EUR/AUD: Super-Mario senkt und lenkt

Veröffentlicht am 06.07.2012, 13:35
Aktualisiert 09.07.2023, 12:32

Rückgerechnet steht der Australische Dollar (AUD) zur Gemeinschaftswährung zwar noch nicht auf dem Rekordstand von 1985, jedoch verliert der Euro gegenüber dem Australischen Dollar weiterhin kräftig an Wert. Mittlerweile steht man schon auf dem Niveau von 1986 mit Tiefkursen am Donnerstag von EUR/AUD 1,2017. Mit gewaltigen Schritten hat sich der Australische Dollar (AUD) somit in den letzten Jahren zum Euro in seinem Wert beinahe verdoppelt. Die Eurokrise spielte da eine besonders hohe Rolle. Der hohe Goldpreis und auch anderweitige durchwachsene bis teils teure Rohstoffpreise gaben dem Australischen Dollar (AUD) zusätzlichen Schub.

Zinsspread weiter hoch
Die Zinsschere zwischen den beiden Währungen Euro (EUR) und Australischem Dollar (AUD) war schon immer recht hoch. Derzeit ist sie nach dem heutigen Zinsschritt von "Super-Mario" (EZB-Präsident Mario Draghi) wieder einmal weiter auseinander gegangen. Mit 275 Basispunkten Differenz ist es eben "nett" im Australischen Dollar (AUD) investiert zu sein und nicht im Euro (EUR), der ja weiter medial Schlagzeilen macht und in der Krise dahin vegetiert.

RBA senkt den Leitzins nicht
Die RBA (Reserve Bank of Australia) hat in ihrer Sitzung vom 03.07.2012 den Leitzins auf einem Wert von 3,50 Prozent unverändert beibehalten. Die Notenbank Australiens begründete ihren Schritt mit dem weltweiten Wachstum im ersten Quartal in 2012, der leichten Abkühlung im zweiten Halbjahr in 2011 und den Entwicklungen im kriselnden Europa und der sich abschwächenden chinesischen Volkswirtschaft. Eigentlich nicht unbedingt eine ganz klare Begründung für die Beibehaltung des Leitzinses auf diesem Niveau. Wahrscheinlich hätte es genügt, wenn die Herren gemeldet hätten, die RBA wolle die Entwicklungen vorerst noch einmal beobachten, bevor sie schnell den Leitzins weiter absenken. Die gängigen volkswirtschaftlichen Indikatoren weisen derzeit auf eine weitere Abkühlung der europäischen Wirtschaft hin. Auch in China fährt man bereits leicht im Rückwärtsgang - die Wachstumsraten sind zwar gegenüber denen in Europa immer noch relativ hoch, waren jedoch schon deutlich besser. Die restlichen Regionen Asiens erholen sich von den Naturkapriolen (besonders Japans Wirtschaft war durch den Tsunami und die Kernreaktorkatastrophe schwer beeinträchtigt) - schwächt sich das globale Wirtschaftswachstum nun aber wieder sichtlich ab, so sind diese Volkswirtschaften in ihrer Erholungsbewegung zusätzlich betroffen und fallen erneut zurück. Dies alles hat natürlich Auswirkungen auf den asiatisch-pazifischen Raum und somit auch auf Australien und seine Volkswirtschaft. Demnach letztendlich hat es die Auswirkung auf den Australischen Dolar als Anlagewährung und besonders als "Carry-Trade-Währung". Das Zinsgefälle vor allem vom Japanischen Yen (JPY) mit einem Leitzins von 0,10 Prozent hin zum Australischen Dollar (AUD) mit seinen 3,50 Prozent bleibt wohl weiterhin gewaltig.

Europa bleibt das Risiko
Zwar ist die Inflation durch gefallene Rohstoffpreise der letzten zwei Quartale wieder im Griff zu halten, doch der allgemeine Zustand der globalen Finanzmärkte wird durch die Entwicklungen in Sachen Eurokrise und den damit auftretenden Turbulenzen in Europa aus australischer Sicht doch eher kritisch beäugt. Diese europäische Krise hat schließlich schnell mit mehreren Schocks starke Auswirkungen auf die Wirtschaft Australiens und den gesamten asiatisch-pazifischen Raum. Die Aktienmärkte waren in den letzten Monaten besonders hoher Volatilität ausgesetzt und auch die Anleihemärkte beobachtet man auch seitens der RBA mit Sorge. Gemäß den Analysen der Notenbank Australiens wuchs die Wirtschaft im ersten Halbjahr 2012 besser als zunächst erwartet und auch der australische Arbeitsmarkt bleibt weitestgehend stabil. Die Arbeitslosenrate (Australian Bureau of Statistics) verbleibt auch auf erfreulich niedrigem Niveau bei 5,1 Prozent (Mai 2012). Die RBA sieht sich im Kampf mit der Inflation sicher aufgestellt - sie rechnet in den kommenden zwölf mit 24 Monaten nicht mit einer ausufernden Inflationsrate. Doch dazu braucht es konsequent Wachstum - knickt man nun ein, ist es das mit der Prognose gewesen. Im Kreditwesen haben die sinkenden Zinsen bei der Kreditaufnahme zu erhöhten Kreditvolumina beigetragen - es ist günstiger geworden sich zu verschulden. Billiges Geld in aller Welt - nun bald auch in Australien? Wahrscheinlich eher nicht.

