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MagForce AG: Globaler Milliardenmarkt - Vorstandsinterview

Veröffentlicht am 21.10.2020, 12:29
MF6G
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Der GBC-Analyst Cosmin Filker hat mit Dr. Ben Lipps, CEO der MagForce AG (DE:MF6G), über die aktuellen Expansionspläne und das globale Marktvolumen, welches sich aus den weltweit jährlich etwa 160.000 Glioblastom-Inzidenzen ergibt, gesprochen.

Cosmin Filker: Dr. Lipps, bereits Anfang des Geschäftsjahres 2020 haben Sie über eine sehr positive Entwicklung der Patientenanfragen berichtet. Offensichtlich schlägt sich dies in einem Anstieg der Behandlungszahlen nieder. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Dr. Ben Lipps: In den Jahren 2015 bis 2018 haben wir das NanoTherm Verfahren, das ursprünglich von 2007 bis 2010 entwickelt wurde, evaluiert und mit unseren klinischen Kollegen ein verbessertes medizinisches Verfahren, das effektiver und einfacher anzuwenden ist, entwickelt. Unsere Partnerkliniken sind von der NanoTherm Therapie überzeugt und setzen diese mit großem Engagement zum Wohle ihrer Patienten bei der Behandlung von Glioblastoma ein. Wir gehen daher davon aus, dass die Zahl der Behandlungen weiterhin nachhaltig steigen wird. Sämtliche Unternehmensaktivitäten in Europa zielen darauf ab, die Bekanntheit des NanoTherm Therapiesystems weiter zu steigern und die Therapie den Patienten zugänglich zu machen: beispielsweise unsere ‚NanoTherm Therapy School‘, ein praxisorientiertes, einzigartiges und vielseitiges Anwendungstraining für den Einsatz der Nano-Therm Therapie zur Behandlung von Glioblastoma, das in enger Zusammenarbeit mit führenden Experten entwickelt wurde, ist weiterhin sehr erfolgreich. Ziel des umfassenden Anwendungstrainings, das sich an Mediziner und medizinisches Fachpersonal aus dem Bereich der Neuroonkologie richtet, ist es, Chirurgen in der Verwendung der innovativen NanoTherm Technologie des Unternehmens zu zertifizieren – erst vergangene Woche wurde wieder eine Einheit durchgeführt, das Interesse an der NanoTherm Therapie ist größer als je zuvor. Ich möchte Sie daran erinnern, dass es weltweit jährlich etwa 160.000 Glioblastom-Inzidenzen gibt und somit einen globalen Markt von etwa vier Milliarden Euro für dieses Behandlungsverfahren pro Jahr.

Cosmin Filker: Die MagForce-Technologie zur Behandlung bösartiger Gehirntumore ist derzeit an zwei Standorten in Deutschland und an einem Standort in Polen verfügbar. Wie sehen ihre weiteren Expansionspläne aus?

Dr. Ben Lipps: Unsere Expansionsaktivitäten, wie beispielsweise Installationen von NanoActivator Geräten in Partnerkrankenhäusern in Spanien und Italien, die für das zweite Halbjahr 2020 geplant waren, werden sich aufgrund der enormen Auswirkungen, die die COVID-19-Pandemie in diesen Ländern leider aktuell wieder hat, weiter verzögern. Wir sehen jedoch Interesse aus anderen europäischen Ländern und werden unsere Roll-out-Strategie auch in den kommenden Monaten fortsetzen. Darüber hinaus planen wir die Eröffnung mindestens eines weiteren NanoTherm Therapiezentrums in Deutschland, wo jährlich etwa 3.000 neue Inzidenzen von Glioblastom-Patienten verzeichnet werden. Nicht zuletzt wird das neueste NanoTherm Behandlungszentrum in der Hufeland Klinik in Mühlhausen in den nächsten Tagen eröffnet – nach den Installationsarbeiten sind nun auch die die behördlichen Abnahmen erfolgreich abgeschlossen. All das wird uns dabei unterstützen, unser Behandlungsziel für 2021 zu erreichen und die Anzahl der kommerziellen Behandlungen gegenüber 2020 zu verdreifachen.

Cosmin Filker: Covid-19 hat bei Ihnen zu einer Verzögerung des europäischen Roll-Outs geführt. Die geplanten Installationen in Spanien und Italien wurden verschoben. Wie sind die aktuellen Planungen für diese Regionen?

Dr. Ben Lipps: Natürlich sind wir weiterhin in Kontakt mit den potenziellen Partnerkliniken in Italien und Spanien – aufgrund der COVID-19-Pandemie sind diese allerdings extrem anderweitig involviert. Folglich haben wir unsere Aktivitäten in anderen europäischen Ländern intensiviert – das Interesse ist in diesen Ländern definitiv nach wie vor vorhanden und wir sind in so engem Kontakt, dass wir, sobald es irgend möglich ist, weitere konkrete Schritte unternehmen werden.

Cosmin Filker: Wie schnell lassen sich neue Standorte erschließen, auch mit Blick auf die Produktion neuer Behandlungsgeräte?

