Auf dem gestrigen Tesla-Investorentag blieb Elon Musk wichtige Antworten schuldig. Insbesondere die von vielen Anlegern erwartete konkrete Ankündigung eines neuen Modells in der unteren Preisklasse fehlte, ebenso wie eine Prognose über die Entwicklung der Finanzen. Zwar wurden Visionen u.a. über den humanoiden Roboter aufgezeigt, an dessen Entwicklung Tesla (NASDAQ:TSLA) arbeitet, und das Unternehmen bekannte sich auch zur Notwendigkeit von Kostensenkungen, aber das war alles zu schwammig: die schwergewichtige Aktie verliert vorbörslich 5% und belastet die US-Futures. In der dritten Reihe steht Silvergate Capital unter Druck, die Krypto-Währung freundliche Bank gerät immer stärker in den Strudel um den 2022er Sam Bankman-Fried Skandal rund um die inzwischen insolvente Kryptobörse FTX. Der stärkste Belastungsfaktor für die US-Börsen (ETR:SXR4) dürfte aber der unaufhaltsame weitere Zinsanstieg sein: 10y Staatsanleihen rentieren inzwischen über 4%, für nahezu risikolose 6-Monatsbills der USA gibt es 5,18%. Gleichzeitig belegte der gestern veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI), dass sich die verarbeitende Industrie weiterhin im kontraktiven Bereich befindet.
Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im Februar um 8.5% gestiegen, die vorläufige Prognose lag bei 8,2%. Die gestrigen Vorgaben aus Deutschland, Frankreich und Spanien hatten dies bereits erahnen lassen. Die Kernrate kletterte entgegen der Schätzungen – von 5,3% auf 5,6%. Es erscheint als sicher, dass die EZB ihren Straffungskurs auch nach ihrer März-Sitzung weiter fortführen muss. Die Rendite italienischer Regierungstitel mit zehnjähriger Laufzeit steht aktuell bei 4,60%, wobei sich dank EZB-Umschichtungen der Spread zu den Bundesanleihen aber nicht vergrößert hat. Interessant wird es sein, ob die Anfang März begonnene Bilanzkürzung der EZB zu Liquiditätsverknappung führen wird. Bei der EZB mehren sich die Sorgen, am Ziel vorbei zu schießen und mit den Verbrauchern die Falschen zu treffen: mit Zinserhöhungen will sie ja die Inflation bekämpfen, indem sie anstrebt, die Kaufkraft drosselt. Hauptproblem aber scheint laut eines internen Sitzungspapieres zu sein, dass die Unternehmen die eigentlichen Inflationstreiber sind. Denn tendenziell sind deren Margen gestiegen – was wegen der stark gestiegenen „Inputkosten“ auf den ersten Block (NYSE:SQ) unlogisch erscheint und sich nur durch überdimensionierte Preisanhebungen erklären lässt.
Der STXE 600 setzt seine gestern mit den Inflationsdaten begonnene Talfahrt fort. Energie- und Bauwerte – hier stimuliert der Report des irischen CRH-Konzerns – performen gegen den Trend freundlich. