Meldungen aus der OPEC haben immer noch die Macht, die Ölpreise mit Worten allein anzuheben—zumindest temporär. Der Markt stellte dies unter Beweis, als der Preis von WTI um 1,6% hochschnellte und Brent sich um 1% verteuerte, nachdem Reuters am 22. Oktober berichtet hatte, dass das Kartell erwägt, auf seiner nächsten Sitzung stärkere Produktionseinschnitte zu beschließen.
Es bleiben wichtige Fragen offen: Würden die OPEC-Länder tiefere Produktionskürzungen einhalten? Und kann die OPEC-Politik die Ölpreise tatsächlich langfristig erheblich anheben?
Umsetzungsprobleme
Im Hinblick auf die Umsetzung ist die jüngste Bilanz der OPEC noch lückenhaft und einige Mitglieder der Organisation erkennen dieses Problem an. Saudi-Arabien soll dem Vernehmen nach eine stärkere Einhaltung der schon beschlossenen Produktionsquoten fordern, bevor weitere Kürzungen vorgenommen werden. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass Saudi-Arabien seine eigene Produktion stärker gesenkt hat, als es unter den derzeitigen Quoten verpflichtet ist, während die OPEC-Mitglieder Irak und Nigeria fortfahren, über ihre Quoten hinaus zu produzieren.
Selbst wenn es der OPEC auf ihrer Dezember-Sitzung gelingen sollte, sich auf allgemeine Produktionskürzungen zu einigen, können wir davon ausgehen, dass nur einige der OPEC-Länder diese einhalten werden und zu Recht in Frage stellen, ob überhaupt eine erhebliche Menge Öl vom Markt genommen würde. Infolgedessen ist unklar, ob weitere Reduktionen der Förderquoten zu anhaltend höheren Preisen führen würden.
Darüber hinaus deckt allein das US-amerikanische Produktions- und Exportwachstum und nicht die Produktionsausweitung der OPEC zur Zeit das gesamte Wachstum der globalen Ölnachfrage ab. Die Nachfrage wird der gegenwärtigen Prognose nach in 2020 um weniger als 1 Million bpd steigen, sodass Einschnitte seitens der OPEC allein wahrscheinlich keine dauerhafte Preiserholung bewirken können.
Man kann sich natürlich nicht darauf verlassen, dass Russland die Produktion weiter drosselt, das es ihm bisher nicht gelungen ist, sich an die Quoten zu halten, wie es das im Rahmen der OPEC+-Charta versprochen hatte. Der russische Ölminister Alexander Novak sagte am Mittwoch, dass keine formellen Vorschläge für weitere Produktionskürzungen in die OPEC+-Gruppe eingebracht worden seien.
Was können wir also erwarten?
Händler sollten angesichts der mangelnden Bereitschaft Saudi-Arabiens und der wahrscheinlichen Unwirksamkeit der vorgeschlagenen Kürzungen skeptisch gegenüber weiteren Produktionskürzungen durch die OPEC bleiben. Marktbeobachter sollten jedoch mit einer anhaltenden Diskussion über Produktionskürzungen rechnen, während das Treffen am 5. Dezember näherrückt und das Gemunkel dürfte immer noch kurzfristig positive Auswirkungen auf die Preise haben.
Viele glauben, dass Saudi-Arabien vor dem Börsengang seiner nationalen Ölgesellschaft Saudi Aramco Produktionskürzungen anstrebt, um die Ölpreise steigen zu lassen und die Bewertung für Aramco zu verbessern. Das ist ein Irrtum. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das saudische Ölministerium irgendwelche Anstrengungen unternommen hat, um den Ölpreis speziell für den Börsengang zu erhöhen, und es würde dies bereits getan haben. Sollte das Land nach dem Börsengang den Kurs von Aramco-Aktien steigern wollen, ist es außerdem wahrscheinlicher, dass mittels Überproduktion hohe Einnahmen und Gewinne vorweisen will, als über Produktionskürzungen, bei denen kein Verlass darauf ist, dass sie die Ölpreise anheben können.