Der nicht enden wollen Strom von Technologie-Börsengängen geht weiter. In den letzten Monaten haben wir uns eher skeptisch über viele dieser Angebote gezeigt, wie das von Lyft (NASDAQ:LYFT) oder auch Uber (UBER).
Kann Slack (NYSE:SLAK) eine Messaging-App aus San Francisco, sich von anderen mit Vorschusslorbeeren ausgestatteten Börsengängen absetzen und nicht nur zu einem Einhorn, einem Startup mit einem Börsenwert über 1 Mrd USD werden, sondern noch seltener—zu einer Emission werden, bei der es sich lohnt, dabei zu sein? Slack plant über eine Direktplatzierung an die Börse zu gehen, wobei der erste Handelstag aber noch nicht bekannt ist. Allerdings, ausgehend von Börsengängen der Vergangenheit, erwarten wir, dass der Handel Ende Mai unter dem Tickersymbol SK beginnen wird. Seine Bewertung beim Gang an die Börse ist zum jetzigen Zeitpunkt ebenfalls unbekannt, aber wir könnten einige Hinweise aus Slacks Börsenprospekt erhalten; wir werden zum Problem der Bewertung zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Artikel zurückkehren.
Slack versteht sich selbst als Messaging-Anwendung für Unternehmen, mit dem Ziel die Kommunikation innerhalb von Teams und Organisationen zu erleichtern. Ursprünglich war es als ein internes Programm bei Tiny Speck in 2013 geschaffen wurden, die Softwarefirma, die Slacks Gründer zuvor aufgebaut hatte. Als allerdings klar wurde, dass das Produkt gut in den Markt für Unternehmenssoftware passt, wurde Slack das Hauptprodukt—und Tiny Speck zu Slack Technologies umbenannt.
Slacks Geschäftsmodell basiert auf monatlichen oder jährlichen Abonnementgebühren, deren Kosten pro Monat zwischen 6 und 15 Dollar pro Nutzer liegen, je nach Funktionalität und Abrechnungszeitraum. Slack bietet auch eine kostenlose Version an, mit eingeschränkter Funktionalität. Wie es typisch für viele Unternehmen ist, gibt die freie Version einen Zugang zum Produkt, mit der Hoffnung, dass Organisationen sich entscheiden, es in größerem Umfang zu verwenden und weitere angebotene Optionen zu nutzen, womit sie zu zahlenden Kunden werden.
Slacks leichte Anpassbarkeit und Integrationsfähigkeit in jede Art von Organisation, abhängig davon, was das Unternehmen braucht und will, ist das Unterscheidungsmerkmal von der Konkurrenz.
Umsatz und Ertrag
Hier kommt der offensichtlichste Fakt aus Slacks Börsenprospekt: Das Unternehmen ist nicht profitabel. In den letzten drei Jahren verlor es 140 Mio USD, 180 Mio USD und 146 Mio USD. Dennoch, wie bei vielen Börsengängen stehen Profite zur Zeit weniger im Vordergrund, als das Unternehmen sich auf die Erhöhung des Umsatzes konzentriert.
Und die Einnahmen steigen — von 105 Mio USD in 2016 auf 220 Mio USD in 2017 auf 400 Mio USD in 2018, was ein Wachstum von 110% von 2016 bis 2017 und von 82% von 2017 bis 2018 ist. In 2016 verlor Slack 146 Mio USD auf 105 Mio USD an Umsatz. Zwei Jahre später verliert es 140 Mio USD auf 400 Mio USD Umsatz. Es sieht also besser aus als vor zwei Jahren.
Kundenprofil
Mit rund 600.000 Organisationen von verschiedener Größe, die seine Messaging-App nutzen, hat Slack insgesamt über 10 Mio Nutzer. Unglücklicherweise nutzt die übergroße Mehrheit unter ihnen—rund 512.000—nur die kostenlose Version. Das lässt 88.000 Organisationen als Slacks Hauptumsatzquelle.
Glücklicherweise ist das Wachstum der zahlenden Kunden beeindruckend. Deren Anzahl sprang in 2017 um 59%, von 37.000 auf 59.000 hoch und in 2018 um 49% auf 88.000.
