Kurz vor seinem Gipfeltreffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping, sagte US-Präsident Donald Trump, dass er eine Aussetzung der neuen Runde von Zollerhöhungen gegen Peking ablehne. Diese Bemerkung war nicht eben positiv für die Aktienmärkte, die gerade versuchen, von einem ihrer schlimmsten Abschwünge wegzukommen.
Werden aber Goldbullen begeistert sein? Wird die erste aller Fluchtanlagen vor den Gesprächen am 30. November eine starke Rallye hinlegen? Die Antwort ist: Ja und nein.
Anleger, die auf einen steigenden Goldpreis wetten, werden bestimmt versucht sein, ihre Positionen auszubauen, aber wenn nicht gerade Aktien und der Dollar—beide in Gegenkorrelation zum Edelmetall—in den kommenden Tagen in den Keller gehämmert werden, dürfte Gold in seinem jüngsten Preiskorridor von 1.212 bis 1.235 USD die Feinunze steckenbleiben, meinte der Edelmetallindustrielle und Kommentator Walter Pehowich.
Aktien hatten es am Dienstagmorgen im Handel in Asien schwer, da Trump in einem Interview mit dem Wall Street Journal zu beabsichtigen schien, die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand im Handelskrieg mit China am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires in Argentinien am Freitag zunichte zu machen.
Trump versprach weitere Zölle ohne ein Abkommen
Trump sagte dem Journal, es sei “hochgradig unwahrscheinlich”, dass er Pekings Nachfrage um eine Aussetzung von Washingtons Plänen für eine Anhebung der Zollsätze auf chinesische Waren im Wert von 200 Mrd USD von 10% auf 25% anzuheben. Vertreter Chinas hatten gesagt, ihre vordringlichste Aufgabe sei es, Washington davon zu überzeugen, die für den ersten Januar geplante Zollerhöhung auszusetzen.
Ohne ein Abkommen meinte der US-Präsident, könnte er auch Abgaben in Höhe von 10 oder auch 25% auf Importe aus China im Wert von 267 Mrd USD erheben, die derzeit noch gar nicht besteuert werden. Dazu gehören elektronische Geräte, die von US-Unternehmen in China produziert werden, wie zum Beispiel Apples (NASDAQ:AAPL) iPhone.
Pehowich verwies darauf, dass Trump immer den Alarm über China auslösen kann, aber die Gold-Investoren werden Belege für die Behauptungen des Präsidenten sehen wollen, bevor sie große Kauf-/Verkaufsorders lostreten.
Richtung wird vom Ausgang am Freitag abhängen
Pehowich, der geschäftsführender Vizepräsident von Dillon Gage Metals aus Addison in Texas ist, sagt:
“Jeder Markt wartet auf eine Bestätigung, ob ein amerikanisch-chinesisches Handelsabkommen zustande kommt und wir werden darüber bis Freitag keine Klarheit bekommen.”
“Es wird definitiv zu einer Flucht in sichere Anlagen kommen, sollten die Handelsgespräche scheitern. Aber wenn aus welchem Grund auch immer die Unsicherheit nach Freitag weitergeht, werden wir die jüngste Hürde von unter 1.232 USD nehmen müssen, um neue technische Stärke zu etablieren.”
Der technische Rohstoffanalyst Satendra Singh sieht die Sache etwas ähnlich und beschreibt Goldfutures als “an einem entscheidenden Wendepunkt:"
“Kein Zweifel, dass die Goldbullen zu begierig sind, eine aggressive Bewegung weg vom derzeitigen Niveau zu machen. Ich finde, dass nur ein nachhaltiger Anstieg der Goldfutures über das Niveau on 1.235 USD klar die Absichten der Goldbullen definieren wird.”
Der am aktivsten gehandelte US-Goldfuturekontrakt an der New Yorker COMEX, der für Dezember, beendete den Handel am Montag zu einem Referenzkurs von 1.222,40 USD die Feinunze, 8 USD oder 0,7% tiefer.
Gold als 'Stark Kaufen' eingestuft
Der eigene technische Tagesausblick von Investing.com empfiehlt für Gold “Stark Kaufen” und sieht das 3. Widerstandsniveau nach Fibonacci—die stärkste kurzfristige Widerstandsmarke—bei 1.236,93 USD. Das lässt weniger als 15 USD für Gold übrig, um einen Ausbruch auf sein nächstes Niveau hinzubekommen.
Gold wurde im Februar noch zu über 1.360 USD gehandelt, bevor drei US-Zinserhöhungen vom ersten bis zum dritten Quartal, den Preis des Edelmetalls schwer beschädigten. Seit Oktober allerdings, hat Gold eine Rallye hingelegt, bei der ihm der globale Ausverkauf an den Aktienmärkten geholfen hat, der es auf ein Dreimonatshoch von 1.244 USD anhob. Aber als die Federal Reserve eine vierte Zinserhöhung im Dezember plant, sitzen die Märkte auf glühenden Kohlen, da sie in der Zwischenzeit weder in die eine oder die andere Richtung laufen können.
George Gero, Edelmetallanalyst bei RBC Wealth Management in New York, sagte am Montag:
"Die Händler achten aufmerksam auf Preise von Calls mit einem Basispreis von 1.235 bis 1.250 USD und Puts von unter 1.185 bis 1.180 USD—die alle, wenn sie in Geld beglichen werden, neue Futurekontrakte mit Bedarf an Sicherheitsgeldern werden könnten."
Fed-Veranstaltungen könnten Aufschlüsse geben
Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell wird am Mittwoch vor dem New York Economic Club zur "Federal Reserve Politik für die Überwachung der Finanzstabilität" reden. Die Zentralbank wird dann am darauffolgenden Tag das Protokoll ihrer Sitzung vom 7. und 8. November veröffentlichen.
Beide Fed-Ereignisse dürften von den Investoren genau auf Hinweise für die Richtung am Goldmarkt verfolgt werden. Einige Goldbroker allerdings, ermutigen ihre Kunden, sich Gold zu jetzigen Preisen zu sichern, da das Edelmetall unterbewertet sei.
Tom Beller, ein Marktbeobachter von Edelmetallen für den RJO Futures Broker aus Chicago, sagt:
“Wir mögen die 1.250 USD vielleicht nicht morgen erreichen. Aber ich denke, wir gehen in diese Richtung und sind nicht so weit davon entfernt.”
“Ich sage es immer wieder: Gold ist ein Kauf. Es ist wirklich billig, wenn Sie mich fragen.”