Dr. Ben Lipps: Durch die Entwicklung der Container-Plug-and-Play-Lösung, die sowohl in Deutschland als auch in den europäischen Ländern zum Auslieferungsstandard geworden ist, konnte die Zeit bis zum Beginn der Patientenbehandlungen in neuen Zentren wesentlich verkürzt werden. Vor Ort wird nur noch ein Punktfundament für die Aufstellung des Doppelstock-Containers auf dem Campus-Gelände der Klinik benötigt sowie ein Standard-Drehstromanschluss, das dauert insgesamt ca. 8 Tage. Die bereits vorinstallierten Container werden per Spedition im LKW zur Klinik gebracht. Die Zeit für Montage und Inbetriebnahme vor Ort dauert weitere ca. 14 Tage. MagForce liefert eine komplette regulatorische und technische Dokumentation vorab an die Klinik-Verwaltung, sodass behördliche Genehmigungen zügig ausgestellt werden. Zurzeit planen wir rund 3 Monate ab Auftragserteilung um ein neues NanoTherm-Behandlungszentrum in Deutschland oder in anderen Europäischen Ländern in Betrieb zu nehmen. Für die Produktion neuer NanoActivatoren haben wir derzeit noch Material zur Neufertigung von drei weiteren Geräten auf Lager, die bei Bedarf termingerecht gefertigt werden.

Cosmin Filker: Zum Abschluss eine Frage zur aktuellen Entwicklung der Zulassung zur Behandlung von Prostatakrebs in den USA. Laut Aktionärsbrief bestätigen die ersten Ergebnisse der aktuellen Stufe der Zulassungsstudie, dass bei der Behandlung mit der MagForce-Technologie nur geringe Nebenwirkungen vorliegen. Wird die Zulassung also wie erwartet in 2021 erfolgen?

Dr. Ben Lipps: Richtig, die Behandlungsergebnisse in der aktuellen Stufe der Studie, mit dem gestrafften Verfahren, zeigen ebenfalls nur minimale behandlungsbedingte Nebenwirkungen, die tolerierbar und ähnlich der von Biopsien sind. Die Ablationsanalyse zeigte eine sehr gut definierte Ablation und Zelltod im Bereich des Nanopartikeldepots, wie dies bei den früheren präklinischen Studien beobachtet wurde. Das haben wir so erwartet, ist aber trotzdem sehr erfreulich, da die Patienten so viel schneller behandelt werden können. Es ist offensichtlich, dass das gestraffte Studienprotokoll den Patienten zugutekommt, indem die gesamte Behandlung innerhalb eines Tages abgeschlossen wird und somit auch die Belastung durch wiederholte Besuche beim behandelnden Arzt minimiert wird – insbesondere in Zeiten von COVID-19 ein erheblicher Vorteil. Wir gehen weiterhin davon aus, dass wir im vierten Quartal 2020 über ausreichende Daten verfügen werden, um zu bestätigen, dass unser gestrafftes Verfahren weiterhin nur minimale Nebenwirkungen für den Patienten aufweist und um die erforderliche Sicherheit von 80 Prozent zu gewinnen, dass die klinischen Ziele erreicht werden können. Plan ist, dass wir, während wir die Studie abschließen, bereits mit den Vorbereitungen für die Kommerzialisierung beginnen, die nach wie vor Mitte oder im zweiten Halbjahr 2021 beginnen soll – wegen COVID-19 ist die Sichtbarkeit derzeit gering. Die drei klinischen Zentren, die an unserer Studie teilnehmen, sind bereits vollständig mit NanoActivator Geräten ausgestattet und können umgehend mit der kommerziellen Behandlung von Patienten starten, sobald die FDA-Zulassung vorliegt. Mit Abschluss der Studie planen wir zwei weitere unternehmenseigene Behandlungszentren eingerichtet zu haben. Weitere Zentren werden dann an strategisch wichtigen Standorten in den USA eröffnet, um die Behandlung von Patienten vor Ort zu ermöglichen. MagForce steht bereits in Kontakt mit den wichtigsten „Active Surveillance Programmen“ im ganzen Land, um nach Markteinführung der Therapie sicherzustellen, dass konstant Behandlungen durchgeführt werden. Gerade in den letzten Wochen sehen wir die Vorteile der von uns in den USA implementierten Struktur, die es uns ermöglicht, trotz COVID-19 die klinische Registrierungsstudie durchzuführen – auch wenn wir natürlich nicht vollkommen losgelöst von den Auswirkungen der Pandemie arbeiten können. Betrachtet man den potentiellen globalen Markt für eine wirksame Behandlung mit minimalen Nebenwirkungen, könnten pro Jahr mehr als 500.000 Patienten behandelt werden und von einer solchen Therapie profitieren. Das Marktpotenzial liegt daher je nach Geschäftsmodell zwischen jährlich 3,5 und 12,5 Milliarden US-Dollar.

Cosmin Filker: Dr. Lipps, ich bedanke mich für das Gespräch.

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