Die Aktienkurse von Lithiumunternehmen ziehen wieder deutlich an – und zwar bei Produzenten ebenso wie bei einzelnen Explorern. Milliardenschwere Deals und Joint Ventures sowie die Aussicht auf tarifäre Maßnahmen nähren die Hoffnung auf ertragsstarke westliche Lieferketten.
Shanthar Pathmanathan, CEO des Lithiumexplorers Chariot Corp, erhält in diesen Tagen mehr Anfragen von Medien und Anlegern als sonst. Der Aktienkurs des auch in Frankfurt gelisteten australischen Unternehmens hat in den letzten 30 Tagen zwischenzeitlich um mehr als 75 % zugelegt.
Ausgangspunkt war eine Richtungsentscheidung des Managements um Pathmanathan. Beim Projekt "Black Mountain" im US-Bundesstaat Wyoming wird das bisherige Ziel einer groß angelegten Ressource verschoben. Stattdessen steht nun die Prüfung der Durchführbarkeit der Einrichtung einer kleineren "Pilotmine" auf dem Plan.
Lithiumexplorer Chariot: Pilotminen-Plan beflügelt Aktienkurs
Für die Entscheidung gibt es mehrere Gründe. So halten die Geologen des Explorers Black Mountain aufgrund der Hinweise auf eine oberflächennahe Lithiummineralisierung für eine Pilotmine im Tagebau geeignet.
Außerdem kann Chariot die Pilotmine im Rahmen einer Kleinbergbaugenehmigung errichten. "Das gestraffte Verfahren reduziert den behördlichen Aufwand, vereinfacht die Umweltprüfungen und erleichtert eine schnelle und kapitaleffiziente Projektinitiierung", erläuterte das Unternehmen dazu im Rahmen einer Pressemitteilung.
In den kommenden Monaten plant Chariot den Abschluss des Phase-2-Bohrprogramms. Das Ziel der Bohrungen: Die schnelle und kosteneffiziente Definition einer Lithiumressource im kleinen Maßstab mit einem Vertrauensniveau der Kategorie "Angezeigt" nach JORC 2012-Standard.
Das Projekt soll sehr viel schneller als bislang geplant die Produktion erreichen – was bei Anlegern gut ankommt. Für das Bohrprogramm benötigt der Explorer frisches Kapital. Ende Oktober konnte das an der Börse mit gut 20 Mio. EUR bewertete Unternehmen bereits feste Zusagen für eine Platzierung von 8,09 Millionen neuen Aktien zu 0,20 AUD pro Aktie im Wert von 1,618 Millionen AUD vermelden. Auch institutionelle Investoren griffen zu – und das Management selbst.
Lithium-Winter vor dem Wendepunkt?
Das starke Interesse an der Chariot Aktie ist nur eines von mehreren Indizien dafür, dass der Lithium-Winter seinen Wendepunkt erreicht haben könnte. Die Aktienkurse großer Produzenten haben in den vergangenen Wochen spürbar angezogen.
Der Kurs der Albemarle (NYSE:ALB) Aktie etwa notiert aktuell 29 % über dem Tief am 14. August. SQM markierte das Tief am 05. August – und legte seitdem um 18 % zu. Der Kurs von Ganfeng (HK:1772) Lithium stieg seit Mitte September sogar um 37 %.
Noch deutlich größer fiel der Kursgewinn bei Arcadium Lithium aus: Die Aktionäre können sich über ein Plus von 140 % binnen weniger Wochen freuen. Arcadium Lithium wird durch den Rohstoffriesen Rio Tinto (LON:RIO) geschluckt. Der Kaufpreis: 6,7 Mrd. USD.
Die Bereitschaft Rio Tintos zum Kauf und das generell sehr große Interesse des Konzerns an Lithium – in Serbien besitzt Rio mit Jadar Europas größte Lagerstätte des Batteriemetalls – wird von vielen Marktteilnehmern als Aufbruchsignal interpretiert.
Lange Zeit hatten Lithiumproduzenten- und Explorer unter dem Preisverfall des Rohstoffs gelitten. Branchenriesen wie Rio Tinto rechnen offenbar fest damit, dass sich die Lithiumpreise erholen – und können dabei auf Schutzzölle gegen billige chinesische Importe hoffen.
In den USA jedenfalls sind Mindestpreise ebenso im Gespräch wie die Anhebung oder Einführung von Zöllen. Washington ist fest davon überzeugt, dass Peking bestimmte Rohstoffmärkte bewusst überschwemmt, um den Aufbau westlicher Lieferketten zu verhindern. Tarifäre Maßnahmen könnten deshalb schon bald den Inflation Reduction Act (IRA) ergänzen.
Rio Tinto und General Motors (NYSE:GM) senden Aufbruchsignal
Auch der US-Autokonzern General Motors geht offenbar davon aus, dass westliche Lithium-Lieferketten der zukünftige Standard sind. Mitte Oktober weitete GM das Engagement beim Thacker Pass Lithiumprojekt in Nevada zu einem Joint Venture mit dem Betreiber Lithium Americas (NYSE:LAC) aus.
Dem Autobauer aus Detroit geht es vor allem um den Zugriff auf das begehrte Batteriemetall – und zwar zu im Westen kompetitiven Preisen. Die vereinbarte Abnahmephase verlängert sich im Rahmen des abgeschlossenen JVs von 1 auf 20 Jahre. Im Rahmen des Offtake-Agreements wird GM zudem bis zu 100 % der Produktion aus Phase-1 aufkaufen – und zusätzlich 38 % der Produktion aus Phase-2 mit Vorkaufsrecht für den Rest.
Den GM-Deal hat auch Shanthar Pathmanathan von Chariot mit größter Aufmerksamkeit verfolgt. Zum Portfolio des Explorers gehört neben Black Mountain in Wyoming auch das 1450 Claims umfassende Lithiumprojekt Resurgent inmitten der McDermitt Caldera, in der heute die größten bislang entdeckten Lithium-Mineralressourcen der USA lagern.
Chariot ist der zweitgrößte Landbesitzer in der McDermitt Caldera nach Lithium Americas. Resurgent ist noch nicht so weit exploriert wie die Nachbarschaft. Deren Mineralressourcenschätzungen und Machbarkeitsstudien stimmen die Geologen von Chariot jedoch optimistisch im Hinblick auf Resurgent.
Resurgent East etwa enthält die gleichen Grabensedimente wie Thacker Pass von Lithium Americas (MRE von 19,1 Mt LCE mit 1.334 ppm Li COG). Das Ablagerungsmodell von Thacker Pass bietet den Chariot Geologen zufolge ein Analogon für die Lithiummineralisierung bei Resurgent East.
Resurgent North wird als geologische Erweiterung der angrenzenden McDermitt-Lagerstätte von Jindalee Resources betrachtet (MRE von 21,5 Mt LCE mit 1.000 ppm Li COG).
"Der Mineralisierungstyp bietet das Potenzial für eine Produktion im großen Maßstab und über lange Zeiträume", heißt es bei Chariot dazu.
Dass der Abbau von Lithium in geologisch günstigen Lagerstätten wirtschaftlich erfolgreich sein kann, zeigt ein Blick auf die Machbarkeitsstudie zu Thacker Pass. Diese taxiert die Betriebskosten pro Tonne Lithiumcarbonat auf 6.743 USD. Nach einer – ggf. tarifär erzwungenen – Normalisierung der Lithiumpreise könnten die Kapitalkosten der Studie zufolge in weniger als 3,5 Jahren amortisiert werden.