Von diesen 88.000 Organisationen zahlen 575 über 100.000 USD für ihre Abonnements. Diese Großkunden sind kritisch für Slacks Wachstum. In 2018 kam 40% von Slacks Umsatz von dieser Kundengruppe.
Slack versteht, dass es der Schlüssel zum Erfolg im Wachstum dieser Kundschaft liegt. Das Unternehmen ist aktiv dabei, Funktionalitäten anzubieten, die vor allem für Großorganisationen nützlich sind und es baut auch eine Verkaufsorganisation auf, die sich auf diese Kundengruppe spezialisiert. In 2017 zahlten lediglich 298 Organisationen über 100.000 USD im Jahr. Deren Anzahl ist um 93% auf 575 Organisationen gestiegen.
Sichere Wettbewerbsposition?
Slacks Ziel ist jetzt, zum Standardkommunikationssystem für Organisationen zu werden, auch indem es Emails revolutioniert, die einzelne Konten erfordern, was Information fragmentiert und die Transparenz einschränkt. Slacks Messaging-System kann alle notwendige Information als eine einfache Botschaft an mehrere Empfänger zur gleichen Zeit übertragen.
Die Bindungskraft seiner Plattform, besonders wo der Netzwerkeffekt den Wert des Dienstes erhöht, wenn die Zahl der Nutzer steigt, gibt Slack eine erste Infrastruktur, um sich eine sichere Wettbewerbsposition aufzubauen.
Hinzu kommt, dass Slack herausragende Arbeit geleistet hat, seine 'Schutzbarrieren' zu erhöhen, über Partnerschaften und die Unterstützung der Integration von Software und Werkzeugen dritter Unternehmen wie Google (NASDAQ:GOOGL), Atlassian (NASDAQ:TEAM) und Salesforce (NYSE:CRM).
Und so hat Slack berichtet, dass in den drei Monaten zum Januar, auswärtige Entwickler mehr als 450.000 Anwendungen und eigene Integrationsoptionen geschaffen haben, sodass Nutzer Slack auf ihre eigenen Bedürfnisse zuschneidern können. Das Wort ‘Integration’ kommt im Durchschnitt einmal pro Seite auf den 100 Seiten des Börsenprospekts vor. Slack sieht darin klar ein hauptsächliches Verkaufsargument.
Es handelt sich auch einen von Slacks effektivsten Wachstumstreibern. Das Unternehmen hat eine Sandbox geschaffen, die generisch genug ist, um jeden Kommunikationsanwendungsfall abzudecken, während es seinen Kunden erlaubt, ihre eigenen spezifischen Werkzeuge einzubauen, was eine sehr feste Bindung an die Plattform schafft, deren Nutzer keine Eile haben werden, sich der nächsten Kommunikationsapp zu bedienen, deren Erscheinen sicher ist.
Schlussfolgerung
Die genaue Bewertung, die Slack derzeit anstrebt, ist nach wie vor ein Mysterium. Allerdings wissen wir, dass Slack im August 400 Mio USD an Kapital eingesammelt hat, was damals einer Bewertung von 7 Mrd USD entsprach. Einige Analysten erwarten, dass Slack einen Börsenwert von bis zu 10 Mrd USD anstrebt.
Dank seiner guten Wachstumsaussichten denken wir, dass Slack eine echte Chance hat profitabel zu werden, als es das Standardwerkzeug für interne Unternehmenskommunikation wird, auch wenn es zur Zeit noch Geld verliert. Ausgehend von dem, was wir aus dem Börsenprospekt erfahren konnten, scheint eine Bewertung von 9 Mrd USD angemessen. Allerdings berichtete CNBC, dass der Kurs von Slack-Aktien im Direkthandel dem Unternehmen einen Wert von 16,7 Mrd USD gibt—was bedeuten würde, dass Slacks Bewertung sich in den letzten acht Monaten mehr als verdoppelt hat.
Eine weitere Sache, der man sich bewusst sein sollte – Slack hat sich für eine Direktplatzierung entschieden, was bedeutet, es wird keine Emissionsbanken geben, die die Volatilität der ersten Handelstage abfedern. Das ist nicht notwendigerweise eine schlechte Sache. Spotify (NYSE:SPOT) hatte damit Erfolg. Nichtsdestoweniger sollten Sie daran denken, wenn Sie denn erwägen, die Aktie am Emissionstag zu kaufen.
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