Kurzbesuch an der Unternehmensspitze: Gerade einmal zwei Monate sind vergangen, seit das Hessener Dialyseunternehmen Fresenius Medical Care Carla Kriwet auf den Chefposten setzte und somit für die dritte weibliche CEO bei einem Dax-Konzern überhaupt sorgte. Nun verkündete das Unternehmen am heutigen Dienstag Kriwets Rücktritt. Dieser scheint sich in „strategischen Differenzen“ zu begründen, die wohl zwischen der 51-Jährigen und dem CEO des Mutterkonzerns Fresenius SE (ETR:FREG) Michael Sen aufgekommen seien. So sei dieser mit der Zukunftsplanung Kriwets nicht zufrieden gewesen, weshalb es internen Quellen zufolge wohl auch zu hitzigen Diskussionen zwischen den beiden Parteien gekommen ist. Wenig überraschend ist es deshalb auch, dass Kriwet nicht nur den Platz an der FMC-Spitze räumt, sondern auch ihr Amt als Vorstandsmitglied beim Mutterkonzern Fresenius SE niederlegt. Die Spitzenposition bei Fresenius Medical Care übernimmt mit sofortiger Wirkung die bisherige Finanzvorständin Helena Giza.
Helena Giza übernimmt den Chefposten
Giza verfügt laut Sen über „eine tiefgreifende Expertise im Bereich der Nierenerkrankungen und ein umfassendes Verständnis des Unternehmens“, weshalb er auch zuversichtlich sei, dass es der 54-Jährigen gelingen werde, den Transformationsprozess zu bewältigen und so die Performance des Konzerns wieder nachhaltig zu verbessern: „In einer fundamental gesunden Branche muss sich Fresenius Medical Care noch stärker auf den operativen Turnaround fokussieren“. Diesen Turnaround soll Sen, selbst auch ein ausgewiesener Finanzexperte, der zurückgetretenen Carla Kriwet nicht (mehr) zugetraut haben. Unter Kriwets Regie musste zuletzt innerhalb von nur drei Monaten gleich zweimal die Gewinnprognose nach unten hin angepasst werden. Nachdem das Unternehmen im Jahr 2021 unterm Strich noch 1.02€ Milliarden verdiente, rechnete Kriwet für das aktuelle Jahr mit einem Rückgang um bis zu 25% – in den ersten drei Quartalen lag der Gewinn jedoch bereits rund ein Drittel unter dem des Vorjahres.
Zur „Verteidigung“ Kriwets muss man aber auch die zuletzt durchaus schwere Marktumgebung berücksichtigen und entsprechend in die Bewertung ihrer Arbeit miteinbeziehen. So machen Fresenius Medical Care in den vergangenen Monaten gleich mehrere fundamentale Gegebenheiten das Leben schwer – sei es nun der massive Pflegekraftmangel in den Vereinigten Staaten, stark gestiegene Lohn- und Materialkosten oder die auch weiterhin großen Lieferkettenprobleme.
Die Fresenius Medical Care-Aktie (ETR:FMEG) zählt in diesem Jahr zu den bislang größten Verlierern im deutschen Leitindex. Seit Jahresbeginn gab der Kurs der Aktie um rund 48% nach. Das Wertpapier des Mutterkonzerns Fresenius SE musste im gleichen Zeitraum „lediglich“ Verluste in Höhe von 25% hinnehmen. Beide Unternehmen respektive Aktien zählen selbstverständlich zu den Titeln unseres DAX40-Aktienpakets. Der nächste Analysetermin für die beiden Wertpapiere: Mittwoch, der 14. Dezember. Vorweg schonmal: Wir sehen beide Wertepapiere in den letzten Zügen ihrer bereits seit 2017 (Fresenius SE) respektive 2018 (Fresenius Medical Care) laufenden Korrekturen, rechnen aber dennoch nochmals mit Abverkäufen im deutlich zweistelligen Prozentbereich.
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