Das indonesische Überangebot an Nickel zwingt australische Produzenten reihenweise in die Knie. Ein Umdenken in Jakarta ist nicht zu erwarten: Der Preisdruck wirkt wie eine Markteintrittsbarriere für westliche Produzenten und sichert damit Marktanteile.
Die Nachricht aus der letzten Woche steht sinnbildlich für die Lage am Nickelmarkt. BHP (ASX:BHP) gab die Einstellung des Betriebs von Nickel West und seinem West Musgrave Projekt (Western Australia Nickel) ab Oktober 2024 bekannt. Die Einstellung ist nicht nur kurzfristig, die Überprüfung des Schritts war erst zum Februar 2027 geplant.
Die Schließung betrifft die Kwinana-Nickelraffinerie, die Kalgoorlie-Nickelhütte, die Minen Mt Keith und Leinster sowie die Erschließung von West Musgrave.
"Überangebot auf dem globalen Nickelmarkt"
Die Entscheidung ist dem Rohstoffriesen zufolge "auf ein Überangebot auf dem globalen Nickelmarkt zurückzuführen" – das mit entsprechend schwachen Preisprognosen für die kommenden Jahre einhergeht. "Die erwarteten Nickelpreise für die nächste Hälfte des Jahrzehnts sind stark gefallen", heißt es in der Mitteilung.
Die Entscheidung kommt nicht aus heiterem Himmel. Im Februar hatte BHP eine nicht zahlungswirksame Wertminderung in Höhe von 3,5 Milliarden Dollar für seine Nickel West Division vermelden müssen – und ein negatives EBITDA von 200 Millionen USD. Der Kambalda-Konzentrator, für den BHP Erz zugekauft hatte, wurde bereits Anfang des Jahres eingestellt.
Ein Blick auf den Nickelchart der vergangenen Jahre zeigt die Auswirkungen des Überangebots. Seit dem Jahreswechsel 2022/2023 ist der Nickelpreis von rund 30.000 USD pro Tonne auf aktuell 16.600 USD pro Tonne gefallen.
Die Ursache des Überangebots ist schnell ausgemacht: Indonesien. Benchmark Mineral Intelligence schätzt, dass der Anteil des südostasiatischen Landes an der globalen Nickelproduktion 2023 bei 49 % lag. 2015 waren es noch weniger als 5 %.
Laut Daten des US Geological Survey produzierte Indonesien 2023 1,8 Mio. Tonnen des Batteriemetalls. 2022 waren es noch 1,58 Mio. Tonnen, 2021 1 Mio. Tonnen und 2020 771.000 Tonnen. Die indonesische Nickelproduktion hat damit in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Expansionspfad absolviert.
Australische Nickelproduktion unter Druck
Die Angebotsschwemme aus Indonesien in Verbindung mit dem niedrigen Preis zwingt Nickelproduzenten andernorts reihenweise in die Knie. Besonders viele Problembetriebe gibt es in Australien.
IGO etwa zahlte Mitte 2022 1,1 Mrd. AUD (744 Mio. USD) für den Nickelproduzenten Western Areas. Nur 18 Monate später war der gesamte Wert der Übernahme abgeschrieben.
Wyloo Resources zahlte 760 Millionen AUD für den Kambalda-Nickelproduzenten Mincor Resources und gab nur sieben Monate später die Einstellung des Betriebs bekannt.
First Quantum Minerals (TSX:FM) schickte den Nickel-Laterit-Betrieb Ravensthorpe im Südwesten des Bundesstaats Westaustralien in den Wartungs- und Instandhaltungsmodus.
Panoramic Resources stellte den Betrieb in der Savannah Mine (WA) und Mallee Resources den in den Avebury Mine (Tasmanien) ein.
Nickel-Überschuss bis zum Ende des Jahrzehnts
Es wird erwartet, dass der Nickelmarkt bis zum Ende dieses Jahrzehnts einen Überschuss aufweisen wird. Fastmarkets geht davon aus, dass der Markt um bis zu 8% der Nachfrage überversorgt ist. Die Aussetzung von Nickel West wird den Nickelüberschuss verringern, aber auch die Dominanz Indonesiens zementieren.
Indonesien denkt nicht daran, bei der eigenen Produktion auf die Bremse zu treten. Im Frühjahr hatte der Regierungsbeamte Septian Hario Seto sogar eine regelrechte Kampfanasage im Gepäck. Die indonesischen Hütten, so seine damalige Aussage, könnten mit Preisen ab 15.000 USD profitabel operieren. Das Land werde deshalb weiterhin für ausreichendes Angebot sorgen, der Preis an der LME kaum über 18.000 USD pro Tonne steigen. Dies müsse durch Nickelproduzenten in anderen Ländern verstanden werden.
Die Regierung hatte im Frühjahr höhere Nickel- und Zinnquoten vermeldet. Zudem werden die Quoten nun für drei Jahre anstatt für ein Jahr zugeteilt.
Für westliche Minenbetreiber sind die niedrigen Preise ein strategisches Problem. Wird die Produktion in anderen Ländern wie Australien zurückgefahren, erhöht sich der Marktanteil von Indonesien. Dessen Bergbau wiederum ist stark chinesisch geprägt.