Die drohenden Veränderungen im Börsenhandel haben bereits Schlagzeilen gemacht und viele Anleger und Interessenten könnten sich fragen, was das alles bedeutet. Man kommt nicht umhin, die Ironie zu bemerken, dass eine Regelung, die vorgibt, Anleger zu schützen, möglicherweise zu höheren Kosten und Verwirrung führt. Aber wer hat jemals behauptet, dass die Finanzwelt einfach zu verstehen sei?
Das Geschäftsmodell der sogenannten Neobroker, darunter bekannte Namen wie Trade Republic und Scalable Capital, steht vor einer nicht unwesentlichen Änderung. Die EU plant nämlich, das sogenannte „Payment for Order Flow“ (PFOF) – ein Mechanismus, durch den Broker für die Weiterleitung von Kunden an bestimmte Handelsplattformen eine Rückvergütung erhalten – zu verbieten. Dieses Verbot, das bis Juni 2026 umgesetzt werden soll, könnte das Ende des kostengünstigen oder sogar kostenlosen Aktienhandels bedeuten, der Neobroker bis dato so populär gemacht hat. Entsprechend könnte die EU-Verordnung die Rahmenbedingungen des Aktienhandels für über 13 Millionen Kleinanleger in Deutschland verändern.
PFOF ermöglicht es Brokern, Rückvergütungen von größeren Handelshäusern für die Weiterleitung von Kundenaufträgen zu erhalten. Dies führte wiederum im Umkehrschluss zu niedrigen Gebühren und somit zu einem boomenden Markt für Kleinanleger. Die EU möchte nun jedoch PFOF verbieten, da sie glaubt, dass das Modell intransparent ist und dazu führen könnte, dass Broker nicht im besten Interesse ihrer Kunden handeln. Einige Experten kritisieren jetzt den geplanten Schritt. Sie argumentieren, dass PFOF insbesondere für Transaktionen mit geringem Volumen von Vorteil ist und die niedrigen Gebühren somit Aktieninvestments für mehr junge Menschen interessant machen. Es wird auch vermutet, dass das EU-Verbot eher durch Lobbyarbeit der großen Börsenplätze motiviert sein könnte. Andererseits begrüßen Befürworter des Verbots den Schritt, weil sie ebenfalls glauben, dass PFOF intransparent ist und dazu führen kann, dass Verbraucher schlechtere Preise erhalten. Außerdem besteht die Befürchtung, dass Neobroker dazu verleiten könnten, unüberlegte Trades auszuführen.
Die Neobroker jedenfalls sind bereit, sich anzupassen. Trotz des bevorstehenden Verbots planen sie, Preiserhöhungen zu vermeiden – können diese aber nicht ausschließen. Sie könnten andere Erlösmodelle einführen, wie höhere Orderprovisionen und -gebühren oder monatliche Gebühren-Flatrates. Branchenexperten gehen davon aus, dass die Neobroker auch nach dem Verbot von PFOF günstig bleiben werden, dank schlanker und digitalisierter Prozesse. Die EU hat den Mitgliedstaaten eine Frist bis zum 30. Juni 2026 eingeräumt, das PFOF-Verbot umzusetzen. Bis dahin haben Broker Zeit, ihre Geschäftsmodelle anzupassen und weiterhin ein günstiges Angebot für ihre Kunden bereitzustellen.
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