Die aktuellen Prognosen für das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal 2025 haben erneut einen Dämpfer erhalten. Mehrere Modelle, die von CapitalSpectator.com zusammengeführt wurden, deuten auf ein Wachstum von nur noch 1,2 % hin (annualisierte reale Rate). Noch vor wenigen Wochen pendelten die Schätzungen im Bereich von über 2 %, sodass sich nun ein spürbarer Abwärtstrend erkennen lässt. Zwar könnte die amerikanische Wirtschaft in Q1 2025 immer noch wachsen, doch das nachlassende Tempo erhöht die Risiken für das zweite Quartal und darüber hinaus.
Sollte sich die Prognose bestätigen, würde das BIP-Wachstum damit deutlich hinter dem Anstieg von 2,3 % aus dem vierten Quartal 2024 zurückbleiben. Interessant ist, dass sich der Ausblick Mitte Februar noch recht solide hielt – erst als die Diskussion um stark steigende Zölle aufkam, reagierten viele Modelle mit einer spürbaren Abwärtskorrektur. Der neueste Wert von 1,2 % liegt sogar leicht unter der bereits gesenkten Erwartung von 1,4 % Anfang März.
Analysten sind sich uneins, wie sehr die deutlich höheren Zölle und ein möglicher globaler Handelskonflikt das US-Wachstum tatsächlich bremsen könnten. Sicher ist nur, dass die Unsicherheit sprunghaft zugenommen hat, da die exakten Details der von Präsident Trump angekündigten Maßnahmen noch unklar sind. Zudem wird aufmerksam beobachtet, ob Trump seine bereits kommunizierten Pläne kurzfristig weiter verändert.
Mohamed El-Erian, Präsident des Queens’ College in Cambridge und ehemaliger CEO von PIMCO, sieht den aktuellen Median von 1,2 % praktisch auf „Schrittgeschwindigkeit“. In einem Interview mit MarketPlace erklärte er, dass selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) zu Jahresbeginn noch mit einem Gesamtwachstum von 2,7 % für 2025 rechnete. Falls der IWF heute aktualisieren würde, schätzt El-Erian die Prognose eher bei 2 % oder sogar darunter ein. Und genau dort wird es laut ihm riskant, denn sobald die US-Wirtschaft in Richtung 1 % abgleitet, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession merklich.
Kurzum: Der Konjunkturmotor läuft noch, aber er stottert. Ob Zölle und Handelskriege die Wachstumsdynamik stärker ausbremsen, wird sich wohl schon in Q2 und Q3 zeigen. Bis dahin bleibt die Lage angespannt – und jeder Prozentpunkt beim BIP zählt.