Der Artikel von Barani Krishnan für Investing.com erschien am Dienstag, dem 30. Juli 2019, im Original unter dem Titel 'Counting On Oil Rally Pre-Fed? Don’t Hold Your Breath'.
Dies soll eine Woche sein, in der Wertanlagen von Aktien zu Rohstoffen von der “Zinssenkungsbegeisterung” beflügelt sind.
Auf dem Ölmarkt sieht das aber anders aus.
Nachfragesorgen bremsen weiterhin das schwarze Gold aus, obwohl die Aussicht auf die erste US-Zinssenkung in einem Jahrzehnt ein Geschenk für die Rohstoffmärkte sein sollte.
Am Montag begannen die Rohölfutures den Handel schwächer, nachdem Japan ein geringeres Wirtschaftswachstum in Aussicht gestellt hatte, ein Zeichen für die um sich greifenden Folgen des amerikanisch-chinesischen Handelskriegs. Ölbullen waren zusätzlich angeschlagen von einem Nachlassen der geopolitischen Spannung rund um den Iran, als die islamische Republik konstruktive Gespräche mit den westlichen Mächten über ihre nukleare Zukunft abhielt.
Rohöl der Sorte West Texas Intermediate als auch in London gehandeltes Brent, dem Benchmark für den internationalen Ölmarkt außerhalb der Vereinigten Staaten, beendeten die Sitzung am Montag letztlich doch höher, als die Händler sich vom Ausblick auf eine Zinssenkung um mindestens einen Viertelprozentpunkt durch die Federal Reserve in dieser Woche begeistern konnten.
Der Handel begann am Dienstag in Asien unter ebenfalls relativ positiven Umständen.
Nagende Zweifel, Öl könnte die Woche tiefer beenden
Aber es gibt ein nagendes Unbehagen, dass welche Zugewinne es beim Öl auch gibt, diese bis Ende der Woche wieder dahin sein könnten, da Nachfragesorgen den Markt weiterhin nach unten ziehen.
Phil Flynn, Energieanalyst bei der Chicagoer Price Futures Group und ein bekannter Ölbulle, traf am Montag im frühen New Yorker Handel, als die Ölpreise noch im Minus lagen, den Kern der Sache:
“Öl liegt auf Eis, als die Märkte alle den Ausgang der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche abwarten.”
“Und natürlich wirft die Fed-Entscheidung ihren Schatten voraus, für die weithin erwartet wird, dass die Fed die Zinssätze zum ersten Mal seit 2008 senken wird.”
“All diese makroökonomischen Erwartungen erinnern uns, dass die Ölhändler auf das globale Wachstum fokussierte sind, um Ideen für die Richtung am Markt zu bekommen.”
Erwartungen, dass die Fed die Zinssätze auf ihrer Sitzung vom 30. bis 31 Juli um mindestens 25 Basispunkte senken wird, haben den Märkten in diesem Monat einen soliden Lauf beschert und auch US-Goldfutures auf ein Sechsjahreshoch von über 1.450 USD steigen lassen.
Und während WTI und Brent auf ihren zweiten Monatsverlust in dreien zusteuern, haben beide im Juli dank Käufen in Verbindung mit Spekulationen über die Zinssenkung das Schlimmste vermeiden können.
Die Fed-Entscheidung wird wahrscheinlich die geldpolitischen Anpassungen anderer Zentralbanken, wie der Bank of Japan und der Bank of England in den Hintergrund treten lassen, zumal bei beiden mit keiner Veränderung gerechnet wird.
Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank der letzten Woche, die Zinsen unverändert stehenzulassen, inmitten der neuen Tendenz unter den Zentralbanken der Welt zu einer Lockerung der Geldpolitik, gibt der BoJ etwas mehr Spielraum.
Ohne einen konkreten Schritt zu unternehmen, könnte die BoJ ihre Absicht bekräftigen, die Zinssätze auf ihren Rekordtiefs stehenzulassen, während die BoE ihre Sichtweise auf den gegenwärtigen Konjunkturabschwung auf der Insel abgeben könnte und wie sie auf den Fall eines harten Brexits reagieren will.
