Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0785 (07.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0778 heute im frühen europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.20. In der Folge notiert EUR/JPY bei 129.60. EUR/CHF oszilliert bei 1.0468.
Das Griechendrama setzt sich fort und stellt den maßgeblichen Belastungsfaktor für die Bewertung des Euros dar. Unsere Kanzlerin Merkel kann Brücken bauen. Die Griechen müssen aber auch gewillt sein, die ausgestreckte Hand anzunehmen. Kein Land hat in der aktuellen Krise bezüglich der Abschirmung und des freiwilligen Schuldenschnitts mehr finanzielles Entgegenkommen erhalten als Griechenland.
Erkennbar ist im aktuellen Umfeld, dass die Verhandlungsposition Athens unter den geopolitischen Aspekten voll ausgereizt wird. Die im Raum stehende Entscheidung sich im Zweifelsfall Moskau/Peking anzunähern, kreiert definitiv weder in Berlin, Brüssel und bei den Kollegen der „five eyes“ Freude. Hier ist der Grund für die Konzilianz der deutschen Kanzlerin zu suchen, die sich von der Verbalakrobatik der Vergangenheit durchaus inhaltlich abhebt. Fakt ist, dass sich Athen mit dieser Form der Politik unterschwellig markant innerhalb der EU isoliert.
Unverändert ist eine kurzfristige Lösung des Griechendramas nicht erkennbar. Ergo ist eine Entlastung des Euros bezüglich dieses Themas derzeit nicht auf der Agenda.
Die Eurozone ist aber eben nicht nur Griechenland. Nahezu alles außerhalb des politischen Verantwortungsbereiches Athens läuft gut und zumeist besser als erwartet. Das gilt für Struktur- als auch Konjunkturdaten. Wo ist die Lernkurve in Athen Herr Tsipras?
Spaniens Wachstum bleibt sportlich. Spaniens Wirtschaft hat einen guten Start ins Jahr hingelegt. Das BIP sollte im 1. Quartal um rund 0,8% zugelegt haben (Quelle
Wirtschaftsministerium).
In Deutschland läuft der Arbeitsmarkt wie einst der Käfer (er läuft und läuft …). Im Gegensatz zu den USA nimmt die Partizipation am Arbeitsmarkt zu. Ja, die Quote hat sich im Jahresvergleich nur von 6,8% auf 6,5% verringert, aber die Beschäftigung hat in dieser Phase um 388.000 auf einen neuen Rekordwert von 42.827.000 zugenommen.
Der deflationäre Preisdruck hat sich aus Deutschland verabschiedet. Maßgeblich waren exogene Faktoren (Energie) für den Ausflug in das deflationäre Preisumfeld verantwortlich. Per März stellte sich der Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresvergleich laut vorläufigen Berechnungen auf 0,3% nach 0,1% (Monatsvergleich +0,5%). Im Chart ist der aktuelle Wert noch nicht inkludiert.
Der Economic Sentiment Index, der maßgebliche Frühindikator der Eurozone, setzte gestern ein markantes positives Konjunktursignal. Der Index legte unerwartet von zuvor 102,3 (revidiert von 102,1) auf 103,9 Punkte zu. Die Prognose lag bei 103,0 Punkten. Damit markierte dieser Index den höchsten Wert seit August 2011. Das Indexniveau signalisiert ein Wachstumsbild des BIP jenseits der Marke von 1,5%.
Die Daten aus den USA lieferten ein durchwachsenes Bild, in dem die negativen Tendenzen dominierten. Positiv ist anzumerken, dass die persönlichen Einkommen per Februar um 0,4% (Prognose 0,3%) zulegten. Auch die Revision des Vormonatswerts von +0,3% auf +0,4% soll hier nicht unterschlagen werden. Weniger erbaulich ist die Entwicklung der persönlichen Ausgaben (bereinigt). Hier kam es zu einem Anstieg um 0,1% (Prognose 0,2%) nach einem Rückgang um 0,2% im Vormonat. Der Chart belegt den seit drei Monaten andauernden Bruch in der Aufwärtsbewegung bei den Ausgaben.
Anhängige Hausverkäufe verzeichneten per Februar eine Zunahme um 3,1% (Prognose 0,4%) nach +1,2% (revidiert von +1,7%) im Vormonat. Der Index markierte damit den höchsten Wert seit Juni 2013. Das ist fraglos positiv.
Die Korrelation zu den „Existing Home Sales“ ist unausgeprägt. Sie ist stimmig bezüglich der „New Home Sales“. Jedoch sind beide Datenreihen immer noch auf einem historisch gesehen mäßigen Niveau. Absatz neuer Wohnimmobilien:
Absatz bestehender Wohnimmobilien:
Aus Texas erreichen uns sehr schwache Konjunkturdaten. Der Dallas Fed Manufacturing Business Index sank drastisch per Berichtsmonat März von zuvor -11,2 auf -17,4 Punkte. Der Index sank auf den niedrigsten Wert seit Juni 2011. Es kam zum dritten Mal in Folge zu einem Rückgang. Alle Subindices waren von Schwäche geprägt.
Derzeit interessiert die Divergenz der positiv überraschenden Konjunkturdaten und der negativen Tendenzen in den USA den Finanzmarkt bestenfalls unterproportional. Ebenso wenig berücksichtigt der Finanzmarkt die Folgen für die bereits diskontierte Zinserhöhungspolitik seitens der Federal Reserve. Dieses Thema wird seit 12 Monaten als Katalysator des USD-Anstiegs „missbraucht“, obwohl es latent zu Änderungen und im Fahrplan gekommen ist und die fundamentalen Grundlagen für die Zinswende der Federal Reserve längst zwischen den Fingern zerrinnen.
Wer keine Strukturreformen macht, wer nur auf Intervention und Finanzkosmetik setzt, der hat früher oder später dafür den Preis zu entrichten. Das wissen übrigens auch Griechen … Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 – 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.
Viel Erfolg!