GBC-Analyst Marcel Goldmann hat im Interview mit Rudolf Witt, dem Vorstandssprecher der SBF AG (F:CY1k), über die aktuellen Entwicklungen in der Bahnindustrie sowie über die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2019 beim Unternehmen gesprochen.
GBC: Herr Witt, der weltweite Bahntechnikmarkt gilt als nachhaltiger Wachstumssektor. Welche Entwicklungen bzw. Trends lassen sich aktuell innerhalb dieses Segments beobachten und mit welchem Marktverlauf rechnen Sie in den kommenden Jahren?
Herr Witt: Es ist richtig den weltweiten Markt für Bahntechnik als konjunkturunabhängigen nachhaltigen Wachstumssektor zu bezeichnen. Durch die weiterhin steigende Zahl der Weltbevölkerung und die gleichzeitige umweltrelevante Diskussion um die negativen Auswirkungen des Automobilverkehrs wird zwangsläufig in die Schiene weiter investiert werden. Die Mobilität der Zukunft wird für die meisten Menschen auf der Schiene stattfinden. Somit rechnen wir auch zukünftig mit einem deutlichen Wachstum des globalen Bahntechnikmarkts.
GBC: Die Deutsche Bahn hat aktuell mit vielen Problemen, wie bspw. häufige Zugausfälle, zu wenige Ersatzzüge oder ein veraltetes Schienennetz zu kämpfen, was oftmals zu Verspätungen im Reiseverkehr führt? Um dieser Krise zu begegnen, strebt die Bahn eine Investitionsoffensive vor allem in Züge, Personal und Schienennetz an. Auf welche Art und Weise kann Ihr Unternehmen von dieser Investitionspolitik der Deutschen Bahn AG profitieren?
Herr Witt: Gerade in der jüngsten Vergangenheit sind eindeutige Signale vom Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn AG erfolgt, welche schnellstmöglich die Verbesserung der negativen Performance der DB AG fordern. Da die bisher gesteckten Ziele der Deutschen Bahn regelmäßig verfehlt wurden, erhöht das Bundesverkehrsministerium den Druck und stellt darüber hinaus überproportional hohe Investitionsmittel zu Verfügung. Es ist davon auszugehen, dass unsere starken Auftraggeber hiervon profitieren werden und in weiterer Folge unser Unternehmen.
GBC: Laut Medienberichten sind in Großbritannien umfangreiche Bahngroßprojekte im Multi-Milliardenbereich in der Planung bzw. teilweise sogar schon beschlossen. Diese beinhalten u.a. auch massive Investitionen in neue Züge. Steht diese Region auch bei der SBF im Fokus der Geschäftstätigkeit?
Herr Witt: Speziell England ist für uns ein hochattraktiver Markt, da besonders dort ein sehr hoher Investitionsstau besteht. Aus diesem Grund hat die englische Regierung ein umfangreiches Milliardenprogramm zur Modernisierung des gesamten Schienennetzes verabschiedet. Die Planungen sehen Investitionen von über 200 Mrd. Pfund innerhalb der nächsten 10 Jahre vor. Da bei ersten Ausschreibungen auch unsere Großkunden attraktive Aufträge gewinnen konnten, werden wir bereits jetzt als möglicher Lieferant angefragt, was uns positiv stimmt. Eine Blackbox zum heutigen Zeitpunkt ist das ungeklärte Thema zum Brexit, was automatisch Investitionsunsicherheit mit sich bringt. Sollten jedoch die Rahmenbedingungen stimmen, so halten wir einen Produktionsstandort in England nicht für ausgeschlossen.