Der Euro eröffnet heute (07.51 Uhr) bei 1,3552, nachdem Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden im US-Geschäft bei 1,3473 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98,47. In der Folge notiert EUR/JPY bei 133,45, während EUR/CHF bei 1,2355 oszilliert.
Wir sprachen im Forex Report in den vergangenen Wochen von Finanzhollywood. Wir belegten das Thema „Showdown“. Die politische Elite der USA hat punktgenau diesen Erwartungshorizont bedient. Bezüglich der aktuellen Wendungen gilt der Verweis auf die Rubrik „Letzte Nachrichten“.
Dieses Spiel mit dem Feuer eines globalen Extremunfalls ist vorerst abgeschlossen. Der Schaden für die USA und ihre Glaubwürdigkeit ist jedoch beträchtlich. Peking nimmt vollständig zurecht das Thema „Entamerikanisierung“ in den Mund. Die Rolle der USA als Halter der Weltleitwährung ist durch diese neue Folge des Finanzhollywood erheblich beschädigt. Einer der tiefer liegenden Gründe der aktuellen Problematik ist darin zu sehen, dass sich die USA spalten. Die ideologisierte Tea-Party ist stark in den ländlich geprägten Regionen, vor allen Dingen des Südens, während in den Wirtschaftszentren und Städten pragmatische und realitätsnahe Politikansätze vertreten werden. Dieser Bruch in der Gesellschaft stellt ein zunehmendes Risiko für die Handlungsfähigkeit der USA dar.
Das gilt auch für die Rolle als Verfechter der Werte von Freiheit und Demokratie. Unilateralismus ohne Anerkenntnis internationalen Rechts, globale NSA-Informationsabschöpfung, Bruch internationalen Rechts (Kriege), Diskriminierung von Nicht-Amerikanern und Einschränkung der Freiheitsrechte in den USA sind Merkmale, die diesen Ansprüchen diametral entgegen stehen. Warren Buffet liegt richtig, dass verspieltes Vertrauen, wenn überhaupt, nur sehr langsam zurückgewonnen werden kann.
Das Fazit, das für die Eurozone aus dieser Konstellation der US-Politik zu ziehen ist, liegt auf der Hand. Sukzessive Emanzipation von der Determinations- und Führungsfunktion der USA in evolutionärer Form muss die Konsequenz aus den Erfahrungen seit der LTCM-Krise und den nachfolgenden Fehlentwicklungen sein.
Die politische Elite der USA hat mit dem gestern erreichten Kompromiss Zeit gewonnen. Der Haushalt ist bis Anfang Januar gesichert. Das Schuldenlimit wird erhöht, so dass bis Anfang Februar ein Zahlungsausfall der USA vermieden werden kann. Diese Lösung ist damit aber kein großer Wurf. Es handelt sich um einen Minimalkompromiss. Entsprechend folgt eine Fortsetzung der Auseinandersetzung.
Es ist in Hollywood üblich, dass Serien oder Filme, die das Publikum in den Bann gezogen haben, eine Fortsetzung erfahren. Sowohl schlechte Serien und Filme (Trash) als auch hochwertige Serien und Filme erfahren dieses Schicksal der Fortsetzung.
Der US-Politthriller erfährt eine Fortsetzung. Über die Qualität sprechen wir hier nicht … Was darf man erwarten? Ziel des Minimalkompromisses ist es, die Haushaltspolitik nachhaltiger zu gestalten, um Defizite abzubauen. Damit ist das Motiv positiv. Die USA hinken der Eurozone in Reformen des Fiskalstatus weit hinterher. Der Sequester ist keine Strukturpolitik. Das gilt um so mehr, als dass er massiv unterlaufen wurde. Die laut angekündigten Reduktionen im Rahmen des Sequesters wurden per 2013 durch Gesetzgebungsmaßnahmen mit diskretionären Ausgaben massiv ausgehebelt.
Wir geben den USA von Seiten der Verfasser des Forex Reports Kredit. Die Chance sinnvoller Strukturpolitik ist jetzt in diesem Zeitfenster gegeben. Wenn die USA wirklich Interesse an der Aufrechterhaltung ihrer Machtbasis haben, dann nutzen sie dieses Zeitfenster intensiv. Das Problem der gespaltenen US-Gesellschaft ist dabei sicherlich wenig förderlich. – Good luck!
Die Verbraucherpreise der Eurozone legten per September laut finaler Berechnung im Monatsvergleich um 0,5% und im Jahresvergleich um 1,1% zu. Damit wurden die Markterwartungen voll erfüllt. Der Potpourri politischer Risiken hat sich auf die Preisinflation belastend ausgewirkt. Der größte Teil dieser Risiken (Euro-Defizitkrise, Berlusconi, Syrien, Iran, USA 1. Teil) ist abgearbeitet. Die Wahrscheinlichkeit einer Bodenbildung der Preisinflation ist erheblich.
Die Handelsbilanz der Eurozone lieferte in der nicht saisonal bereinigten Fassung per August einen Überschuss in Höhe von 7,1 Mrd. Euro nach zuvor 18,0 Mrd. Euro. Der August ist wegen der Urlaubssaison immer ein relativ schwacher Monat. Im Vorjahr stellte sich der Überschuss auf 4,6 Mrd. Euro.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstands bei 1.3700 – 1.3730 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!