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Kaum Anzeichen für eine Erholung der europäischen Wirtschaft

Veröffentlicht am 20.02.2014, 15:03

Vor einer Woche haben wir viele Daten zu einer Liste zur Analyse der europäischen Wirtschaft zusammengetragen. Angesichts dieser Zahlen hätte es einem eigentlich schwarz vor Augen werden müssen. Die Daten deuteten reihenweise darauf hin, dass sich die Wirtschaft in Europa nach wie vor ein einem Abwärtssog befindet („So dramatisch steht es wirklich um europäische Wirtschaft“).

Wir haben es mit zum Teil sinkenden Preisen, einer abnehmenden industriellen Tätigkeit sowie einer geringeren Bautätigkeit und mit fallenden Einzelhandelsumsätzen zu tun. Gleichzeitig verharrt die Arbeitslosenquote auf hohem Niveau und steigt gerade in den Krisenländern sogar noch weiter. Werfen Sie einfach selbst noch einmal einen Blick auf die einzelnen Fakten:

Liste der Daten zur Analyse der europäischen Wirtschaft

Grundlegende Daten

  • Staatshaushalt / Verschuldung: 92,7% im Euroraum, 86,8% in der EU28 (3. Quartal 2013)

Geldpolitik

  • Leitzins der EZB: 0,25% (Februar 2014)

Arbeitsmarkt

  • Arbeitslosenquote: 12,0% im Euroraum, 10,7% in der EU28 (Dezember 2013)

Verbraucher

  • Einzelhandelsumsatz: -1,6% im Euroraum, -0,8% in der EU28 (Dezember 2013)

Industrie

  • Industrieproduktion:
    - zum Vormonat (Dezember 2013) im Euroraum und in der EU28 -0,7% (Dezember 2013)
    - durchschnittliche Industrieproduktion für das Jahr 2013 gegenüber 2012 im Euroraum -0,8% und in der EU28 -0,5%
  • Produktion im Baugewerbe:
    - zum Vormonat im Euroraum -0,6% und in der EU28 -1,1% (November 2013)
    - zum Vorjahresmonat im Euroraum -1,7% und in der EU28 -1,6% (November 2013)

Preisentwicklung

  • Verbraucherpreise: +0,7% (Januar 2014 gegenüber Vorjahr)
  • Erzeugerpreise: im Euroraum -0,8% und in der EU28 -0,6% (Dezember 2013 gegenüber Vorjahr)
  • Immobilienpreise: im Euroraum -1,3% und in der EU -0,5% (3. Quartal 2013 gegenüber Vorjahr)

Da muss man sich schon fragen, warum die EZB vor diesem desaströsen Hintergrund auf ihrer jüngsten Sitzung keine deutliche Reaktion in Form von weiteren geldpolitischen Maßnahmen gezeigt hat.

Früh- und Spätindikatoren

Doch es fehlten uns noch einige wenige Daten, um die Liste komplett zu machen. So hatten wir zum Beispiel bislang die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) noch nicht betrachtet. Noch viel wichtiger als die Betrachtung der Spätindikatoren wie dem BIP oder vieler anderer Daten aus der obigen Liste, ist aber ein Blick auf die sogenannten Frühindikatoren.

Wirtschaftsdaten lassen sich in Frühindikatoren und Spätindikatoren einteilen. Die bislang besprochenen Daten kann man zum Großteil den Spätindikatoren zuordnen. Wenn nun aber die Frühindikatoren, zu denen insbesondere Stimmungsindikatoren zählen, auf eine deutliche Erholung der europäischen Wirtschaft hindeuten, dann könnte dies ein Grund dafür sein, warum die EZB aktuell eine abwartende Haltung eingenommen hat.

Werfen wir also, neben den BIP-Zahlen, einen Blick auf die folgenden Stimmungsindikatoren:

  • ZEW-Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
  • Einkaufsmanagerindizes
  • Geschäftsklimaindex für die Eurozone
  • Gesamtindex zur europäischen Geschäfts- und Verbraucherstimmung

Laut den Zahlen zum BIP wächst die Wirtschaft bereits wieder
Zuerst zum BIP: Wie aus einer Schnellschätzungen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, vom 14. Februar hervorging, stieg das BIP im 4. Quartal 2013 im Vergleich zum Vorquartal im Euroraum um 0,3% und in der EU um 0,4%. Im 3. Quartal 2013 war das BIP im Euroraum um 0,1% und in der EU28 um 0,3% gestiegen. Im Vergleich zum 4. Quartal des Vorjahres ist das saisonbereinigte BIP im Euroraum um 0,5% und in der EU um 1,0% gestiegen, nach -0,3% bzw. +0,2% im Vorquartal.

