Kupfer gilt als entscheidendes Metall für die globale Energiewende. Obwohl die Nachfrage absehbar steigt und das Angebot nicht schritthalten kann, sank der Kupferpreis zuletzt. Grund genug, die wesentlichen Trends des Kupfermarktes in Erinnerung zu rufen.
Der Kupferpreis hat infolge der Kursverluste an den Märkten zu Wochenbeginn nachgegeben. Aktuell notiert der Preis für den Cash-Kontrakt an der London Metal Exchange (LME) bei 8.715 USD pro Tonne. Im Mai lag der Kurs noch bei 10.857 USD – ein Verlust von rund 20 %.
Dabei, so scheint es, sprechen alle Fundamentaldaten langfristig klar für steigende Kupferpreise. Die Nachfrage dürfte durch die globalen Dekarbonisierungsbestrebungen deutlich wachsen, das Angebot ist aufgrund zu weniger Greenfield-Projekte in der Pipeline langfristig eher unflexibel.
Langfristig starke Fundamentaldaten vs. kurzfristig fallende Preise: Wohin entwickelt sich Kupfer in der Zukunft? Der Branchendienst Fastmarkets hat dazu die sechs wichtigsten Trends auf dem Kupfermarkt zusammengefasst.
Trend Nr. 1: Die Nachfrage steigt durch die Energiewende
Die Nachfrage nach Kupfer wird mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 2,6 % steigen und bis 2034 35,1 Millionen Tonnen erreichen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 26,5 Millionen Tonnen.
Grund dafür ist der Bedarf an Kupfer in vielen Bereichen, die mit der Energiewende zu tun haben. Dies gilt etwa für Solarenergie, Windkraft, Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Hier wird den Prognosen zufolge eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 5,2 % erreicht (während in den traditionellen Sektoren lediglich 1,4 % erwartet werden)
Trend Nr. 2: Das Kupferangebot kann nicht schnell genug wachsen
Das globale Kupferangebot (Primär- und Sekundärangebot) wird in den nächsten zehn Jahren bis 2034 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 2,2 % wachsen – langsamer also als die Nachfrage.
Kupferproduzenten sehen sich dabei verschiedenen Schwierigkeiten gegenüber. Zum einen wirken die relativ geringen Investitionen in neue, große Minen in der letzten Dekade nach. Aber auch höhere Kapitalkosten, sinkende durchschnittliche Erzqualitäten, politische Risiken und wachsende ESG- Anforderungen drücken das Angebot.
Trend Nr. 3: Kupferrecycling gewinnt an Bedeutung
Das Recycling von Kupfer gewinnt an Bedeutung. Die Produktion von raffiniertem Kupfer aus Sekundärquellen dürfte bis 2034 jährlich um 4,9 % steigen, schätzt Fastmarkets. Dazu tragen höhere Preise ebenso bei wie Nachhaltigkeitskriterien in Unternehmen sowie generell höhere Investitionen in Recyclingkapazitäten in den kommenden zehn Jahren.
Trend Nr. 4: Es droht ein Kupferdefizit
Trotz mehr Recycling ist ein globales Defizit auf dem Kupfermarkt kaum noch abzuwenden. Für 2024 wird bereits mit einem Defizit gerechnet. In den kommenden Jahren wird es abwechselnd Phasen vorübergehender Überschüsse und Defizite geben. Vor allem ab 2030 aber wird das Angebot aufgrund fehlender neuer Minen die Nachfrage nicht mehr decken können. Fastmarkets rechnet für 2034 mit einem Defizit von 1,364 Millionen t Kupfer.
Trend Nr. 5: Kupferkonzentrate sind Mangelware
Der Mangel an Kupferkonzentrat hat die Hüttenindustrie bereits erheblich unter Druck gesetzt. Im kommenden Jahr dürften die Versorgungsprobleme noch größer sein. Die Schmelzgebühren dürften deshalb auch für das kommende Jahr auf einem niedrigen Niveau ausgehandelt werden. Die entscheidenden Verhandlungen beginnen üblicherweise im November. Kupferrunden könnten ihre Produktion drosseln, um Verluste infolge der sehr hohen Kosten für Kupferkonzentrat einzudämmen.
Trend Nr. 6: Kein Trend dauert ewig
Prognosen sind bekanntlich schwierig – besonders, wenn sie die Zukunft betreffen. Dies gilt auch auf dem Kupfermarkt. Schreitet die globale Energiewende langsamer voran als geplant, dürfte sich dies auch auf die Kupfernachfrage auswirken. Höhere Inflation und ein geringeres globales BIP-Wachstum könnten die Nachfrage ebenfalls drosseln.
Höhere Kupferpreise könnten zudem die Substitution des Metalls verstärken – etwa durch Aluminium. Umgekehrt können Produzenten bei höheren Preisen in bestehenden Minen länger abbauen.