Die Börsenlage ist in diesen Tagen von heftigen Schwankungen geprägt. Kein Wunder, wenn sich Investoren manchmal vorkommen, als hätten sie plötzlich zwei linke Füße, während sie versuchen, dem Hin und Her bei den Zöllen, den nächsten Schritten der US-Notenbank und der allgemeinen geopolitischen Unsicherheit hinterherzukommen. Mal mehren sich die Zeichen, dass eine Rezession kurz bevorsteht, dann wieder sprechen starke Arbeitsmarktdaten gegen den großen Konjunktureinbruch.
Genau dieses Wechselbad der Gefühle treibt viele Anleger um. Der S&P 500 befindet sich in seiner ersten Korrektur seit Oktober 2023 – ein Minus von 10 % vom letzten Hoch. Und Gold, das gerne als sicherer Hafen dient, hat die Schallmauer von 3.000 US-Dollar pro Unze durchbrochen und damit ein Rekordhoch erreicht.
Die einen Medien rufen: „Rezession!“, die anderen kontern: „Arbeitsmarkt so stark wie lange nicht!“ Aber wie lässt sich das alles zusammenbringen?
Zölle, Unsicherheit und wilde Wirtschaftsdaten
Gerade die sprunghafte Handelspolitik der US-Regierung wirkt auf viele wie eine unberechenbare Wildcard. Ein Tag, an dem Präsident Donald Trump neue Zölle auf Kanada, Mexiko oder China ankündigt, versetzt die Märkte in Aufruhr – schon am nächsten Tag rudert er womöglich zurück. Für Unternehmen ist es äußerst schwierig, längerfristig zu planen, wenn der politische Wind so schnell dreht. Eine aktuelle Befragung von Firmenchefs (CEOs) legt nahe, dass die Zuversicht für die kommenden zwölf Monate stark gesunken ist: Mit einem Wert von 4,99 markiert der Optimismus den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2020, als die Pandemie die Weltwirtschaft in den Stillstand zwang.
Allerdings hören die Turbulenzen nicht bei den Zöllen auf. Auch die aktuellen Wirtschaftsdaten geben kein einheitliches Bild. Während das Verbrauchervertrauen (gemessen durch die University of Michigan) auf den tiefsten Wert seit November 2022 gesunken ist, sind zugleich andere Indikatoren schwer zu deuten: Die Einzelhandelsumsätze haben sich im Februar leicht abgeschwächt, das Baugewerbe (Construction Spending) schrumpfte, und auch in der Fertigungsindustrie gab es Rückgänge. Trotzdem überrascht der Arbeitsmarkt mit niedrigen Arbeitslosenquoten und steigenden Löhnen.
Manche Volkswirte halten deshalb eine Rezession für unausweichlich. Das GDPNow-Modell der Federal Reserve Bank of Atlanta rechnet sogar damit, dass die US-Wirtschaft im ersten Quartal um 2,4 % schrumpfen könnte. Auch bei PIMCO liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in 2025 inzwischen bei 35 %, während JPMorgan (NYSE:JPM) bei 40 % liegt und warnt, dass Trumps Handelspolitik auf Dauer dem internationalen Vertrauen in den US-Wirtschaftsstandort schaden könnte.
Auf der anderen Seite winken wieder andere Stimmen ab. Bei FactSet heißt es zum Beispiel, dass so wenige S&P-500-Unternehmen in ihren neuesten Telefonkonferenzen das Wort „Rezession“ in den Mund nahmen, wie man es seit Anfang 2018 nicht mehr erlebt habe. Ganz schön widersprüchlich, oder?
Wer jetzt den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht
Angesichts solcher gemischten Signale kann man leicht in Versuchung geraten, emotional zu reagieren. Heute rot, morgen grün, übermorgen gelb – wo soll das enden? Doch eines lehrt uns die Börsenhistorie: Korrekturen gehören zum normalen Auf und Ab dazu. Märkte verlaufen nie linear, und manche Rücksetzer bieten klugen Köpfen auch Kaufgelegenheiten – vorausgesetzt, man behält einen kühlen Kopf.
Manchmal stecken hinter kurzfristigen Kursrückgängen auch rein technische Faktoren. So vermuten einige Experten, dass Hedgefonds, die auf automatisierte Strategien setzen, im Februar ihre Aktienpositionen kräftig abgebaut haben und dadurch Verkaufsdruck auslösten. Das war dann weniger ein Zeichen für eine bröckelnde Wirtschaft als vielmehr eine Folge algorithmischer Umschichtungen. Kurz gesagt: Die Märkte können aus vielen Gründen schwanken, ohne dass die Konjunktur fundamental in Schieflage gerät.
