Draghi mit Verbalakrobatik - geldpolitische Lockerung wird in Aussicht gestellt
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1111 (08.00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1068 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.61. In der Folge notiert EUR/JPY bei 134.00 EUR/CHF oszilliert bei 1.0812. Gestern wurden eine Reihe von Konjunkturdaten in den USA veröffentlicht, doch der Fokus lag ganz eindeutig beim EZB-Präsidenten Mario Draghi. Gestern hat er eine Lockerung der Geldpolitik für Dezember in Aussicht gestellt und somit den EUR/USD-Kurs bis auf 1,1068 geschwächt. „Der EZB-Rat sei gewilligt und fähig zu handeln, indem er alle gelpolitischen Instrumente innerhalb seines Mandates nutzt“, äußerte sich Draghi.
Wir stellen uns hier die Frage, welche Maßnahmen werden von der EZB ergriffen? Hier erscheint uns eine Anpassung und Erweiterung des QE wahrscheinlicher, als eine Zinssenkung. Es wurde u.a. im Rat über ein Absenken der schon negativen Einlagezinsen gesprochen, die quasi Parkgebühren für Zentralbankguthaben sind.
Des Weiteren sehen wir hier einen weiteren Grund für die US-Notenbank Fed ihre Zinserhöhungsphantasien weiter aufzuschieben. Wir bleiben weiterhin gespannt.
Kommen wir zu den Daten aus den Vereinigten Staaten. Die Daten zur Arbeitslosenunterstützung in den USA kamen besser als von Experten erwartet. Das US-Arbeitsministerium meldete in der letzten Woche 259.000 Erstanträge für Arbeitslosenhilfe. Die Prognosen lagen hier bei 265.000. Der Vierwochen-Schnitt der Erstanträge liegt bei 263.250. Dies ist der niedrigste Stand seit Dezember 1973 (!!!). Der Wert dieser Zahlen ist aber aufgrund der fragwürdigen statistischen Ermittlungsmethoden für uns nicht mehr gegeben.
Der Absatz bestehender Eigenheime in den USA ist stärker gestiegen als prognostiziert. Der Absatz im September stieg von annualisierten 5,31 auf 5,55 Millionen Einheiten. Die Prognosen von Marktexperten lagen bei lediglich 5,38 Millionen. Im Vergleich zum September 2014 bedeute dies ein Anstieg der Verkäufe um 8,8 Prozent.
Der Chicago Fed National Activity Index hat sich im Monat September minimal verbessert, bleibt aber weiterhin im negativen Bereich. Demnach hat sich die Wirtschaftsaktivität in den USA für den September auf gedämpftem Niveau minimal vom Vormonat -0,41 auf -0,39 verbessert. Im Juli lag der „CFNAI“ noch bei deutlich bei 0,51 im positiven Bereich. Seit Beendigung des Taperings Ende 2014 sind die Entwicklungen deutlich negativ.
Der US-Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board für den Monat September im negativen Bereich. Der Indikator für die Entwicklung der US-Wirtschaft fiel auf -0,2 Prozent. Die Prognosen lagen bei 0,0 Prozent. Im Juni lag der Frühindikator noch bei +0,6 Prozent.
Wie gestern im Forex-Report angekündigt, sollte man sich die Frühindikatoren des Conference Boards und der OECD genauer anschauen und vergleichen. Auffällig ist die Divergenz der Datenqualität. Der US-Indikator zeigt in der unten angegebenen Zeitreihen fast ausschließlich steigende Werte. Der Indikator der OECD dagegen ist stetig fallend für die USA seit Ende 2014.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0980 – 1.1010 neutralisiert den positiven Bias des Euros. Viel Erfolg!