieg. Bemerkenswert ist der Umstand, dass der Dienstleistungssektor sich gleichzeitig abschwächte (von 54,2 auf 53,9).
Eine insgesamt gute Auftragslage in der gesamten Eurozone lässt die Firmen weiter Personal aufstocken, der Jobaufbau fiel so stark aus wie seit 55 Monaten nicht mehr, im Dienstleistungssektor liegt der Wert bei einem 61-Monats-Hoch.
Trotz der florierenden Geschäfte sind weitere Maßnahmen der europäischen Geldpolitiker im ersten Halbjahr ein heißes Thema. Nachdem sich die EZB zuletzt weniger expansiv als angedacht zeigte, besteht noch Handlungsspielraum, den sich die Notenbanker offen halten werden. Gerade der sich weiter fortsetzende Verfall des Ölpreises lässt die erwarteten Preiseffekte nicht oder nur später eintreten als bisher gedacht. Dabei liegt das 2015-Wachstum der Eurozone deutlich über den zu Jahresbeginn antizipierten 1,0 Prozent! Die Kernrate liegt auch diesen Berichtsmonat bei 0,9% - dies sind keine Gründe kurzfristig wieder expansiv zu werden. Durch den Jobaufbau sind weitere Effekte zu erwarten, die die Konjunktur stützen und die Staatsausgaben für Sozialleitungen senken. Das Wachstum der Eurozone sollte 2016 zulegen und zwischen 1,7 und 2,0 Prozent liegen.
Das US-Öl WTI fiel auf ein 7-Jahres-Tief nachdem die US-Lagerbestände überraschend deutlich gestiegen sind und auf dem höchsten Stand seit 1930 (!) zu diesem Zeitpunkt des Jahres liegen.
Wir danken für Ihr Interesse an unserem Forex Report in diesem Jahr. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes Fest, besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch in das Jahr 2016! Der erste Forex Report im neuen Jahr wird am 05. Januar versendet. In der Zwischenzeit empfehlen wir den Jahresausblick für 2016!
Ihre
Folker Hellmeyer Petros Tossios Moritz Westerheide
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0520 – 50 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
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