Aussie-Wechselkurse bleiben hoch
Im Vergleich zum US-Dollar (USD) pendelt der Wechselkurs immer noch auf recht hohem Niveau. Auf Tagesbasis (Donnerstag, 05.07.2012) notiert man bei AUD/USD 1,0327 im Hoch. Das ist zwar bereits sehr weit weg von den Hochs des Jahres 2011, aber immer noch recht ansehnlich. Der Wechselkurs im wichtigsten Währungspaar AUD/USD lag kurzfristig wieder unterhalb der Parität (Mai/Juni 2012). Doch der Wechsel zu "risk on" schob den "Aussie" (AUD/USD) schnell wieder über die Parität und über die 1,0245er-Widerstände gen Norden. Beim Währungspaar EUR/AUD sieht die Sache besonders durch die Euro-Krise hart aus. Fällt hier bei EUR/AUD die 1,20 noch oder schiebt sich wieder einmal eine oder mehrere Institutionen in die Kursentwicklung dazwischen? Das Währungspaar EUR/AUD erscheint zumindest sehr deutlich abverkauft. Hier ist ein "snap-back/Reversal" nur noch eine Frage der Zeit und leider auch für jeden Devisenspekulanten eine Frage des Timings. Auf Tagesbasis (Donnerstag, den 05.07.2012) notiert man zumindest beim RSI deutlich im roten Bereich (überverkauft) mit rund 18 Zählern. Wer hier nicht zu gierig an die Sache herangeht, kann mit gediegenem Hebelverhältnis von 5 schon nette Effekte erzielen. Im Falle eines weiteren Abverkaufs ist der Schmerz dann noch nicht zu hoch. Wem es nützen mag, der berufe sich zumindest mal auf die Einschätzung der Analysten der "Deutsche Bank Research", die den Australischen Dollar (AUD) für überbewertet einstufen. Auf Jahressicht hat der Euro gegenüber dem Australischen Dollar nun fast schon 10 Prozent verloren.

Charttechnischer Blick auf EUR/AUD
Im derzeitigen Marktumfeld sind Marktübertreibungen an der Tagesordnung. Dieser Markt macht die Chartanalyse schnell zur Makulatur. Trotzdem hier ein paar Ausführungen zur aktuellen, charttechnischen Lage bei EUR/AUD. Zum Zeitpunkt der Analyse handelt EUR/AUD im Bereich der Marke von 1,2050. Bereits seit Mai nahm das Währungspaar einen Bärenritt vor. Seit dem Zwischenhoch vom 18.05.2012 bei rund 1,3025 fiel man fast bist auf die Marke von 1,2000 - immerhin gut 1.000 Pips in dieser relativ kurzen Zeit. Man sieht hieran deutlich die steigende Risikoaversion der Anleger, die den Euro scheuen. Nachdem die EZB nun nochmals an der Zinsschraube drehte und den Leitzins auf 0,75 Prozent auf ein neues Rekordtief senkte, brachen dei Dämme weiter. Die EZB-Zinssenkung begünstigte allgemein betrachtet die Rohstoffwährungen. Neben dem Australischen Dollar (AUD) legten auch der Kiwi (NZD) und der Loonie (CAD) wieder zu. Diese Währungen stehen für inneren Wert, da die Volkswirtschaften weniger verschuldet sind und hohe Rohstoffressourcen haben. Mit einem Test der 1,2000 ist durchaus zu rechnen. Gerade heute sollte man sich jedoch noch nicht positionieren. Nicht ganz so erfahrene Trader sollten den heutigen Handelstag besser meiden. Die Amerikaner weisen ihre aktuellen Arbeitsmarktdaten (NFP - non-farm-payrols) aus. Diese Handelstage gelten meist als ruppig - schnell sind Achterbahnfahrten möglich und so mancher Trader wird aus seiner Position geschleudert. Beobachten Sie die Veranstaltung - wenn sich die Marktlage wieder etwas beruhigt hat, kann man die Positionen nach einer eventuellen Trendumkehr dann immer noch zum Montag eingehen.

EUR/AUD fiel seit Mai 1.000 Pips
Bei einem "snap-back/Reversal" kann der Kurs von EUR/AUD schnell in die Richtung von 1,2250 drehen. Allgemein technisch betrachtet sieht EUR/AUD drastisch überverkauft aus. Ein Ende des Bärentrends könnte hier zumindest anzunehmen sein. Man handelt direkt an der längerfristigen Abwärtstrendlinie und arbeitet nun technisch gesehen an einem Durchbruch dieser Trendlinie. Zunächst sollten sich die Kurse nun oberhalb der 1,2130 festigen und danach die 1,2250er-Bereiche zurückerobern. Fällt EUR/AUD wieder in Richtung der 1,2020 zurück, wird die psychologische Marke von 1,2000 sicher angetestet. Beherzigt man die "swings" der letzten Kursbewegungen und interpretiert dauraus das etwaige folgende kursmuster, so könnte EUR/AUD sogar noch deutlich weiter fallen. Ein größerer Swing verlief von den Marken bei 1,4250 im August 2011 bis auf die 1,2130. Dann zog EUR/AUD wieder auf die 1,3025 im Mai 2012 an. Für einen nächsten anzunehmenden "swing" der gleichen Größenordnung kann die Marke von 1,09 angepeilt werden - zumindest rein technisch möglich. Bleibt die aktuelle Marktlage so oder verschlimmert sich gar makro-ökonomisch betrachtet, so sind diese Szenarien durchaus schnell Realität. Von der Indikatorenseite zeigt z.B. ein Blick auf den RSI im kurzfristigen Bereich des 1-Stunden-Chartbilds oder des 4-Stunden-Chartbilds die extreme, überverkaufte Marktsituation. Im längerfristigen Chartbild hat EUR/AUD zumindest noch weitere Möglichkeiten sich in einen überverkauften Bereich unterhalb der Kennziffer 30 hineinzubewegen. Hier steht der RSI im Wochenchart derzeit bei 32,8682 und im Monatschart bei 30,9722. Im Tageschart sieht man die überverkaufte Situation bereits schon sehr deutlich mit einem Wert von 21,1368. Die Daten stammen vom heutigen Handelstag (Freitag, 06.07.2012, 12:00 Uhr). Die US-Daten werden den Markt heute durcheinanderwirbeln, da wird sich noch viel bewegen - an der langfristigen Betrachtung wird es hier höchstens zu einer etwaigen Trendumkehr kommen können.

Was sagen die Indikatoren?

EUR/AUD handelte für den aktuellen Handelstag (Freitag, 06.07.2012, 12:00 Uhr) in einer recht spärlichen tagesspanne von nur 48 Pips vom Tageshoch bei 1,2086 zum Tagestief von 1,2038. Der Markt lauert auf die US-Daten und hält sich mit Neupositionierungen derzeit noch bedeckt. Das Chartbild sieht noch neutral aus. Viele Indikatoren, u.a. der RSI zeigen jedoch schon auf "kaufen". Auf Tagesbasis generiert EUR/AUD folgene Unterstützungen und Widerstände: (S3) 1,2052, (S2) 1,2057, (S1) 1,2064 und (R1) 1,2076, (R2) 1,2081, (R3) 1,2088. Der exponentielle Moving Average (MA) im Bereich der 50er, 100er und 200er-EMA generiert weiterhin noch ein Verkaufssignal. Alle weiteren, gängigen Indikatoren weisen bereits Kaufsignale aus. Short-Positionen sollten bei 1,2020 eingegangen werden, Long-Positionen im Bereich der angesprochenen 1,2120er-Zone oder mit geringeren Hebelverhältnissen auf basis der aktuellen kurslage um 1,2050/60. Handeln sie die Positionen nicht zu eng und mit keinem hohen Fremdfinanzierungsgrad.

Beachte: Derivate wirken in beide Marktrichtungen!!!
Denken Sie immer an eine vernünftige und besonnene Weise des Handels mit Derivaten. Derivate können Ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Schuhe ausziehen. Beherzigen Sie immer eine genaue Risikoprüfung und haben Sie Ihr Risiko- und Moneymanagement im Griff und vor allem sich selbst und Ihre Gefühle bei jedem eingegangenen Trade. Sie handeln nicht gegen den Markt, sondern nur gegen sich selbst! Jeden einzelnen Handelstag! Ich wünsche allen Lesern, Tradern und Investoren ein sonniges Wochenende und eine erfolgreiche neue Handelswoche! Dirk Friczewsky Friczewsky Financial Markets

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit nicht investiert. Technical analysis supported by: ActivTrades PLC, 1 Thomas More Square, London, E1W 1YW

 Technical analysis supported by: ActivTrades PLC, 1 Thomas More Square, London, E1W 1YW

Aktuelle Kommentare

Bitte warten, der nächste Artikel wird geladen ...
Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.