Die Financial Conduct Authority (FCA) will strengere Regeln im Handel mit manchen Futures auf Rohstoffe einführen – diese aber nicht selbst umsetzen. Vielmehr plant die Behörde, die Befugnis zur Festlegung von Positionslimits auf Handelsplätze (allen voran die London Metal Exchange, LME) zu übertragen.
Bislang ist die Behörde selbst für die Limits zuständig. Durch die Übertragung dieser Kompetenz sollen Handelsplätze schneller auf kritische Marktbedingungen reagieren können. Positionslimits können verhindern, dass einzelne Marktteilnehmer so große Positionen aufbauen, dass es zu Marktverzerrungen kommt.
Dadurch sollen die Risiken großer Positionen in Öl, Gas und anderen Rohstoffen begrenzt werden. Insbesondere geht es der FCA darum, ungeordnete Preis- und Abwicklungsbedingungen zu unterbinden. Sprich: Chaotische Zustände im Handel zu verhindern.
2022: Nickel Chaostage an der LME
Die Nickel Chaostage an der LME sind mittlerweile legendär. Am 08. März 2022 – kurz nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs – hatte die Börse den Handel mit Nickel Futures ausgesetzt und eine Vielzahl von Geschäften storniert. Zuvor war der Nickelpreis in nur drei Handelstagen um 270 % auf mehr als 100.000 USD pro t gestiegen.
Ursächlich war eine Shortposition des chinesischen Investors und weltgrößten Edelstahlproduzenten Tsingshan. Die Position erwies sich als hochgradig defizitär, so dass es – zusätzlich zu einer ohnehin bereits hohen Nachfrage – zu einem Short Squeeze kam.
In der Folge geriet die LME unter Druck und räumte später auch eigenes Verschulden ein. Der Grund: Die Börse wusste nichts von zwei großen Shortpositionen in außerbörslichen Derivaten. Eigentlich müsste die LME die Nettopositionen ihrer Mitglieder monitoren und dabei auch Aktivitäten am OTC-Markt berücksichtigen. Dies geschah jedoch nicht routinemäßig.
2020: Ölpreis fällt unter Null
Im April 2020 kam es auf dem US-Markt für Rohöl zu bislang undenkbaren Ereignissen: Der Preis für ein Barrel des Mai-Kontraktes erlitt einen Tagesverlust von 173,3 % – und fiel auf minus 13,40 USD. Es handelte sich um den größten Tagesverlust aller Zeiten.
Das Ereignis entsprach einer Extremvariante von Backwardation. Aufgrund einer stark fallenden Nachfrage und einem viel zu hohen Angebot drohten die Lagerkapazitäten überschritten zu werden. Marktteilnehmer wollten vermeiden, keinen Lagerplatz für Öl zu erhalten und zahlten deshalb eine Prämie an Käufer, die den zur physischen Lieferung fälligen Kontrakt abnahmen.
2022: Erdgaspreis verdreifacht sich im Hochsommer
Im Jahr 2022 kam es zu Turbulenzen am europäischen Markt für Erdgas. Der Preis für eine Megawattstunde stieg Ende August am Handelsplatz TTF auf 290 EUR. Damit hatte sich der Preis innerhalb von sieben Hochsommerwochen fast verdreifacht. Ursächlich waren die Sorge um die Lieferungen aus Russland in Verbindung mit den niedrigen Speicherständen.
Welche Rohstoff Futures sind betroffen?
Die neuen Regeln der FCA sollen nicht für alle Terminkontrakte gelten. Nach derzeitigem Stand sind an der LME die Futures auf Nickel, Aluminium, Kupfer, Blei, Zinn und Zink betroffen. Auch Kontrakte auf Kakao, Kaffee, Zucker und Futterweizen sowie auf Brent, WTI, schwefelarmes Gasöl und Erdgas sollen in die Änderungen einbezogen werden.
Betroffene Marktteilnehmer sind durch die FCA nun aufgefordert, eine Stellungnahme zu den Plänen abzugeben. Diese Feedbackphase läuft bis zum 16. Februar 2024. "Diese Konsultation ist Teil der Wholesale Markets Review (WMR), einer Überprüfung des britischen Sekundärmarktrahmens, die wir gemeinsam mit dem Finanzministerium durchgeführt haben", teilt die Behörde mit.
Das WMR soll eine Reform des Regulierungsrahmens für Rohstoffderivate einleiten. Erarbeitet werden sollen unter anderem Vorschläge zu Positionslimits, Ausnahmen von diesen Limits und Positionsmanagementkontrollen. Auch ein Meldesystem ist geplant.