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LME Metallhandel: Wird Zink das neue Nickel?

Veröffentlicht am 18.04.2022, 09:44
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Droht nach dem Chaos im Nickelhandel bei Zink nun das nächste Problem? Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf exklusive Quellen, dass die Bestände in den LME Lagerhäusern von niedrigem Niveau aus stark fallen. Viele Marktteilnehmer fürchten nun ähnliche Turbulenzen wie vor einigen Wochen bei Nickel.

Reuters berichtete vor einigen Tagen unter Berufung auf „gut informierte Quellen“, dass der Rohstoffhändler Trafigura und andere Unternehmen Zink in großen Mengen aus LME Lagern in Asien abziehen.

Trafigura wollte die Vorgänge gegenüber Reuters nicht kommentieren. Fakt ist jedoch: Der Anteil des Zinks in den LME Lagerhäusern, der ausgeliefert werden soll, ist innerhalb kürzester Zeit von 26 % auf 65 % gestiegen.

Ein LME Sprecher teilte mit, die Börse nehme die „Enge auf dem Zinkmarkt zur Kenntnis“. Alle Metalle würden genau beobachtet, um einen geordneten Marktablauf sicherzustellen.

„Ähnliche Turbulenzen wie am Nickelmarkt“

Das Problem: Ein starker Rückgang der Zinkbestände in den LME Lagerhäusern kann die Volatilität an den Märkten erhöhen. Die Bestände dienen dazu, Terminkontrakte mit physischer Lieferung zu decken. Reuters zitiert Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann: „Einige Marktteilnehmer befürchten, dass der Zinkmarkt ähnliche Turbulenzen erleben könnte wie der Nickelmarkt“.

In diesem Zusammenhang spielt auch die geringe Liquidität an den Metallmärkten eine Rolle. Hier entwickelt sich gerade ein strukturelles Problem des Rohstoffmarktes. Durch die stark steigenden Preise und die hohe Volatilität sind die Marginanforderungen im Handel drastisch gestiegen.

Viele Rohstoffhändler können deshalb die Sicherheitsleistungen nicht mehr aufbringen – und ziehen sich aus dem Markt zurück. Dies wiederum entzieht dem Markt zusätzliche Liquidität, wodurch die Volatilität weiter ansteigt.

Trafigura selbst hatte im Februar aufgrund hoher Nachschusspflichten mit dem Finanzinvestor Blackstone (NYSE:BX) über ein Investment im Bereich von 2-3 Mrd. USD verhandelt. Dies hatte die „Börsen-Zeitung“ unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet.

Auch die Turbulenzen am Nickelmarkt spielten beim Zustandekommen des Liquiditätsengpasses dabei offenbar eine Rolle. Erst Anfang März hatte Trafigura sich eine revolvierende Kreditfazilität über 5,3 Milliarden USD einräumen lassen.

Europäische LME Lager: Nur 25 t Zink für den Markt verfügbar

Reuters zufolge ist das Bevorratungsproblem am Zinkmarkt in Europa besonders akut. Demnach werden in europäischen LME lagern 500 t Zink gelagert, von denen allerdings nur 25 t für den Markt verfügbar sind.

Die Terminpreiskurve an der LME verharrt dementsprechend in einer Backwardation Situation – und zwar in einem extremen Ausmaß. Für den Cashkontrakt werden derzeit 4.345 USD pro Tonne gezahlt. Beim in drei Monaten fälligen Kontrakt sind es 4.298 USD. Wer den im Dezember 2023 fälligen Kontrakt kauft, zahlt dagegen lediglich 3.632 USD. Der im Dezember 2025 fällige Kontrakt kostet sogar nur 2.797 USD. Eine solche Situation ist ein starker Indikator für ausgeprägte Knappheit.

Die hohe Prämie wiederum kann Marktteilnehmer dazu veranlassen, Lagerbestände abzubauen. Reuters zitiert Duncan Hobbs, Research Manager bei Concord Resources. Dieser hält es für möglich, dass ein Teil des Metalls aufgrund der aktuell hohen Prämie für physische Bestände abgezogen wird. Auch Parteien, die Lieferverpflichtungen hätten und Metall benötigten, kämen für den Abzug infrage.

Energiepreise und globale Logistikprobleme erschweren die Situation

Auch die hohen Energiepreise tragen ihren Teil zur Verknappung bei. In vielen Zinkhütten wurde die Produktion gedrosselt oder ganz eingestellt – Grund dafür sind hohe Energiepreise. Die Produktion von Zink ist energieintensiv.

Eine gute Nachricht kam lediglich aus den Lagerhäusern der Shanghai Futures Exchange. Dort sind die Zinkvorräte in diesem Jahr gestiegen. Aufgrund logistischer Probleme ist es jedoch nicht ohne weiteres möglich, diese Bestände dem globalen Markt zuzuführen.

Duncan Hobbs verweist in diesem Zusammenhang auf die sehr hohen Frachtraten vor allem für Container. Diese hätten die Lieferung von Metallen von einer Weltregion in eine andere behindert.

Der Zinkpreis befindet sich seit Frühjahr 2020 in einem dynamischen Aufwärtstrend. Damals kostete 1 t des Metalls ca. 1.800 USD. Aktuell werden rund 4.350 USD gezahlt. Das bisherige Allzeithoch liegt bei knapp über 4.500 USD und wurde vor rund 15 Jahren erreicht.

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