Daneben sorgen der US-Beschäftigungsreport für Juli, zusammen mit Einkaufsmanagerindizes aus den Fabriken Chinas, der USA und der Eurozone für eine mit Daten angefüllte Woche, in der sich wieder einmal Sorgen über die Weltwirtschaft mit der offiziellen Reaktion gegenüberstehen.
Das jüngste Zeichen eines globalen Konjunkturabschwungs kam aus Japan, das seine Wachstumsprognose für dieses Jahr zusammengestrichen hat—vor allem wegen der schwächeren Exporte—was die Befürchtungen bestätigte, dass der amerikanisch-chinesische Handelskrieg tiefere Spuren in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt hinterlässt.
Der Internationale Währungsfonds senkte jüngste seinen Ausblick für das globale Wachstum, während EZB-Präsident Mario Draghi letzte Woche meinte, die Aussichten für die Wirtschaft in der Eurozone werden “schlimmer und schlimmer”.
Nachlassen der Spannungen mit dem Iran nicht hilfreich
In Bezug auf Irans Nukleargespräche sagte Abbas Araqchi, ein hochrangiger Unterhändler für die islamische Republik, die Diskussionen mit den Unterzeichnern von Teherans 2015er Abkommen mit den Weltmächten “konstruktiv”, mit “viel Verbindlichkeit” und “guten” Diskussionen.
Sollten die Spannungen im Bezug auf den Iran weiter nachlassen oder es Teheran schaffen, ein neues Nuklearabkommen mit der Trump-Administration auf den Weg zu bringen, um die Sanktionen gegen sein Öl auszusetzen, dann gibt es Sorgen, dass bis zu 2 Mio Fass Öl am Tag zusätzlich auf den Markt kommen könnten, was die Produktionsbeschränkungen der OPEC aufheben und zur schon bestehenden Überproduktion beitragen würde.
Darüber hinaus waren an den Märkten Mitte Juli Spekulationen auf einen aggressiven Zinsschritt um ganze 50 Basispunkte nach unten aufgekommen, aber eine Serie von besser als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten, so unter anderem die am letzten Freitag erschienenen BIP-Zahlen vom zweiten Quartal, haben diesen Hoffnungen einen Dämpfer verpasst.
Insgesamt allerdings ist wichtiger als die Entscheidung vom Mittwoch, was die Märkte von der Fed im Anschluss daran erwarten, für die Zinsentscheidungen im September und darüber hinaus. Und hier könnte es für Goldbullen zu einer herben Enttäuschung kommen, da die Fed vielleicht nicht so taubenhaft sein wird, wie es viele erwarten.
Nach der Zinsentscheidung, sind wir wieder zurück bei den Handelsgesprächen
Einige denken, dass der Fed Vorsitzende Jerome Powell noch eine längere Rallye bei Gold und Öl auslösen könnte, mit dem, was er persönlich zur Geldpolitik zu sagen hat, im Anschluss an die Veröffentlichung des offiziellen Statements der Zentralbank am Mittwoch.
TD Commodities meinte dazu in einer Mitteilung:
“Bedenkt man, dass die Märkte schon jetzt eine Zinssenkung um 25 Basispunkte eingepreist haben, vermuten wir, dass das Hauptaugenmerk auf Powells Pressekonferenz liegen wird, auf der er einen taubenhaften Ton anschlagen könnte, angesichts dessen, dass die globalen Wachstumsprobleme zu weiterem Druck auf den US-Konjunkturmotor führen könnte."
Die Rohstoffbullen behalten auch die hochrangigen Handelsgespräche zwischen den USA und China im Auge, die am Dienstag in Schanghai erneuert werden, nachdem sie im letzten Mai gescheitert waren. Die Erwartungen auf bemerkenswerte Fortschritte sind eher gering und eine Fortsetzung des langwierigen Prozesses könnte krisensichere Anlagen wie Gold stützen.
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