Seit dem Doppeltief um 28,75 US-Dollar im Dezember konnte der Silberpreis im Windschatten eines stark haussierenden Goldpreises ebenfalls deutlich anziehen. Vom Tief bis zur letzten Preisspitze bei 33,35 US-Dollar verteuerten sich die Preise um beeindruckende +15,92% innerhalb von sieben Wochen. Damit setzt sich der positive Trend aus dem Vorjahr fort. Obwohl die wichtige Widerstandsmarke um 32,50 US-Dollar zuletzt übersprungen werden konnte, zeigt der Silberpreis bislang allerdings kein wirkliches Eigenleben, sondern folgt dem Goldpreis auf dem Weg nach oben.
Dabei läuft die spektakuläre Hausse am Goldmarkt wie auf Schienen. Die starke Aufwärtsbewegung wurde seit Dezember vor allem durch massive Verschiebung physischen Goldes von London nach New York angetrieben. Allein im Januar wurden 151 Tonnen aus Londoner Tresoren der LBMA abgezogen, was zu Lieferverzögerungen und einer Verknappung in London führt. Gründe für diese Umschichtung sind unter anderem die Befürchtung neuer US-Handelszölle auf Edelmetalle, der angekündigte Audit der US-Goldreserven und Arbitragegeschäfte großer Finanzinstitute. Diese Entwicklungen, gepaart mit geopolitischen Spannungen, Inflationsängsten und der starken Nachfrage zum chinesischen Neujahr, treiben den Goldpreis weiter an.
COMEX-Silberbestände, vom 21. Februar 2025. Quelle: Inproved Analytics
Gleichzeitig scheint sich nun auch die Jagd nach physischem Silber zu intensivieren. In den USA verzeichneten die COMEX-Silberbestände zuletzt einen bemerkenswerten Anstieg von 2,8 Mio. Unzen (87 Tonnen) auf insgesamt 388 Mio. Unzen. Noch eindrucksvoller sind die monatlichen Zuflüsse, die sich auf 902 Tonnen belaufen.
Gold und Silber-Aufschläge in Shanghai, vom 21. Februar 2025. Quelle: Inproved Analytics
Gleichzeitig schrumpfen die Silber-Prämien bzw. Aufschläge in China, während die Aufschläge auf den Goldpreis in China im Vergleich zur LBMA stabil bleiben. Diese Entwicklung deutet auf eine anhaltend starke Nachfrage nach physischem Silber hin, wobei sich der Fokus zunehmend auf Silber zu bewegen scheint.
Shanghai Futures Exchange Silber-Bestände, vom 19. Februar 2025. Quelle: Inproved Analytics
Währenddessen verzeichnet die Edelmetall-Börse in Shanghai einen signifikanten Rückgang der Silberbestände in ihren Tresoren.. Mit einem Abfluss von 194 Tonnen auf 1.247 Tonnen (oder 40,1 Mio. Unzen) markiert dies den größten Einzelabzug seit Januar 2024. Demgegenüber kam es zu den großen Zuflüssen in die COMEX-Silbertresore in den letzten Wochen.
Diese gegenläufigen Bewegungen zwischen den asiatischen und amerikanischen Märkten könnten auf eine Verschiebung der globalen Silberbestände hindeuten, möglicherweise getrieben von regulatorischen Änderungen oder Arbitragemöglichkeiten.
Silber in US-Dollar – Tageschart
Silber in US-Dollar, Tageschart vom 21. Februar 2025. Quelle: Tradingview
Seit dem Ausbruch aus dem bullischen Keil Ende Januar hat der Silberpreis seinen Aufwärtstrend erwartungsgemäß fortgesetzt. Schritt für Schritt schoben sich die Notierungen dabei in den letzten Wochen nach oben. Ein Fibonacci-Retracement-Level nach dem anderen wurde bearbeitet und letztlich auch überwunden. Einzig das 76,4%-Retracement-Level bei 33,42 US-Dollar müssen die Bullen noch aus dem Weg räumen, bevor das Oktoberhoch bei 34,86 US-Dollar sowie die nächsten Widerstandszone um 35 US-Dollar angepeilt werden können
Da der Goldpreis mit hoher Wahrscheinlichkeit in den kommenden Wochen auch die Marke von 3.000 US-Dollar sehen wollen wird, steht einem weiteren Anstieg des Silberpreis nicht viel entgegen. Im unerwarteten Fall eines etwas größeren Rücksetzers liefern die 200-Tagelinie (30,49 US-Dollar) sowie die 50-Tagelinie (30,80 US-Dollar) bereits unterhalb von 31 US-Dollar starke Unterstützung. Beide gleitende Durchschnitte ziehen nach oben an und bestätigen den Aufwärtstrend. Allerspätestens das untere Bollinger Band (30,43 US-Dollar) sollte einen vorübergehenden Kursrückgang auffangen.
Angesichts der intakten Rally am Goldmarkt muss der Fokus beim Silber aber ebenfalls auf der Oberseite liegen. Kurzfristig könnte der Widerstand um 33,50 US-Dollar noch die ein oder andere Attacke benötigen, bevor der Durchbruch gelingt. Auf Sicht der kommenden Wochen sollte der Silberpreis aber zur Aufholjagd ansetzen. Dann könnte er eine atemberaubende Performance aufs Parkett zaubern und in Richtung 38, 40, 45 und 50 US-Dollar durchziehen.
Zusammengefasst steht der Silbermarkt kurz vor dem Ausbruch aus dem Schattendasein. Während der Goldpreis von einem Allzeithoch zum nächsten eilt, handelt Silber immer noch rund 34% unterhalb des Allzeithochs von 1980! Hier gibt es also jede Menge Aufholbedarf. Trotz einiger Fehlstarts baut sich das Momentum am Silbermarkt weiter auf und wir erwarten steile Preisanstiege in den kommenden Wochen und Monaten. Unser Kursziel bleibt die psychologische Marke von 50 US-Dollar, welche schon bald eine magnetische Wirkung entfalten sollte.