In Krisenzeiten greifen viele Anleger zu Gold, weil sie hoffen, das gelbe Metall würde profitieren. Das war auch nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs und ist nach den jüngsten Angriffen der Hamas auf Israel so. Doch die schnellen Krisengewinne sind meist nicht von Dauer. Wovon die Entwicklung des Goldpreises langfristig wirklich abhängt – und wann ein Goldinvestment sinnvoll ist.
Die brutalen Angriffe der Hamas auf Israel haben unter Anlegern und Investoren Angst und Schrecken verbreitet. Die Sorge, dass sich der Nahostkonflikt ausbreitet und auch Nachbarländer sowie Bündnisstaaten in diesen Krieg hineingezogen werden, trübte den ohnehin schon von Rezessionssorgen geplagten Aktienmarkt weiter ein. Dieser reagiert oftmals auf zunehmende Unsicherheit mit teils deutlichen Kursverlusten – ein Umfeld, in dem aber häufig der Goldpreis steigt.
So haben dramatische Ereignisse und nur schwer zu überblickende Risiken seit jeher den Goldpreis beflügelt – in der Regel aber nur für eine gewisse Zeit. Das war zum Beispiel nach Ausbruch des Ukraine-Krieges so: Von rund 1.910 Dollar pro Feinunze erklomm der Goldpreis kurz nach der russischen Invasion kurzzeitig die 2.000-Dollar-Marke, doch gute zwei Monate später war Gold wieder so teuer wie vor Kriegsbeginn. Die Talfahrt endete erst ein halbes Jahr später bei 1.626 Dollar – und dies, obwohl nach wie vor kein Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht ist.
Die darauffolgende Rally endete Anfang Mai dieses Jahres, seitdem geht es unter Schwankungen abwärts. Heute notiert Gold wieder auf dem Niveau wie vor Russlands Angriff auf die Ukraine. Ein ähnliches Muster weist der Goldpreis auch in früheren Konflikten wie etwa dem Irak-Krieg von 2003 auf – auch damals stieg der Kurs nur kurzfristig an.
Offenbar lässt eine geopolitische Krise den Goldpreis steigen, solange die Situation neu und besonders unübersichtlich ist. Dauert die Krise an, nimmt ihre Bedeutung für die Goldpreisentwicklung aber ab und die eigentlich tragenden Faktoren bestimmen maßgeblich den alles andere als trivialen Preisfindungsprozess.
Langfristig bestimmen nicht Krisen über den Goldpreis
Großes Gewicht hat etwa die Entwicklung der Inflation. Gold dient seit tausenden Jahren als Zahlungsmittel und wird auch heute noch rund um den Globus als Zahlungsmittel akzeptiert. Zugleich dient es der Wertbewahrung und als Vermögenshort. Verliert eine Währung an Kaufkraft, legt daher der Gegenwert für eine Feinunze Gold in dieser Währung zu. Steigende Inflationsraten – insbesondere in der Goldhandelswährung Dollar – geben dem Goldpreis also häufig Auftrieb.
Hohe Inflationsraten aber rufen wiederum früher oder später die Notenbanken auf den Plan. Damit die notleidende Währung wieder an Kaufkraft gewinnt, erhöhen die Notenbanken die Zinsen, deren Höhe ein weiterer wesentlicher Einflussfaktor für den Goldpreis ist. Mit steigenden Zinsen verteuern sich Kredite und Sparer werden mit höheren Zinsrenditen belohnt. In so einer Entwicklung werden sichere Festzinsanlagen für viele Anleger irgendwann attraktiver als Gold, das keine laufenden Erträge bietet.
Den Effekt hoher Zinsen auf den Goldpreis können wir seit Mai beobachten: Mit jeder Leitzinserhöhung der US-Notenbank Fed stiegen auch die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen – auf mittlerweile rund 4,8 Prozent. Weil auch die Inflationsrate inzwischen gesunken ist, ist ein Investment in sichere Staatsanleihen für viele Investoren attraktiver als das zinslose Gold.
