Das Original des Artikels erschien zuerst auf NorthmanTrader.com unter dem Titel 'Straight Talk #10' von Sven Henrich.
In der dieswöchigen Ausgabe von "Straight Talk" diskutieren Dan und ich eine breite Palette von Themen: Tech (NYSE:XLK), Netflix (NASDAQ:NFLX), Tesla (NASDAQ:TSLA), Amazon (NASDAQ:AMZN), die Nachhaltigkeit des plötzlichen Rotationstrades, den VIX, den Impfstoff-Optimismus sowie sein Potenzial, die Aktienmärkte noch weiter in die Höhe zu treiben.
Der S&P 500 schloss fast an der Oberkante der Range der letzten 7 Wochen, unterstützt durch die sagenumwobene OPEX-Woche, eine erneut anwachsende Fed-Bilanz und endlose Schlagzeilen über einen möglichen Corona-Impfstoff, ununterbrochene Fed-Redner, Hoffnung auf weitere fiskalische Impulse und die Aussicht auf den baldigen Startschuss des Rotationstrades nach positiven Bankgewinnen - Banken, die während der Krise enorm von der helfenden Hand der Fed profitierten.
So weitet sich die exorbitante Kluft zwischen Main Street und Wall Street immer weiter aus. Über 50 Millionen Amerikaner waren in dieser Krise wohl dazu gezwungen, Arbeitslosengeld zu beantragen, aber die Banken sind ohne größere Schäden durch die Krise gekommen, ebenso wie die Tech-Milliardäre, deren Aktien im Vergleich zum Gesamtmarkt in die Höhe geschossen sind und sich damit immer weiter vom Markt abkoppeln, wie wir es seit der Blase im Jahr 2000 nicht mehr gesehen haben.
Das Argument, das für den Rotationstrade spricht, wurde durch eine plötzliche Flucht aus Tech-Aktien unterstützt. Die größten Tech-Aktien drehten von ihren Höchstständen zu Wochenbeginn am Montag kräftig gen Süden und bewegten sich während des größten Teils der Woche auf niedrigeren Niveaus.
Aber ist der Rotationstrade ein Signal unter falscher Flagge? Signalisiert die Umkehr im Technologiebereich angesichts einiger zentraler technischer Entwicklungen eher etwas Unheilvolles? Das habe ich gestern Abend bereits in diesem kleinen Clip auf Twitter thematisiert:
Auch wenn Ihnen jeder weiß machen will, dass der Rotationstrade bereits angelaufen ist, muss er sich erst noch beweisen. Man muss sich einfach nur die Titel von Banken und Small Caps (NYSE:IWM) anschauen, die unter den Juni-Höchstständen bleiben. Und auch die Renditen, die eine zentrale Bedeutung in jeder Anlagestrategie einnehmen sollten, zeigen weiterhin keine v-förmige Erholung an:
Bemerkenswert war in dieser Woche auch, dass gleich mehrere Fed-Redner Zweifel an einer v-förmigen Erholung äußerten, und die ehemaligen Fed-Chefs Bernanke und Yellen flehten den Kongress sogar an, ein weiteres massives Konjunkturpaket zu billigen. Dies nicht zu tun, wäre "katastrophal", so Janet Yellen, die jetzt wie Powell erklärt, dass alle Bedenken hinsichtlich der massiven Defizite der vergangenen Jahre ignoriert werden sollten. Kümmern Sie sich nicht darum und machen Sie sich keine Sorgen über das, was wir erst letztes Jahr gesagt haben (Fed-Vorsitzender Powell: ("Die US-Regierung ist auf einem unhaltbaren fiskalischen Pfad").
Doch ein Schimmer an Wahrheit hielt dann doch noch Einzug in die Öffentlichkeit. Wie den Lesern wohlbekannt ist, habe ich schon seit einiger Zeit auf die historische Kluft zwischen Aktienmärkten und Wirtschaft hingewiesen. In Rezessionen kommt es in der Regel zu einer Bereinigung der Vermögenspreise, diesmal nicht, denn die Märkte flirten weiterhin mit historischen Höchstständen.
Am Freitag schlossen die US-Märkte mit einer Marktkapitalisierung von 151,4% des Bruttoinlandsprodukts in der Nähe der historischen Höchstwerte:
Dieser Fakt wurde plötzlich von keinem Geringeren als dem stellvertretenden Fed-Vorsitzenden Quarles angerissen:
Die Botschaft: Die Fed weiß Bescheid. Die Fed weiß, dass sich die Märkte von der Realwirtschaft abgekoppelt haben. Der Grund: die Liquiditätsspritzen der Fed (was sie aber nie öffentlich zugeben würde). Alles, was die US-Notenbank gerade sagt und tut, ist darauf ausgelegt, sich selbst zu schützen, falls doch etwas schief geht.
Seien Sie sich dessen also bewusst, dass wir uns in einer Blase befinden, und selbst die Fed hat dies praktisch bereits zugegeben, ohne es direkt auszusprechen.