Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0583 (07.28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0569 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 122.75. In der Folge notiert EUR/JPY bei 129.90. EUR/CHF oszilliert bei 1.0912.
Die Ignoranz positiver Konjunktur- und Strukturdaten aus der Eurozone setzt sich an den Devisenmärkten fort (siehe unten).
Es gab Zeiten an den Devisenmärkten, da wurden Währungen wegen Handelsbilanzdefiziten, Haushaltsdefiziten oder auch maladen Konjunkturlagen bewertet. Das galt allen voran für den Euro in der jüngeren Geschichte, als diese Themen als Belastungsfaktor für den Euro herangezogen werden konnten!
Nachdem diese Negativmerkmale in der Eurozone weitgehend abgestellt sind, scheint es erforderlich zu sein, diese Aspekte auszublenden, da sie in der Tat im relativen Vergleich und der bezüglich der vorherigen Prognosen gegen USD, GBP oder JPY sprechen würden.
Heute scheint es so, als dass nur ein unterstellter divergenter Zinstrend ausschlaggebend ist. Die Frage, wie die US-Wirtschaftsstruktur (hohes Finanzleverage) eine Zinswende unfallfrei verträgt, wird dabei am Markt beispielsweise nicht beleuchtet.
Dabei spricht die Eröffnung der Feiertagskonsumbonanza in den USA Bände:
Der bezüglich der US-Konsumfreude, aber auch der Konsumabhängigkeit des US-BIP viel beachtete „Black Friday“ konnte die in ihn gesetzten Erwartungen mit einem Absatzminus in Höhe von 10% auf nun nur noch 10,4 Mrd. USD nicht erfüllen. Der in diesen Daten berücksichtigte Anstieg des Online-Absatzes um 10% auf 1,7 Mrd. USD ändert an dem enttäuschenden Ergebnis nichts.
Aber wen interessieren schon Fakten ….
Fakt ist, dass die in dieser Woche stattfindende EZB-Ratssitzung ihre Schatten wirft. Lange im Vorwege hat sich die EZB vorfestgelegt. Diese frühzeitige Vorfestlegung nimmt den aktuellen Konjunkturverlauf als bestimmenden Katalysator der Zins- und Geldpolitik aus dem Spiel, der nach wie vor von hoher Widerstandsfähigkeit bezüglich der globalen Dynamikverluste geprägt ist und in der Tendenz überwiegend positive Überraschungen liefert.
Fakt ist, dass die Eurozone mit dem besten Konjunktur- und Strukturbild seit 2011 aufwartet und gleichzeitig die schwächsten Niveaus seit 2003 gegenüber dem USD markiert, während die US-Konjunktur das schwächste Niveau seit 2012 anpeilt und die Strukturlage keine Ansätze von Heilung erkennen lässt.
Die EZB wird bezüglich der Vorfestlegung liefern müssen. Die Erwartungshaltung der Märkte ist bezüglich der weiteren Maßnahmen ausgeprägt.
In der letzten Woche wurden an dieser Stelle Fliehkräfte in der EU und Eurozone thematisiert, die eine politische Hypothek für die Bewertung des Euros darstellen. Die aktuelle Hinwendung zur Türkei (siehe Rubrik „Letzte Nachrichten“) stellt eine Fortsetzung der Erweiterungs- und Assoziierungspolitik dar, die die jetzigen Fliehkräfte erst ermöglichten. Je ausgeprägter die Maßnahmen der EZB ausfallen werden, desto gespaltener wird die Gemütslage in dem EZB-Rat ausfallen. Diese Entwicklung ist ein langfristiges Risiko für den Fortbestand der Eurozone und entsprechend eine Belastung für den Euro.Bei einer verschärften Gangart der EZB in Richtung laxer Politikansätze wird dieses Thema aus Sicht des Autors virulenter und damit die aktuelle Bewertung aus politischer Sichtweise fundamental robuster.
Fazit: Die politische Hypothek des Euros wächst.
Aus Gründen der Kontinuität wollen wir an dieser Stelle nicht auf die Kommentierung der Wirtschaftsdaten verzichten, auch wenn sie offensichtlich weder für Entscheidungsträger im Zentralbanksektor noch für den Finanzmarkt von herausragender Bedeutung sind.
Falls sie in diesem Statement Ironie bezüglich der anzustrebenden Professionalität aller Marktteilnehmer erkennen wollen, ist das Ihnen überlassen.
Der bedeutende Economic Sentiment Indicator der Eurozone setzte auch am Freitag einmal mehr positive Akzente.
Unerwartet verharrte dieser Index per November bei 106,1 Punkten. Der Vormonatswert wurde von 105,9 auf 106,1 Punkte nach oben revidiert. Die Prognose lag bei 105,9 Zählern. Damit markierte der Index trotz der politischen Verunsicherungen den höchsten Wert seit Mai 2011!
Der Blick auf diesen Index mit Frühindikatorqualität wirft die Frage auf, ob Extremmaßnahmen der EZB zum aktuellen Zeitpunkt die notwendige sachliche Grundlage aufweisen. Wäre nicht jeder andere Zeitpunkt, insbesondere im Zeitfenster 2012/13 sachlich angemessener gewesen?
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0820 – 50 neutralisiert den negativen Bias.
Viel Erfolg!
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