Nicht zu vergessen ist die US-Notenbank, die Federal Reserve. Auch wenn die Inflation noch nicht ganz vom Tisch ist, erwarten etliche Marktteilnehmer, dass die Fed die Zinsen in diesem Jahr senken könnte. Historisch gesehen tun Zinssenkungen den Aktienmärkten gut – und Gold sogar noch besser.
Warum Gold in jedes Depot gehört
In unsicheren Zeiten lohnt es sich, einen Blick auf das glänzende Edelmetall zu werfen. Meine Faustregel: Ein Portfolio, das langfristig robust sein soll, enthält immer etwa 10 % Gold. Davon die Hälfte in physischer Form (Barren, Münzen oder Schmuck) und die andere Hälfte in Goldminenaktien oder entsprechenden ETFs. Dieser Ansatz hat sich für mich als äußerst hilfreich erwiesen, weil Gold in Krisen oft Stabilität verleiht und gleichzeitig noch Kurspotenzial mitbringt.
Dass Gold gerade ein Rekordhoch erreicht hat, verwundert wenig. Das Edelmetall profitiert seit jeher von wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Inflationsängsten und geopolitischen Spannungen. Wenn kaum einer mehr weiß, wohin die Reise geht, erscheint Gold als echter Fels in der Brandung. Außerdem horten Zentralbanken derzeit so viel Gold wie noch nie, was einmal mehr zeigt, wie sehr selbst staatliche Institutionen Gold in unsicheren Zeiten vertrauen.
Für jene, die mehr Rendite suchen, könnten Goldminen einen Blick wert sein. Während der Goldpreis regelrecht explodierte, sind viele Minenwerte noch gar nicht im gleichen Ausmaß gestiegen. Das heißt, wer auf Goldminenaktien oder -ETFs setzt, könnte bei weiter anziehenden Goldpreisen eine Art Hebeleffekt auf die Gewinne der Minen-Unternehmen mitnehmen. Gerade wenn die Minenbetreiber effizient arbeiten, zahlen sich die höheren Preise doppelt aus.
Bleib cool und setz auf deine langfristigen Ziele
Wer schon ein paar Jahre am Markt unterwegs ist, weiß: Es hat immer wieder Korrekturen gegeben – und trotzdem kletterten die Leitindizes wie der S&P 500 über die Jahrzehnte zu neuen Höchstständen. Der womöglich größte Fehler, den Anleger in dieser Situation begehen können, ist hektisches Handeln. Niemand trifft unter Stress die besten Entscheidungen. Außerdem ist es fast unmöglich, das exakte Hoch oder Tief zu erwischen.
Gleiches gilt für Gold: Wer bislang kein Edelmetall in seinem Depot hat, könnte jetzt darüber nachdenken, eine Position aufzubauen. Trotzdem sollte man nicht blindlings alles auf Gold setzen. Eine schrittweise Herangehensweise – möglicherweise in kleinen Tranchen – dämpft das Risiko von Fehlgriffen. Marktkorrekturen können sich sogar als Chance entpuppen, eine Gold-Position auszubauen.
Letztlich ist unser Job als Investoren nicht, das nächste Marktgeschehen mit 100-prozentiger Sicherheit vorherzusagen. Stattdessen sollten wir ein Depot aufstellen, das möglichst viele Wetterlagen aushält. Denn ob Trump die Zölle nun morgen anzieht oder die Fed die Zinsen senkt, können wir nicht beeinflussen. Was wir aber in der Hand haben, ist eine Strategie, die auf Substanz, Diversifizierung und einer Portion Sachwerte wie Gold setzt.
Disclaimer: Der S&P 500 ist ein weithin bekannter, nach Marktkapitalisierung gewichteter Index der Kurse von 500 US-Aktiengesellschaften. Der CEO-Confidence-Index misst das Vertrauen in das gegenwärtige und zukünftige Geschäftsumfeld anhand der Einschätzungen von Top-Führungskräften. Der Michigan Consumer Sentiment Index (MCSI) ist eine monatliche Befragung, die Meinungen amerikanischer Verbraucher zur gesamten Wirtschaft einholt. Das GDPNow-Modell der Federal Reserve Bank of Atlanta liefert eine Echtzeitschätzung (Nowcast) des US-Wirtschaftswachstums, das von der Statistikbehörde BEA verzögert veröffentlicht wird.
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