Am 14. Juli lautete der Titel der Börse-Intern „So schnell kann es gehen!“. Damals – wobei „damals“ wenig passend klingt, da es gerade erst 10 Tage her ist – war der Nasdaq 100 von fast 11.070 Punkten binnen zwei Tagen auf nur noch 10.370 Zähler abgerutscht. Der Technologieindex hatte also in kürzester Zeit rund 700 Punkte bzw. mehr als 6,3 % eingebüßt.
Inzwischen hat sich die Geschichte wiederholt. Notierte der Nasdaq 100 am vergangenen Dienstag im Hoch bei 11.017 Punkten, so waren es gestern im Tief nur noch 10.314 Zähler. Wieder hat der Index binnen kürzester Zeit rund 700 Punkte bzw. mehr als 6,3 % eingebüßt.
Klare Ansätze einer anstehenden Korrektur
Und beim Blick auf die absoluten Zahlen fällt auf, dass sich diese sehr ähneln, der Index also von in etwa gleichen Hochs aus auf in etwa gleiche Tiefs gefallen ist. Da könnte einem die Idee eines möglichen Doppeltops in den Sinn kommen.
Allerdings stellt man beim Blick auf den Kursverlauf Mängel fest. So ist für ein echtes Doppeltop unter anderem der Zeitrahmen zu kurz und es fehlt die nötige Symmetrie. Aber die 11.000-Punkte-Marke scheint offensichtlich eine harte Nuss zu sein. Und die Ansätze für eine Korrektur sind zweifelsfrei zu erkennen. Man sollte daher die aktuelle Kursentwicklung jetzt genau im Auge behalten.
63 % in gerade einmal 77 Handelstagen
Insbesondere beim Blick auf den folgenden Chart, den vorgestern auch schon die Leser des Premium-Trader erhalten haben, der aber auch schon hier in der Börse-Intern thematisiert wurde, kann einem schwindelig werden.
Zu sehen ist, dass der Index binnen nur 77 Handelstagen bzw. 112 Tagen um sage und schreibe mehr als 63 % zulegen konnte. In den beiden vorangegangenen Anstiegen schaffte er nur etwa die Hälfte (33,2 % bzw. 30,5 %) binnen 83 Handelstagen (122 Tagen) bzw. 94 Handelstagen (139 Tage).
Der Nasdaq 100 könnte locker um 15 % fallen
Eine Korrektur um 38,20 % eines Aufwärtstrends gilt allgemein als völlig normal. Eine solche würde für den Nasdaq 100 allerdings bedeuten, dass der Index locker bis auf unter 9.500 Punkte fallen müsste – also vom Hoch des 13. Juli satte 14,8 % einbüßen könnte – nur um damit aus Sicht der Fibonacci-Marken (blaue Linien im folgenden Chart) das Mindestziel (!) einer Korrektur zu erreichen.
Unrealistisch ist dies aus meiner Sicht nicht. Denn selbst bei rund 9.500 Punkten wären Technologieaktien (NYSE:XLK), gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), noch ganz und gar nicht billig. Und nur zur Erinnerung: Der 30%-Kursanstieg von Oktober 2019 bis Februar 2020 wurde mehr als vollständig verkauft. Und der 33%-Anstieg von Anfang 2019 wurde um weniger als 50 %, aber mehr als 38,20 % korrigiert (siehe folgender Chart).
Und wenn Sie sich noch fragen, was das eigentlich für eine dicke blaue Linie in den Charts ist: Das ist der 100-Tage-Durchschnitt des Nasdaq 100. Vorgestern hatte ich in der Börse-Intern geschrieben, dass „es jüngst wieder neue klare Anzeichen für eine deutliche Übertreibung bei Technologieaktien“ gegeben hat, die wir unseren Lesern des Premium-Trader auch bereits verraten haben. Diese Linie gehört zu einem dieser Anzeichen.
Größte Differenz seit dem Platzen der Neuer Markt-Blase
Und zwar notierte der Nasdaq 100 in seinen beiden jüngsten Hochs jeweils mehr als 21 % oberhalb seines 100-Tage-Durchschnitts, was die größte Differenz seit dem Topp des Aktienmarktes im März 2000 bzw. dem Platzen der Neuer Markt-Blase ist. Die Vergleiche des heutigen Marktgeschehens mit dem von 2000, die ich jüngst angestellt habe, machen also immer mehr Sinn. Auch wenn ich nach wie vor in der aktuellen Marktsituation keine Blase sehe, so erwarte ich dennoch angesichts der zunehmenden Warnsignale eine erneute, größere Korrektur.
Da ist es mit Blick auf die Korrekturansätze im Nasdaq 100 vielleicht auch verständlich, dass wir uns vorgestern im Premium-Trader mit einer kleinen Short-Position auf den Nasdaq 100 in den Markt gewagt haben. Diese liegt dank der heutigen Kursverluste schon im Gewinn. – Es ist noch nicht zu spät. Wenn Sie den Trade noch mitmachen wollen, dann schauen Sie sich den Premium-Trader doch einmal etwas genauer an. Dann erfahren Sie auch, welche weiteren Anzeichen für eine deutliche Übertreibung es jüngst noch gegeben hat.
Die ersten Ansätze einer Korrektur müssen sich noch bestätigen
Jetzt müssen sich die Ansätze für eine Korrektur nur noch bestätigen und die Stimmung der Anleger nachhaltig drehen. Dann hat man mit Gewinnmitnahmen und einem möglichen Einstieg in einen Short-Trade vieles richtig gemacht. Doch wie ich in der Börse-Intern vom 10. Juli geschrieben habe: „An der Börse sollte man immer Schritt für Schritt vorgehen.“ Warten wir also nun ab, wie der gestrige Handelstag in den USA endet und wie die Kurse in die neue Woche starten. Bleiben die Kurse eher schwach, könnte man weitere Schäfchen ins Trockene bringen – also erneut Gewinne mitnehmen – und gegebenenfalls sogar weitere kleine Short-Positionen in den Markt legen.
Da die Tiefs nach den beiden Hochs in etwa auf gleichem Niveau gebildet wurden, wäre auch eine nur seitwärts oder moderat abwärts laufende Konsolidierung auf hohem Niveau denkbar.
Die Bären müssen also jetzt am Ball bleiben und noch mehr tun, damit es zu einer ordentlichen Korrektur 100 kommen kann.
DAX: Nach dem Ausbruch nach oben folgte nun der Ausbruch nach unten
Übrigens: Der DAX hat sich gestern aufgemacht, seinen (Bear-)Keil (siehe blaue Linien im folgenden Chart) doch noch nach unten zu brechen. Der Fehlausbruch auf der Oberseite entpuppt sich damit als böse Bullenfalle mit den typischen bearishen Konsequenzen.
Aber auch hier muss man nun noch abwarten, ob sich die bearishen Ansätze bestätigen oder wir wieder nur ein Fehlsignal erleben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Trading
Ihr
Sven Weisenhaus