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Globaler LNG-Boom: Wird das Schwarze Meer beim Erdgas zum Gamechanger?

Von MiningscoutRohstoffe15.07.2024 10:41
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Globaler LNG-Boom: Wird das Schwarze Meer beim Erdgas zum Gamechanger?
Von Miningscout   |  15.07.2024 10:41
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Die Erdgasförderung im Schwarzen Meer könnte Europas Abhängigkeit von russischem Gas schnell verringern. In der Region ist ein regelrechter Boom ausgebrochen, nachdem in den vergangenen Jahren große Gasfelder entdeckt wurden.

Das Schwarzmeerteam von Trillion Energy International (WKN: A3EVV5, ISIN: CA89624B3020) arbeitet derzeit unter Hochdruck. Auf dem Plan stehen typische Arbeiten eines Offshore-Gasproduzenten: Die Installation von Geschwindigkeitsleitungen in Bohrlöchern zur Abwehr eindringenden Wassers. Die Installation von Pumpen. Die Koordination von Aufträgen an Serviceunternehmen.

An der Landbasis des Unternehmens in der Nähe des Hafens von Akcakoca geht laufend Material ein: Leitungen, Bohrlochköpfe und Unmengen weiteres Equipment. Seeschiffe transportieren die Ausrüstung von dort aus 14 km vor die Küste.

SASB Erdgasfeld soll bis Jahresende 8,5 Mio. Kubikfuß pro Tag produzieren

Dort liegt das SASB Gasfeld – das wesentliche Asset im Portfolio des an der Börse derzeit mit 20 Mio. EUR bewerteten Unternehmens. 49 % des Gasfeldes sind im Besitz von Trillion Energy, das zugleich Betreiber ist. Den verbleibenden Teil hält der staatliche türkische Mineralölkonzern TPAO.

SASB ist eines der ersten und größten Erdgaserschließungsprojekte im Schwarzen Meer. Bislang wurde nur ein sehr geringer Teil des Gases gefördert. Derzeit sind vier Offshore-Förderplattformen in Betrieb. Das Gasfeld ist über Meerespipelines mit dem türkischen Erdgasnetz verbunden.

Bis zum Ende dieses Jahres will Trillion Energy die Erdgasförderung auf 8,5 Mio. Kubikfuß pro Tag ankurbeln. Die Lagerstätte wird durch den letzten Bericht auf 55,75 Bcf (nachgewiesene und wahrscheinliche Reserven) geschätzt (jeweils an Trillion zurechenbare Anteile).

Die Förderung von Erdgas im Schwarzen Meer wurde durch Gasunternehmen lange nur mittelmäßig priorisiert. Spätestens mit dem Beginn des Ukrainekriegs hat sich dies grundlegend geändert.

Laut dem jährlichen Erdgasbericht der türkischen Regulierungsbehörde für den Energiemarkt (EMRA) stieg die gesamte Erdgasproduktion des Landes im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 112,55 Prozent auf 807,28 Millionen Kubikmeter.

Acht Unternehmen stehen dabei im Mittelpunkt: Der Trillion Energy-Partner TPAO, Arar Petrol, Park Place Energy Limited, Thrace Basin Natural Gas Corporation Turkey, Petrogas, Atli Makina, Marsa Turkey BV und Transatlantic Petroleum.

Neben SASB gibt es weitere wichtige Gasfelder – etwa Sakarya, auf das ein Großteil der Produktionssteigerung im vergangenen Jahr entfällt und das sich im Besitz von TPAO befindet. Sakarya wurde 2020 entdeckt und verfügt Schätzungen zufolge über Gasreserven im Umfang von 700 Mrd. Kubikmeter.

Sakarya könnte Erdgasbedarf der Türkei 15 Jahre decken

Die Türkei ist mit einem Verbrauch von über 48 Mrd. Kubikmetern Erdgas jährlich der siebtgrößte Erdgasverbraucher weltweit, könnte sich durch Sakarya jedoch rechnerisch fast 15 Jahre lang komplett selbst versorgen. Bislang hatte das Land den Großteil seines Erdgases importiert – vor allem aus Russland und dem Iran.

Neben der Sicherstellung der eigenen Versorgung gehört auch der Export von Gas nach Europa zu den Zielsetzungen der türkischen Regierung. Insbesondere die bislang stark von russischen Lieferungen abhängigen Balkanländer kommen als Abnehmer in Betracht. Pipelines existieren bereits.

Die Situation im Schwarzen Meer hatte sich bereits 2014  grundlegend geändert. Bis Russland die Krim annektierte, lagerten in der ukrainischen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) beträchtliche Erdgasfelder.

Zu dieser Zeit waren gleichzeitig große Teile des Schwarzen Meeres für die Öl- und Gasförderung gesperrt, hauptsächlich aufgrund geopolitischer Spannungen, der außergewöhnlichen Tiefe des Meeres sowie Bedenken hinsichtlich der Umwelt und der Sicherheit der Arbeiter.

Dies hat sich geändert – und zwar nicht nur auf Ebene der türkischen Politik. Rumänisches Erdgas gilt als Schlüssel für eine verringerte Abhängigkeit Europas von russischen Lieferungen.

Der Fokus in Bukarest liegt auf dem Neptun Deep-Projekt, dem eine jährliche Kapazität von rund 8 Mrd. Kubikmetern bescheinigt wird. Neben Neptun gibt es weitere Felder – etwa die Ana-Plattform, auf der seit dem vergangenen Jahr rund 1 Mrd. Kubikmeter pro Jahr gefördert werden.

Rumänisches Erdgas gegen Russlands Rohstoffmacht

2027 soll die Produktion bei Neptun starten – auch zugunsten des Exports. Rumänien deckt den wesentlichen Teil des eigenen Verbrauchs und kann deshalb rasch zum Nettoexporteur werden. Es wurden bereits Maßnahmen unternommen, um russische Lieferungen nach Moldau zu ersetzen. Auch Serbien, Bulgarien und Ungarn kommen als Abnehmerländer in Betracht.

Wie schnell die Entdeckung und Erschließung neuer Vorkommen sich auf geopolitische Realitäten auswirken kann, zeigt ein Blick nach Israel, das lange auf Importe angewiesen war. Das Land hatte 2009 in seinen Gewässern vier Lagerstätten entdeckt. Die Förderung vom Gasfeld Noa North begann am 21. Juni 2012.

2022 erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Energiepartnerschaft mit Israel und Ägypten zum Ziel: Erdgaslieferungen von Israel ins Nachbarland sollen dort in LNG umgewandelt und per Schiff nach Europa transportiert werden.

Trillion Energy CEO Dr. Arthur Halleran rechnet wie die meisten Brancheninsider mit einer Fortsetzung des Erdgasbooms im Schwarzen Meer. Doch auch in angrenzenden Regionen erwartet das Unternehmen einen Schub infolge der Angebotslücke, die durch den Ukrainekrieg entstanden ist – und zwar nicht nur bei Gas, sondern auch bei Öl.

In der neu definierten Erdölregion Cudi-Gabar im Südosten der Türkei hat Trillion Energy deshalb eine Farm-In-Vereinbarung mit dem Polyurethan-Produzenten Derkim Poliüretan getroffen. Das Unternehmen trägt dabei zunächst Explorationskosten und kann im Gegenzug 50 % der Anteile an drei Explorationsblöcken erwerben. Diese liegen inmitten von ca. zehn weiteren Ölfeldern und erstrecken sich über 150.000 Hektar. Später soll die Vereinbarung in einem Joint Venture münden.

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