Handelskrieg: Das wichtigste Thema am Markt 2018? Und wie profitiert man davon?

Veröffentlicht am 26.06.2018, 10:50
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In den vergangenen Monaten hat die Administration von Donald Trump ihre Bemühungen zur Neuordnung der globalen Handelsabkommen der Vergangenheit stark intensiviert und sich dabei mit Verbündeten und Konkurrenten in aller Welt angelegt, in einem Versuch bessere Konditionen für die Vereinigten Staaten von Amerika herauszuholen, die einer der größten Exportmärkte für den Rest der Welt sind.

Bis jetzt war der Konflikt eher rhetorischer Natur als praktischer und betraf nur einige isolierte Branchen und ein Mischmasch von Vergeltungsmaßnahmen.

Allerdings, angesichts von Trumps Vorliebe, jede politische Idee jenseits ihr Limit zu verfolgen, haben sich bei den Investoren auf dem Globus zusehends Sorgen breit gemacht, dass die derzeitigen Geplänkel zu einem umfassenden Handelskrieg eskalieren könnten.

Schauen wir uns also die politischen, wirtschaftlichen und finanzielle Folgen dessen an, was für Investoren das entscheidende Thema im Jahr 2018 werden könnte.

Politik

Donald Trump wurde aufgrund einer populistischen Plattform von ‘America First’ Rhetorik ins Amt gewählt, die Jahrzehnte amerikanische Außenpolitik zu einem jähen Ende brachte, die das Land als Führungsnation der Westlichen Welt ansah, die ihre Verbündeten unterstützt und aufbaut, wohingegen sie jetzt ihre Vorrangstellung zu Lasten von Gegner und Verbündeten gleichermaßen ausnutzt.

Eines von Trumps wichtigsten politischen Anliegen war und ist der Abbau des massiven Handelsdefizits mit China, das in 2017 365 Mrd USD betrug. Allerdings wie schon viele politische Analysten hervorgehoben haben, hat der Hang des Präsidenten zu Alleingängen es vermocht, die stärksten Verbündeten der USA und ihre besten Handelspartner wie die Europäische Union und Kanada vor den Kopf zu stoßen, was China auf der internationalen Bühne eher gestärkt denn isoliert hat und zur Zeit die USA und nicht China zu einem internationalen Aussätzigen gemacht hat.

Hinzu kommt, dass Trumps Drohung, genau die Institutionen des Freihandels zu ignorieren, die von den Vereinigten Staaten mitgegründet wurden—wie die WTO—könnte einem System dauerhaften Schaden zufügen, das für den größten wirtschaftlichen Fortschritt in der Geschichte der Menschheit gesorgt hat, wenn man das Welt-BIP als Maß nimmt.

Wirtschaft

Bisher waren die wirtschaftlichen Folgen des Handelskriegs minimal. Die Trump-Administration hat zur Zeit nur 4% ihrer Zölle auf 50 Mrd USD an chinesischen Warenimporten umgesetzt.

Einem neuen Artikel von Marketwatch nach, haben Ökonomen von Bank of America Merrill Lynch allerdings einen vollen Handelskrieg in ihren Modellen simuliert und dabei zugrunde gelegt, dass ein globaler 10 prozentiger Zollsatz auf alle Güter und Dienstleistungen erhoben wird, was der Abgabehöhe entspricht, die Trump für chinesische Waren im Wert von 200 Mrd USD angedroht hat.

MarketWatch stellt fest:

Schiebt man die Zahlen durch das makroökonomische Modell der Fed namens FRB/US, dann ergibt sich ein wenig berauschendes, aber nicht katastrophales Szenario. Das Wachstum des BIPs läge im ersten Jahr um bis zu 0,4% tiefer und im zweiten um bis zu 0,6%. Die Kerninflation würde etwas ansteigen, da der Anstieg der Importpreise teilweise von einem steigenden Dollar kompensiert würde. Die Fed würde wahrscheinlich die Zinssätze langsamer, als der Handelskrieg weitergeht.

