Die atlantische Hurrikan-Saison 2020 ist geprägt von der Bildung tropischer Wirbelstürme in einem noch nie dagewesenen Tempo. Bisher gab es insgesamt 26 tropische oder subtropische Stürme, 25 namentlich genannte Hurrikane, 9 Wirbelstürme und 3 schwere Hurrikane.
Heute erreicht der Hurrikan Delta den Golf von Mexiko und bahnt sich seinen Weg in dasselbe Gebiet der Öl- und Gasregion, in der noch immer die Scherben des Hurrikans Laura aufgesammelt werden.
Eine Folge dieser Stürme ist natürlich das Preisgeschehen, das sich in den Phasen vor, während und nach den Hurrikans abspielt.
Da sich die Nachfrage nach LNG, also Flüssiggas, von den Folgen von Laura noch immer erholt, könnte die bevorstehende Ankunft von Delta die in den letzten Tagen gewonnene Dynamik umkehren, schrieb naturalgasinte.com in einem Blog. Bespoke Wepoke Weather Services meinte:
"Wir glauben, dass der Kern (des Sturms) wahrscheinlich die LNG-Anlagen verfehlt, aber Cameron ist gemäß einiger Modelle gefährdet".
Cameron, eine LNG-Anlage in Louisiana, wurde von Laura direkt erwischt, erlitt aber keinen nennenswerten Schaden. Weitverbreitete Stromausfälle und ein notwendiger Wiederaufbau der Fernleitungsinfrastruktur im Bundesstaat ließen das Exportterminal einen Monat lang außer Betrieb.
Scott Shelton, Energie-Broker bei ICAP in Durham, North Carolina, schrieb am Mittwoch in einer Kundenmail:
"Wir stecken zwischen einer Verbesserung von Angebot und Nachfrage aufgrund einer besseren Wettervorhersage (und) neuen Höchstständen bei den LNG-Exporten fest ... wenn dieser Hurrikan dasselbe tut wie Laura".
Aus Furcht vor einem weiteren Schaden in der Größenordnung von Laura haben die Gaspreise am Mittwoch kräftig zugelegt. Der nächstliegende Henry Hub Gaspreis-Future an der New York Mercantile Exchange legte vor dem Hintergrund der vorsorglichen Stilllegung von Öl- und Gasplattformen im Golf um 3% zu.
Aber am Donnerstag stand der Erdgaspreis zur November-Lieferung vor Beginn der regulären Sitzung in New York wieder unter Druck und notierte zur Mittagszeit in Singapur bei knapp 2,58 Dollar pro Million metrischer britischer Wärmeeinheiten.
Dritte Gewinnwoche in Folge für den Gaspreis
Für Gas-Bullen gab es aber dennoch keinen Grund, Trübsal zu blasen: schließlich steuert Erdgas auf die dritte Gewinnwoche in Folge zu. In dieser Woche steht der nächstliegende Future-Kontrakt gut 6% im Plus nach einem Anstieg von 14% in der Woche zuvor.
"Ein Versorgungsausfall in der Golfregion könnte das Defizit im südlichen, zentralen Teil des Landes verschärfen, was Standorten an der Golfküste, wie dem Verteilungsknotenpunkt Henry Hub, den nötigen Auftrieb geben könnte, um eine Erholung einzuleiten",
sagte Dan Myers, Analyst bei der in Houston ansässigen Gas-Risikoberatung Gelber & Associates in einer Kundennotiz.
Zu dem Versorgungsengpass kommt noch hinzu, dass das Gas, das letzte Woche in die Lager eingeliefert wurde, möglicherweise ebenfalls zu gering war, wenn man die durch ungewöhnlich milden Temperaturen ausgelösten Stromausfälle aus der Nutzung von Klimaanlagen berücksichtigt.
Bis Mittwoch wetteten die Gashändler darauf, dass in der vergangenen Woche 73 Milliarden Kubikfuß in die Gaslagerstätten eingeliefert wurden, nach 76 Milliarden Kubikfuß in der Vorwoche. In der gleichen Woche vor einem Jahr stieg der Lagerbestand um 102 Mrd. Kubikfuß, während im Fünfjahresdurchschnitt (2015-2019) 86 Mrd. Kubikfuß aufgebaut wurden.
Der wöchentliche Gaslagerbestandsbericht der U.S. Energy Information Administration, der um 16:30 Uhr auf der Agenda steht, wird zeigen, wie akkurat oder nicht akkurat der Markt mit dieser Erwartung liegt.
Auf der Wetterseite gab es einige kleinere Änderungen an der 15-Tage-Prognose, aber insgesamt wird erwartet, dass das künftige Muster eher bärisch für den Gaspreis ausfallen wird.
Die Mobius Risk Group meinte, dass die wöchentlichen Veränderungen in der Windenergieerzeugung aufgrund vorübergehender Muster auch an der Wetterfront erwähnenswert seien.
In einem von naturalgasintel.com geführten Blog wies das Unternehmen darauf hin, dass in der Woche bis zum 10. September die kumulative Windenergieerzeugung für die kombinierten Systeme des Electric Reliability Council of Texas, des Midwest Independent System Operator und des Southwest Power Pool 31,5 Gigawattstunden (GWh) erreicht habe.
In der darauf folgenden Woche war ein starker Rückgang auf 17,5 GWh zu verzeichnen, während in der Woche bis zum 24. September wieder ein kräftiger Anstieg auf 26,5 GWh zu beobachten war. In der vergangenen Woche lag der Durchschnitt bei robusten 33,6 GWh.
Mobius wies darauf hin, dass in jedem der Lagerbestandsberichte für diese Zeiträume die Menge der Windenergieerzeugung einen bedeutenden Einfluss auf die Einspeisungen hatte. Für den EIA-Bericht in der Woche bis zum 10. September beispielsweise war der Anstieg von 89 Bcf gegenüber den Markterwartungen bärisch.
"Da der bevorstehende Lagerbericht am Donnerstag das Potenzial hat, die Waage entweder zugunsten der Bullen oder der Bären zu kippen, weil das Ergebnis zweifellos über die verbleibende Einlagerungssaison nach vorne extrapoliert werden wird, ist es wichtig zu überlegen, wie materiell die Auswirkungen der Windenergieerzeugung sein könnten", so Mobius. In der laufenden Woche, die sich im Speicherbericht vom 15. Oktober niederschlagen wird, lag der Durchschnitt nach Angaben des Unternehmens bisher bei gesunden 30,1 GWh.
Disclaimer: Barani Krishnan hält keine Position in den Rohstoffen oder Wertpapieren, über die er schreibt.