Da Inflation und Zinsen großen Einfluss auf den Goldpreis haben, ist auch entscheidend, in welcher Währung Gold gekauft wird. Für Anleger aus dem Euroraum etwa steigt der Goldpreis, wenn der US-Dollar an Wert gewinnt. Für Goldkäufer in den USA jedoch fällt der Goldpreis mit steigendem Dollar-Wechselkurs oder er bleibt zumindest gleich.
Ebenfalls nicht zu vernachlässigen sind die Produktionskosten für Gold. Die Menge des noch im Boden versteckten Goldes ist endlich und der Goldgehalt pro abgebauter Tonne Erdreich und Gestein geht kontinuierlich zurück. Neue Vorkommen zu entdecken, wird in der Regel immer schwieriger und aufwändiger. Damit steigen die Förderkosten der Goldminenbetreiber und Explorationsunternehmen. Nur solange der Goldpreis die Förderkosten deckt und allen Zwischenhändlern einträgliche Geschäfte ermöglicht, wird das Edelmetall weiter gefördert.
Welche Richtung der Goldpreis aufweist, wird also stets vom Zusammenspiel verschiedener Faktoren bestimmt, die nicht isoliert betrachtet werden sollten und auch vom Markt – zumindest auf lange Sicht – in den Preisfindungsprozess einfließen.
Gold bietet Schutz, Stabilität und Sicherheit
Plötzlich auftretende Krisen wie Russlands Invasion in der Ukraine oder der Hamas-Terror in Israel mögen den Goldpreis also kurzzeitig stützen und Spekulanten auf den Plan rufen, doch ein langfristiges Goldinvestment sollte ein anderes Ziel verfolgen. Gold kann vor allem als Vermögensschutz, Krisenversicherung und Stabilitätsanker im Vermögensportfolio fungieren. Gold wird immer ein knappes Gut sein. Als Teil eines Vermögensportfolios oder Depotbeimischung verleiht es dem Gesamtvermögen Stabilität, weil der Goldpreis weitgehend unabhängig von Börsentrends ist.
Langfristig beschert Gold seinen Käufern dennoch eine attraktive Rendite, zumindest monetär. In den vergangenen 20 Jahren konnten sich Goldinhaber pro Jahr über eine durchschnittliche Wertsteigerung von rund neun Prozent freuen. Doch vor allem dürfte Goldinhaber die finanzielle Sicherheit überzeugen, die ihr Gold für sie bedeutet. Gold ist und bleibt deshalb vor allem eines: ein sicherer Hafen. Und deshalb ist für alle, die noch keinen Teil ihres Vermögens in Goldmünzen oder -barren angelegt haben, der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen – und zwar jederzeit.
ÜBER DEN AUTOR
Önder Çiftçi ist Gründer und Geschäftsführer der Ophirum GmbH. Vor der Gründung des bankenunabhängigen Anbieters von Edelmetallen im Jahr 2010 war er bei verschiedenen Banken in führender Position tätig.
ÜBER OPHIRUM
Die Ophirum GmbH ist ein auf Edelmetalle spezialisiertes Unternehmen und eine der ersten Adressen für Retail-Goldhandel in Deutschland. Ophirum bietet in seinen aktuell 22 Retail-Stores und zudem über einen Onlineshop den Kauf von Edelmetallen in verschiedenen Formen an, etwa als Barren oder Münzen. Zudem umfasst das Angebot ein Golddepot sowie Sparpläne mit Tresorgold. Die Spezialisten des Ophirum-Teams haben im Zuge ihrer beruflichen Vergangenheit die Faszination von Rohstoffen sowie den Nutzen und die strategische Bedeutung speziell von Edelmetallen bei der Geldanlage und der Absicherung von Risiken entdeckt. Diese Erkenntnis sowie der bis dato vorherrschende Mangel an vertrauenswürdigen Angeboten physischer Edelmetalle in Deutschland waren Impulse für die Gründung der Ophirum GmbH.
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