Dieses Szenario unterschätzt allerdings völlig jegliche indirekte Folgen einer solchen Entwicklung, wie ein Rückgang der Zuversicht in den Unternehmen, eine Abkühlung des Konsumklimas und am wichtigsten, eine Verminderung der langfristigen Investitionen, die auf längere Sicht erheblich das Wachstum bremsen könnten.

Finanzen

Es ist kaum verwunderlich, dass die Finanzmärkte zusehends besorgt sind über die negativen Auswirkungen der gegenwärtigen Lage.

Aktien, Festverzinsliche und Devisenmärkte beginnen mittlerweile den Druck eines Handelskriegs zu spüren; die Risikoaversion hat sich in den letzten Wochen merklich erhöht, obwohl die Daten zeigen, dass das Wachstum in den G11 Staaten sich stabil gehalten hat.

Die Märkte allerdings beginnen die Aussichten auf zunehmende wirtschaftliche Reibereien einzupreisen, die die Preise anheben, die Nachfrage schwächen und jegliche Investitionen in absehbarer Zukunft abkühlen könnten. Das macht eine Vielzahl von Finanzinstrumenten anfällig für einen Ausverkauf in nächster Zeit, sollte die Rhetorik zur Realität werden und einen Kreislauf von Vergeltungsmaßnahmen durch alle involvierten Parteien nach sich ziehen.

Handelsideen

Indizes

S&P 500

Auch wenn die US-Wirtschaft relativ unabhängig von der Außenwelt ist, da die heimische Nachfrage ungefähr 90% des US-BIP generiert, liegt die Sache beim US-Aktienmarkt anders. Der S&P 500 besteht aus vielen multinationalen Unternehmen, die 50% ihrer Gewinne im Ausland erwirtschaften.

Dieser Umstand gefährdet US-Aktien auf zwei Weisen. Zum Ersten gibt es das Problem der Dollaraufwertung, die die Kosten erhöht, während die Einnahmen aus dem Ausland sinken; und zum Zweiten gibt es die Gefahr möglicher Vergeltungsmaßnahmen wie Zollschranken von Verbündeten wie Gegnern gleichermaßen, die drastisch die Endverbrauchernachfrage beeinflussen können.

Die Kurse am US-Aktienmarkt reflektieren schon jetzt historisch gesehen hohe Bewertungen, sodass ein jeglicher Rückgang der Gewinnerwartungen schnell zu einem Kursrutsch von 10% oder mehr führen kann.

Technisch gesehen bleibt der S&P in der Nähe eines Allzeithochs, aber sein Anstieg ist in der Nähe des Niveaus von 2.800 zum Stehen gekommen und das Blatt scheint sich schnell zu wenden, als die Nachfrage ausgetrocknet ist. Die erste Unterstützungsmarke kommt erst bei dem Niveau von 2.600, sodass ein schneller Ausverkauf den Index auf diesen Wert bringen könnte, sollte die Risikoaversion zunehmen.

Devisen

EURCHF

Vielleicht kein Wechselkurs ist so anfällig für durch Risikoaversion bedingte Geldflüsse wie der EUR/CHF. Der Wechselkurs ist schon jetzt um 500 pips von seinem jüngsten Höchststand mehrerer Jahre bei 1,2000 gesunken, aber das könnte erst der Anfang der Korrektur sein. Der EUR/CHF sieht Problemen an beiden Fronten entgegen, da die Investoren die Sicherheit des Franken suchen, wenn es Anzeichen auf steigende internationale Spannungen gibt, aber auch der Euro bedroht wird, von Entwicklungen in Europa, wo nationalistische Strömungen drohen, das empfindliche Gleichgewicht in der Europäischen Union zu stören.

In Italien bereiten populistische Parteien den Weg zu einer massiven Ausweitung des Staatsbudgets, was die schon jetzt angespannten Finanzlage des Landes ins Kippen bringen und möglicherweise zum Rauswurf oder Ausstieg Italiens aus dem Euro führen könnte.

