Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0931 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0927 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107,45. In der Folge notiert EURJPY bei 117,45. EUR-CHF oszilliert bei 1,06203.
Nach der Corona bedingten Ruhe baut sich wieder Spannung zwischen Washington und China auf. Neben dem üblichen Twitter-Geplänkel durch US-Präsident Trump stellen sich harte Fakten und ernst zu nehmende Drohungen. Zuletzt verabschiedete der US-Senat ein Gesetz, dass das Delisting chinesischer Unternehmen von US-Börsen erlaubt. Danach sind in den USA gelistete Unternehmen verpflichtet zu bestätigen, dass sie nicht unter der Kontrolle einer ausländischen Regierung stehen bzw. zum Nachweis Kontrollen von USWirtschaftsprüfern zulassen müssen. Ob hieraus eine behördliche Willkür abgeleitet wird, wissen wir nicht. Dir Tür dazu wurde zumindest weit geöffnet.
Dazu verkündete der US-Präsident, gegen ein chinesisches Gesetzesvorhaben bezüglich Hong Kongs vorgehen zu wollen. Die chinesische Legislative bereitet gesetzliche Maßnahmen vor gegen das Aufrufen zur Abspaltung, Volksverhetzung und gegen ausländische Einflüsse. Die Opposition kritisiert den Gesetzeseingriff als gewichtige Einschränkung der Freiheit der Bürger Hong Kongs. Da der Gesetzestext noch nicht vorliegt, können wir den Sachverhalt bisher nicht beurteilen. Wie die Vergangenheit lehrt, sieht sich der US-Präsident dazu sehr wohl dazu in der Lage. Es geht wie schon im Handelsstreit eben nicht um die Sache an sich, sondern die im Hintergrund stehenden Ziele.
Es ist Wahlkampf und eine Verschärfung des Konfliktes mit China angedacht. Dies könnte die Wähler hinter Trump einen, so das mutmaßliche Kalkül.
Für die Börse verheißt das zunächst nichts Gutes. Spannung erhöht die Unsicherheit und damit die Volatilität. Die Republikaner benötigen für ihre Asset-driven Economy aber möglichst gut laufende Börsen. Die negativen Auswirkungen müssen also an anderer Stelle überkompensiert werden.
An dieser Stelle kommt US-Finanzminister Mnuchin in Spiel, der bereits gestern eine hohe Wahrscheinlichkeit für neue Finanzspritzen sah. Diese müssten durch den Kongress verabschiedet werden. Eine Entscheidung könnte schon nach ein paar Wochen abwarten getroffen werden.
Flankiert wird die Fiskalpolitik durch die Geldpolitik. Der stellvertretende Vorsitzender der Federal Reserve Richard Clarida verstärkte noch einmal die Aussagen von FEDPräsiden Powell: man sei bereit an die der Geldpolitik zu gehen.
In der Folge lautet die Politik-Einflußformel für den US-Markt: China (-) Fiskalpolitik (++) Geldpolitik (++)
Die US-Aktienmärkte haben damit bis zur Wahl weiter gute Chancen zu steigen, kurzfristig könnte sich aber zunächst Druck nach unten aufbauen.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0720 1.0980 eröffnet neue Opportunitäten.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!