Die wohl bekannteste Börsenregel empfiehlt, sich bei Investments nach der Saisonalität am Aktienmarkt zu richten. Eine Analyse legt allerdings nahe, dass das nur in besonderen Fällen sinnvoll ist.
Saisonalität ist an der Börse ein vielbeachteter Faktor. Nicht von ungefähr ist eines der bekanntesten Bonmots am Aktienmarkt die vermeintliche Börsenweisheit „Sell in May“ – inklusive ihres weniger verbreiteten Zusatzes „but remember to be back in September“. Hintergrund ist das Phänomen, dass manche Monate des Börsenjahres historisch betrachtet im Durchschnitt deutlich besser verlaufen als andere. So lässt sich belegen, dass in jahrzehntelangen Vergleichen im Zeitraum zwischen Mai und September die durchschnittliche Performance von Aktien höher liegt als im Zeitraum zwischen Oktober und April.
Bemerkenswert ist, dass für manche Aktien die Regeln der Saisonalität offenbar eher gelten als für andere. Bei XTB haben wir einmal die Wertentwicklung der einzelnen Titel des deutschen Aktienindex DAX über die vergangenen zehn Jahre analysiert, und zwar zum einen in den Monaten Mai bis September, zum anderen in den Monaten Oktober bis April. Diese Analyse hat ergeben, dass es durchaus erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Werten gibt, was den Wahrheitsgehalt der „Sell-in-May“-Regel betrifft.
So sind die Unterschiede zwischen der jeweiligen Wertentwicklung in den beiden Zeiträumen besonders deutlich bei Heidelberg Materials (ETR:HEIG). Während die Aktie zwischen Mai und September durchschnittlich um sechs Prozent nachgab, legte sie zwischen Oktober und Mai um 14 Prozent zu. Auch bei Beiersdorf (ETR:BEIG) ist der Unterschied ziemlich groß: mit minus 10 auf der einen und plus fünf Prozent auf der anderen Seite. Auffällig ist die Diskrepanz auch bei Hannover Rück: Einem Minus von zwei Prozent zwischen Mai und September steht ein Plus von 36 Prozent zwischen Oktober und April gegenüber.
Trotz dieser mitunter großen Unterschiede ist davon abzuraten, Saisonalität zur Grundlage von Investmententscheidungen zu machen. Im Falle einiger weniger Einzelwerte im DAX hätte es zwar in der Vergangenheit Sinn ergeben, sich für die Monate Mai bis September von seinen Papieren zu trennen. Beim Großteil sind die Saisonalitätseffekte aber vernachlässigbar. Hinzukommt, dass die Entwicklung der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft bedeutet: Von den vergangenen zehn Jahren lässt sich nicht auf die kommenden zehn Jahre schließen. Wer natürlich grundsätzlich Spaß daran hat, saisonale Phänomene zu traden, dem kommt eines zugute: Dank mittlerweile extrem niedriger Kosten wie bei XTB muss er eine andere Börsenregel nicht mehr im Hinterkopf haben: ‚Hin und her macht Taschen leer.‘
Und, ganz konkret für das Jahr 2024, ist auf eines hinzuweisen: Am ersten Handelstag im Mai dieses Jahres lagen wir noch unter 18.000 Punkten im DAX, und in knapp 14 Tagen hat der Index rund 700 Punkte dazugewonnen. Die Sommer-Saison ist noch nicht zu Ende, aber wer Anfang Mai ausgestiegen wäre, hätte einen enormen Kurssprung verpasst ...
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