Der Euro eröffnet heute (09.10 Uhr) bei 1.2630, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Höchstkurse im asiatischen Handel bei 1.2670 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.50, während EUR-CHF bei 1.2015 oszilliert.
Erleichterung kehrt zurück an die Weltfinanzmärkte. Spanien hat sich durchgerungen und um Hilfe gebeten. Am Samstag Nachmittag kamen die Finanzminister der Eurozone in einer Telefonkonferenz zusammen und stimmten die Strategie der Hilfeleistung ab.
Wie sich der deutsche Finanzminister Schäuble äußerte, wurde dies auch mit einem Seitenblick auf die geschlossenen Märkte getan.
Grundsätzlich begrüßen wir diesen Schritt. Die Schaffung fundamentaler Fakten wie die Einräumung einer Kreditlinie in dieser Großenordnung ist sachlich geboten und nimmt Druck von Spanien.
- Die Kreditlinie über 100 Mrd. EUR ist groß dimensioniert, aber nicht überdimensioniert. Der eigentliche Kapitalbedarf der spanischen Regierung für die Bankenrettung wird zurzeit noch ermittelt und soll am 21. Juni bekannt gegeben werden. Die Schätzungen gehen bis zu 80 Mrd. EUR, trotzdem hat man die Linie gleich größer dimensioniert, um ein Zeichen zu setzen.
- Die größere Dimensionierung der Kreditlinie lenkt vorerst den Fokus von Spanien – zumindest wird die Summe auch zu einem gewissen Teil eine abschreckende Wirkung für kurzfristige Spekulanten haben.
- Die offenen Punkte wie u.a. die konkrete Höhe des ekapitalisierungsbedarfs der spanischen Banken und ob die Linie über den EFSF oder ESM bereitgestellt wird, werden in den nächsten Tagen geklärt.
Reaktionen auf das nicht ganz überraschende Hilfegesuch kamen prompt. Im asiatischen Handel wurde der Euro im Anschluss wieder stärker nachgefragt. Wir gingen Freitag bei knapp über 1,25 aus dem Handel und eröffneten heute um 1,2665. Als Höchststand wurde in Asien für EUR/USD 1,2670 markiert. Auch die chinesischen Daten, die insgesamt durchwachsen, aber besser als erwartet ausfielen (s. letzte Nachrichten) halfen dem Euro zurück auf die Beine.
Nach den letzten Tagen, in denen ein regelrechter Euro-Ausverkauf stattfand, wartete der Markt inständig auf konkrete Fakten. Diese wurden durch die spanische Kreditlinie geliefert. Das alte low vom Beginn des Jahres bei 1,2615/25 dient weiter als nächste Zielgröße, die längere Zeit überschritten werden muss, damit der Blick bei EUR/USD nach Norden gehen kann. Werden die 1,2660 nicht nur vorläufig überschritten, ist auch ein Durchmarsch über 1,2720 hin zur 1,2750 möglich. Danach dürfte dem Euro die unsichere Nachrichtenlage in Europa vorerst ausbremsen.
Nach unten geht der Blick dagegen wieder schnell, falls die Ereignisse vom Wochenende den Markt nicht wenigstens kurzfristig überzeugen sollten. Griechenland steht uns auch noch bevor und eine Wahlentscheidung ist nach wie vor völlig offen. Nach unten haben wir momentan etwas
Luft. Erst bei 1,2550 droht ein Rückfall in die Niederungen der letzten Tage. Diese liegen um 1,2490/50 und darunter.
Nach der Mini-Rallye über das Wochenende wird sich der Euro auf dem aktuellen Niveau 1,2630/00 vorerst stabilisieren und die zuletzt erlittenen Verluste damit zum Teil einfangen. Wir sehen den Euro aber in Anbetracht der offenen Punkte zu Spanien und anstehenden Griechenland-Wahl weiterhin unter Druck, der nach der derzeitigen kurzen Verschnaufpause zum
Ende der Woche wieder zunehmen wird.
Ähnlich sollte sich der DAX verhalten, an dem heute eine Party gefeiert wird. Zeitweise wurden bis zu 150 Punkte zugelegt und die günstigen Aktienkurse für Käufe genutzt. Auch hier macht sich Erleichterung und abnehmende Risikoaversion bemerkbar.
Wir sehen hier aber noch keine nachhaltige Trendumkehr, sondern richten unseren Blick auf die zweite Wochenhälfte, in der die Nachrichtenlage um Griechenland wieder stärker in den Fokus rücken dürfte und Unsicherheit im Vorfekd der Wahl zurück in die Aktienmärkte transportieren wird.
Blicken wir noch auf die Daten vom Freitag:
Das US-Handelsbilanzdefizit fiel im Berichtsmonat auf 50.1 Mrd. USD nach 52.6 Mrd. USD (revidiert von 51.8) im Vormonat. Die Exporte liegen annualisiert nun noch bei 2,8%, besonders die Ausfuhren in die kriselnde Eurozone drücken den Wert erheblich. Dagegen steigen die Importe
annualisiert um 11,8%. Die gelieferten Zahlen liegen damit im Rahmen der Erwartungen.
Die Lagerbestände im US-Großhandel stiegen per April um 0,6% und lagen damit leicht über der Analystenschätzung von +0,4%. Die Umsatzerlöse des US-Großhandels legen um 1,1% gegenüber dem Vormonat zu. Im April lag der Zuwachs bei 0,4%.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2820 - 50 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
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