Rohöl-Händler, sollten die Gurte fest anziehen: Der Markt könnte vor der Mutter aller Achterbahnfahrten stehen.
Die Ölpreise sind derzeit so volatil wie selten, als der amerikanisch-chinesische Handelskrieg den Rohölmarkt wie ein Yo-Yo auf und ab schnellen lässt.
Nur ein Beispiel: Die Rallye am Dienstag auf die Entscheidung der Trump-Administration die Zölle auf einige Importe aus China zu verschieben.
An jedem anderen Täg wären die Ölpreise durch den Boden gefallen, auf Ängste hin, dass der Handelskrieg sich verschärft. Diesmal machten sie einen Satz um 4% nach oben, auf die Zuversicht hin, dass die Beziehungen zwischen den USA und China auf dem Weg der Besserung sind.
Fundamentaldaten folgenlos, Handel und Geopolitik dominieren
Derartige Kurskapriolen beweisen eines: Das die Fundamentalwerte beim Öl kaum einen Unterschied machen, ohne die zusätzlichen Faktoren Handel und Geopolitik.
Ungeachtet der Vorratsdaten, die die US-Energieinformationsagentur (EIA) jede Woche veröffentlicht, könnten die OPEC-Produktionssenkungen selbst in Zukunft weniger Einfluss am Markt haben, da Saudi-Arabien das Thema von Angebotsverknappungen übernutzt, während die Förderung in den USA immer weiter ansteigt.
Aber all dies verblasst im Vergleich zu den größeren Stories am Ölmarkt und eine von diesen ist, dass die Preisschwünge wahrscheinlich extremer werden dürften—was eine gute Nachricht für all die ist, die vor allem auf Volatilität handeln oder einfach große Tagesbewegungen sehen wollen, um schnelle Gewinne zu machen.
Extrembewegungen im Volatilitätsindex
Der CBOE-Rohölvolatilitätsindex oder OVX, hat seit Anfang August außerordentliche Bewegungen gemacht und ist damit perfekt den Kurskapriolen von West Texas Intermediate gefolgt, dem Benchmark für den US-Ölmarkt.
Der Index, der die VIX-Berechnungsmethode der CBOE auf den United States Oil Fund (NYSE:USO), einem börsengehandelten Fonds, der die Preisentwicklung von WTI abbildet, um die Markterwartungen für die 30-Tagevolatilität von Rohöl abzubilden, die zu Monatsanfang ausschlug, als sie auf 38,64 hochschoss und damit auf den Preiseinbruch von WTI um 8% am 1. August reagierte. Die Bewegung kam, nachdem US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, sein Land werde ab dem 1. September einen Zollsatz von 10% auf chinesische Güter im Importwert von 300 Mrd USD im Jahr verhängen.
Der nächste Ausschlag beim OVX kam am 5. August, als WTI erneut fiel, aber mit relativ weniger folgenreichen 1,7%. Der Rückgang folgte auf eine Ölrallye um 3,2% am Vortag, die erneut die Volatilität anheizte. Der OVX erreichte am 5. August 38,79, nachdem China den Yuan abgewertet hatte und zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt ein Dollar mehr als 7,0 Yuan kostete. Peking kündigte zudem an, keine Landwirtschaftsprodukte mehr in den USA kaufen zu wollen.
Aber die größte Bewegung des Index in dem Monat kam zwei Tage später, am 7. August. Der OVX schoss auf 40,61 hoch, als WTI erneut absackte, diesmal um 4,7%. Diese Bewegung kam als eine Reaktion auf die erste Erhöhung der US-Rohölvorräte in acht Wochen, die den Markt auf dem linken Fuß erwischte.
Ein weiterer Aufbau der US-Rohölvorräte könnte mehr Preisbewegung bringen
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Seit damals ist WTI an vier Handelstagen in Folge gestiegen, als OPEC-Boss Saudi-Arabien geschworen hat, einen Marktzusammenbruch wie den in 2018 zu verhindern, durch Angebotsreduktionen, die über die 1,2 Mio Fass am Tag (barrels per day, bpd) hinausgehen würden, die das Kartell ohnehin schon beschlossen hat.
Der Rohstoff hat sich seit dem 7. August um rund 11% verteuert und damit seine stärksten 4 Tage seit Dezember 2016 erlebt. Der Preis von britischem Brent, der Benchmark für den Ölmarkt außerhalb der Vereinigten Staaten, ist im gleichen Zeitraum um 9% hochgeschossen.
Der OVX hat seither keine starken Bewegungen gezeigt, da der Markt nur in eine Richtung gelaufen ist—aufwärts—statt auf und ab.
Aber das könnte sich mit den Daten vom American Petroleum Institute (API) ändern, die durchblicken lassen, dass die US-Rohölvorräte in der zweiten Woche in Folge gestiegen sein könnten.
In einem Schnellinventar, der am Dienstagabend herauskam, nachdem der Handel mit WTI in New York zu Ende gegangen war, sagte das API, dass die US-Rohölvorräte in der Woche zum 9. August um 3,7 Mio Fass gestiegen sind, während ein Rückgang um 2,78 Mio Fass vorhergesagt worden war.
Das Institut gab eine identische Erhöhung der Lagerbestände an Benzin um 3,7 Mio Fass an, die den Vorhersagen nach, nur um 26.000 Fass steigen sollten. Aber es berichtete auch einen Rückgang der Vorräte an Destillaten um 1,3 Mio Fass, entgegen der Erwartungen am Markt einer Zunahme um 985.000 Fass.
Um 16:30 MEZ wird die EIA heute klarmachen, wie belastbar die Daten vom API sind, wenn sie die amtlichen Vorratsdaten für die Woche zum 9. August veröffentlicht.
Phil Flynn, Energiemarktanalyst bei der Chicagoer Price Futures Group und ein bekennender Ölbulle war skeptisch über die identischen Veränderungen bei Rohöl und Gas, die das API meldete.
Flynn schrieb:
“Benzin und Öl beide um 3,7 höher? Sehr verdächtig. Ja, die Gasimporte sind stark gestiegen.”
“Ich denke, wir müssen die EIA abwarten. Die Zahlen vom API erwecken den Eindruck, als korrigierten sie die Abnahme um 3 Mio der letzten Woche.”
Unter Bezug auf seine eigenen Prognosen vor den EIA-Daten meinte Flynn weiter:
“Wir halten an unserer Abnahme um 4 Mio Fass fest.”
Das ist ein Zeichen für die Volatilität, die uns ins Haus steht.