BIP-Entwicklung in Europa und den USA
(Quelle: Eurostat)

Wir haben also offenbar seit dem 2. Quartal 2013 wieder zurück auf den Wachstumspfad gefunden. Dass dies angesichts der übrigen Konjunkturdaten überhaupt sein kann, bleibt einfach mal dahingestellt.

ZEW-Index versprüht trotz leichtem Rückgang hohen Optimismus

Versuchen wir aber nun die Vergangenheit ruhen zu lassen und stattdessen einen Blick in die Zukunft zu werfen:

In dieser Woche veröffentlichte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Konjunkturindikatoren für die Eurozone. Der Index für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum hat sich im Februar um +8,0 auf -40,2 Punkte verbessert.
Das klingt schon mal nicht schlecht. Zwar wird die Lage damit immer noch extrem schlecht eingeschätzt, doch zumindest besser als vor einem Monat.

Ein kleines Problem ist nur, dass der Indikator für die zukünftige Erwartung um -4,8 Punkte gegenüber dem Vormonat gesunken ist. Dazu muss man aber wissen, dass die Werte zwischen 100 und -100 hin und her schwanken können und der aktuelle Wert trotz leichtem Rückgang noch bei 68,5 Punkten steht, womit er viel Optimismus versprüht.

Es ist also keineswegs so, dass der Rückgang in den Konjunkturerwartungen darauf hindeutet, dass die Zukunft nicht positiv gesehen wird. Sie wird nur nicht mehr ganz so rosig wie noch vor einem Monat erwartet. Dennoch deutet dieser Indikator auf eine begonnene und sich fortsetzende Erholung der europäischen Wirtschaft hin.

Einkaufsmanager ebenfalls optimistisch, aber nur leicht

Ebenfalls optimistisch blicken die Einkaufsmanager in die Zukunft, wenn auch nur leicht:
Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone notiert im Januar bei 54,0. Werte oberhalb von 50 Punkten deuten hier auf eine expandierende Wirtschaftsaktivität. Bereits im Vormonat wies der Index mit 52,7 einen durchaus positiven Wert aus.
Der Index für den Dienstleistungsbereich der Eurozone notiert für Januar bei 51,6. Auch hier war bereits im Vormonat ein durchaus positiver Wert von 51,0 gemeldet worden. Morgen werden die Daten für den Monat Februar bekanntgegeben.

Geschäfts- und Verbraucherstimmung sowie das Geschäftsklima bessern sich ebenfalls

Auch die Geschäfts- und Verbraucherstimmung bessert sich immer mehr:
Der Gesamtindex für die Euro-Zone notierte im Januar bei 100,9 nach zuvor 100,4. Das Industrievertrauen lag dabei bei -3,9 nach zuvor noch -3,4, das Verbrauchervertrauen bei -11,7 nach -13,9.
Der Gesamtindex für alle EU Mitgliedsstaaten notierte im Januar bei 104,7 nach zuvor 103,8. Das Industrievertrauen lag bei -2,6 nach zuletzt -2,0, während das Verbrauchervertrauen bei -8,8 notierte, nach -10,9 im Monat zuvor.

Der Geschäftsklimaindex für die Eurozone notiert im Januar bei 0,19 und damit im leicht positiven Bereich. Im Vormonat hatte der Geschäftsklimaindex bei 0,20 gelegen.

Fazit

Die Antwort auf die Frage, ob es der Eurozone bereits so gut geht, dass neue Liquiditätsspritzen nicht nötig sind, lautet definitiv „Nein“! Die Frühindikatoren (ZEW, Einkaufsmanager, Geschäftsklima, Verbrauchervertrauen) geben aber zumindest Hinweise darauf, dass sich die Situation bald bessern könnte. In diesem Fall wäre eine abwartende Haltung der EZB durchaus plausibel.

Die Erholung sollte sich aber möglichst bald auch an den harten Fakten ablesen lassen. Denn wenn die Stimmungsindikatoren bald wieder in den negativen Bereich drehen, dann könnten wir ein ernstes Problem bekommen. Und dann hätte die EZB jüngst einfach tatenlos zugesehen.

Noch könnte man günstig in europäische Aktien investieren

Solange dies aber nicht der Fall ist und sich die Daten tatsächlich bald nach oben entwickeln, wäre jetzt nach wie vor ein guter Zeitpunkt, um langfristig noch in europäische Aktien zu investieren. Nur wie?


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Sven Weisenhaus

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