Unterdessen steht in Deutschland die Bundeskanzlerin Angela Merkel unter enormen Druck durch ihre Koalitionspartner, den Zustrom von Migranten einzudämmen und sich von ihrem Plan einer europaweiten Antwort auf das Problem zu verabschieden. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines Auseinanderbrechens der Koalition und vorgezogene Neuwahlen gering bleibt, sie ist in den vergangenen zwei Wochen stark gestiegen. Sollte Frau Merkel gezwungen sein, Neuwahlen anzusetzen, dann werden die Finanzmärkte einen Fieberanfall bekommen, da sie von den Investoren weltweit als letzte Bastion der Hoffnung gegen eine militaristischere, nationalistischere und protektionistischere Weltordnung angesehen wird, die Wirklichkeit werden könnte.

Zum jetzigen Zeitpunkt hält sich der EUR/CHF mit Mühe über der Unterstützungslinie bei 1,1500, sollten die Spannungen in Deutschland und Italien allerdings in dieser Woche hochkochen, dann könnte diese Marke schnell fallen und der Wechselkurs sich in nächster Zeit in Richtung 1,1000 bewegen.

Rohstoffe

Gold

Typischerweise läuft Gold als sicherer Hafen für Wertanlagen gut in Zeiten erhöhter Risikoaversion, aber das Edelmetall stand in letzter Zeit unter Druck, trotz der wachsenden Spannungen in Handelsfragen. Der stärkste Gegenwind für Gold kommt von der Fed. Die US-Notenbank hat sich in den letzten sechs Monaten resolut gezeigt, die Zinssätze jedes Quartal anzuheben, was die Renditen von US-Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit über die 3% Marke bringen wird. Steigende Renditen auf US-Festverzinsliche haben es zusehends schwierig für Gold gemacht, da dieses immer schlechter gegenüber dem Dollar dasteht.

Vielleicht der überraschendste Aspekt von Gold in diesem Jahr ist nicht, wie schwach sich sein Kurs entwickelt hat, sondern eher, wie gut es sich gehalten hat, trotz der unaufhaltsamen Zinserhöhungen durch Powell und Co. Das Edelmetall wurde letztlich in den vergangenen zwei Jahren in einer weiten Range von 1.200 bis 1.400 USD die Feinunze gehandelt, aber in diesem Zeitraum hat es Gold geschafft, immer höhere Zwischentiefs einzunehmen, was die Vermutung zulässt, dass die Käufer vielleicht nicht gut sichtbar sind, aber bereit stehen, bei Gelegenheit zuzuschlagen.

Während der sich zusammenbrauende Handelskrieg kein direkter Faktor im Goldmarkt ist, könnte sich die Situation schnell aufheizen, wenn die Fed gezwungen wird, ihre Pläne zu ändern. Sollte das US-Wirtschaftswachstum ins Straucheln geraten, als Ergebnis verschobener Investitionen oder geringerer Nachfrage durch Endverbraucher, dann könnte die Fed wieder zu einer neutralen Geldpolitik zurückkommen, was vermutlich zu einer massiven Rallye zur Absicherung von Leerverkäufen von Gold führen dürfte, die das Metall in Richtung seiner höchsten Kurse in mehreren Jahren bei 1.400 USD die Feinunze schieben würde.

Gold ist niemals wirklich eine Investition, da es kein produktives Gut ist, aber es ist seit Jahrtausenden die letzte Sicherheit in Zeiten von finanziellen Belastungen gewesen. Angesichts des Umstands, dass alle Anzeichen auf eine weitere Eskalation der Feindseligkeiten zwischen den USA und dem Rest der Welt hindeuten, ist Gold eine mit geringem Risiko behaftete Möglichkeit seine Wetten abzusichern. Solange die Unterstützungslinie bei 1.200 USD die Feinunze intakt ist, bleibt das Metall eine übersehene Kaufgelegenheit an den Finanzmärkten.

Gold Weekly 2014-2018

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