Wie ein heißes Messer durch die Butter lief der EUR/USD durch sein 2013er Jahrestief um 1,2750, fiel auf den tiefsten Stand zum Greenback seit fast 24 Monaten. Der US-Dollar auf der Kehrseite ließ sich nicht beirren und marschiert zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Analyse mit großen Schritten auf die 11te Handelswoche in Folge mit positiven Vorzeichen gegenüber Euro, GBP, AUD und JPY zu – ein noch nie dagewesenes Ereignis.
Dass sich an diesem Verlauf im EUR/USD in den kommenden Monaten etwas ändert, darf bezweifelt werden. Fundamental findet sich derzeit wohl kaum ein Marktteilnehmer, der den Euro zum USD kaufen wollen würde. Derzeit spielen die Swap-Märkte im Laufe der kommenden 12 Monate eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer FED-Zinsanhebung im Wert von rund 0,57% kommt. Im Euro das komplette Gegenteil, wie folgender Chart zeigt:
Quelle: DailyFX Research
Ausgehend vom weiter sehr einseitig bearishen Euro- und bullishen USD-Seniment würde ich für den Aufbau von Short-Positionen erst einen Abbau dieses und eine Korrektur in den Bereich der übergeordneten Abwärtstrendlinie zu sehen bekommen. Allerdings braucht es hierfür eine USD-Korrektur, von Seiten des Euros scheinen sich kaum Geld-Seiten zu finden.
Mögliche Katalysatoren für eine US-Dollar-Korrektur finden sich in der kommenden Woche einige, wie ein Blick in den prall gefüllten Wirtschaftsdatenkalender zeigt:
Quelle: DailyFX Wirtschaftsdatenkalender
Mein besonderer Fokus gilt dem US-Arbeitsmarktbericht NFPs am Freitag. Ausgehend vom Run des US-Dollar und der Zinsentwicklung in bspw. 10-jährigen US-T-Notes (die Zinsen haben hier in rund einem Monat in der Spitze mehr als 300 Basispunkte zugelegt und somit ihren wesentlichen Beitrag zur USD-Rallye beigetragen), darf legitim davon ausgegangen werden, dass ein Großteil eines positiven NFP-Reading bereits im US-Dollar eingepreist sein dürfte.
Somit besteht die erhöhte Chance eines „Buy the rumnors, sell the facts“, welches durch den Feiertag „Tag der deutschen Einheit“ in Dutschland noch einmal einen zusätzlichen Katalysator findet. Zwar sind die folgenden Zeilen rein spekulativ, doch ist in meinen Augen legitim davon auszugehen, dass der Wegfall eines Teil des Devisenvolumens aus Deutschland zur Austrocknung der Liquidität im EUR/USD beitragen dürfte und erratische Kursbewegeungen begünstigt werden.
Besonders dürfte dies gelten, wenn die Non Farm Payrolls ähnlich enttäuschen wi edie letzten Zahlen für August, welche mit 142.000 neu-geschaffenen Stellen ex-Agrar das erste Mal seit Februar unter 200.000 neu-geschaffenen Stellen ausgegeben wurden.
Gegenbewegungen in den Bereich um 1,3000 USD scheinen dann sehr wahrscheinlich. Sollte es hingegen zu weiter nachgebenden Notierungen und einem Lauf unter die 1,27er Marke kommen, so bleibt für die verbliebenen Euro-Bullen zu hoffen, dass die 1,2650er Marke verteidigt werden kann, denn unter 1,2650 gehen die Lichter aus, das nächste Ziel lautet dann 2012er Jahrestief um 1,2000:
Chart erstellt mit FXCMs Trading Station II / Marketscope
Was mich übrigens in meiner haltung derzeit bekräftigt die Lows im EUR/USD weiter zu shorten, ist die Entwicklung in FXCMs Speculative Sentiment Index (SSI), welcher andeutet, dass der EUR/USD zumindest vor einer kurzfristigen Korrekturbewegung stehen könnte:
Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX