Das kanadische Bergbauunternehmen Nouveau Monde Graphite Inc. (NYSE:NMG) (TSXV: NOU) hat einen Meilenstein auf dem Weg zum anvisierten Mine-To-Market Plan verkündet. Im kanadischen Bécancour wurde eine Aufbereitungsanlage fertiggestellt, die hochreines, batteriefähiges Graphit produzieren soll. Die geplante Produktion von Batteriematerialien nimmt damit Fahrt auf.
Nouveau Monde plant den Aufbau einer vollständig vertikal integrierten Wertschöpfungskette für Anodenmaterial. Diese soll sich vom Erz in der Mine bis hin zum fertigen Batteriematerial erstrecken. Dazu wird derzeit eine Lagerstätte in Matawinie im Süden der kanadischen Provinz Quebec erschlossen. Auch eigene „grüne“ Technologien, Wasserkraft und Zugang zu „robuster Infrastruktur“ spielen bei dem Vorhaben eine wichtige Rolle.
Hochleistungsgraphit in Batteriequalität – ohne Flusssäure
Wie das Unternehmen nun im Rahmen einer Pressemitteilung bekanntgab, wurde im kanadischen Bécancour eine Aufbereitungsanlage fertiggestelt. Diese soll batteriefähiges Graphit in hoher Qualität herstellen. Beim „Spherical Purified“ Graphit handelt es sich um hochgereinigtes, kugelförmiges Material.
Erste Chargen wurden in der Endphase der Inbetriebnahme der Aufbereitungsanlage bereits produziert. Die Chargen wurden im hauseigenen Labor sowie durch ein Drittunternehmen begutachtet. Bestätigt wurde eine Reinheit von +99,99 % – mehr, als für Anwendungen im Energiebereich erforderlich ist. Die Erzeugnisse wurden zudem u.a. auf kritische Elemente wie Eisen und Nickel untersucht. Hier ergaben die Tests Anteile unterhalb von 1 ppm.
Nouveau Monde hat für die hauseigene Aufbereitungstechnologie ein Patent beantragt. Der thermochemische Prozess soll eine „grünere“ Alternative zu bisherigen Verfahren sein. Unter anderem kommt bei dem Verfahren keine Flusssäure zum Einsatz wie sonst häufig bei der Herstellung hochqualitativer Graphitprodukte.
Batteriehersteller und Elektroautobauer als Kunden im Visier
Die nun – im Rahmen des Kostenplans und mit moderater Verspätung aufgrund von Verzögerungen in Lieferketten – fertiggestellte Aufbereitungsanlage dient als Demonstrationswerk. Noch im ersten Halbjahr 2022 soll die Produktion jedoch verdoppelt und zusätzlich ein Beschichtungsmodul errichtet werden. Dann sollen bis zu 2.000 Tonnen Anodenmaterial jährlich zur Verfügung stehen, mit denen Nouveau Monde erste Gespräche mit Batterieherstellern und Elektroautobauern aufnehmen will. Parallel soll die abschließende Prozessqualifizierung starten.
Der nächste Schritt soll im Bau einer großen Fabrik für Batteriematerial bestehen. Dazu läuft bereits eine Machbarkeitsstudie.
Eine solche Studie läuft auch für das Matawinie Minenprojekt. Hier konnte Nouveau Mining ebenfalls einen Zwischenerfolg vermelden: Die Zugangsstraße sei bereits zu 70 % fertiggestellt. Noch Ende 2021 soll die Straße nutzbar sein. Andere Schritte zur Erschließung der Mine befinden sich jedoch noch im Vorbereitungsstadium.
Lagerstätte mit hochreinem Graphit und niedrigen Kosten
Die Matawinie Graphit Mine ist im Besitz des Unternehmens und befindet sich in Saint-Michel-des-Saints rund 150 km nördlich von Montreal. Nouveau Monde sieht in dem Asset außergewöhnliches Potenzial und verweist auf die dort lagernden, hochreinen Mineralien und das kostengünstige Betriebsmodell. Die kalkulierte Rendite des Projekts nach Steuern beziffert der Minenbetreiber auf 32,2 Prozent und verweist dabei auf frühere Untersuchungen.
Anodenmaterial aus Graphit spielt eine wesentliche Rolle bei der Fertigung von Lithium-Ionen-Akkus und hier insbesondere bei der Optimierung der Akkuleistung. Graphit wirkt auf die Lithium Atome im Akku und ermöglicht eine höhere Leistung bei Schnellladevorgängen., eine verbesserte Zyklenstabilität und höhere qualitative Konsistenz.
Lithium-Ionen-Akkus in Smartphones weisen ein anderes Anforderungsprofil auf als Akkus in E-Autos. Deshalb werden für Akkus in unterschiedlichen Einsatzgebieten unterschiedliche Anodenmaterialien gefertigt.
Die Fertigung von Batteriezellen wird insbesondere für die Automobilindustrie zu einem Schlüsselfaktor. Die deutschen und europäischen Hersteller arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die bestehende Abhängigkeit von asiatischen Lieferanten in diesem Bereich zu verringern.
Aktie seit Wochen wieder im Aufwind
Nicht zuletzt durch Schützenhilfe der Politik haben die Kfz-Hersteller ihre Anstrengungen in diesem Bereich ausgebaut – und etwa den deutsch-französischen Batteriezellen-Produzent Automotive Cell Company (ACC) ins Leben gerufen, an dem u.a. Stellantis und Daimler (DE:DAIGn) beteiligt sind.
Potenzielle Abnehmer für die künftige Produktion von Batteriematerialien dürfte es also geben. Dass Nouveau Monde diese Materialien in einer vollintegrierten Wertschöpfungskette zu produzieren plant, könnte sich bei künftigen Verhandlungen als strategischer Vorteil entpuppen. Schließlich verkürzen sich die Lieferketten aus Sicht der Abnehmer etwas, wenn Zulieferer selbst weniger auf Einkäufe angewiesen sind.
Die Aktie von Nouveau Monde Graphite hat nach einer Konsolidierung in den vergangenen Wochen wieder deutlich zugelegt und notiert aktuell rund 50 % höher als noch Anfang Oktober. Allerdings zeigten sich auch andere Graphit-Aktien wie z.B. Lomiko Metals (TSXV:LMR) (TSXV: LMR) oder Mason Graphite (TSXV:LLG) (TSXV: LLG) zuletzt wieder im Aufwind.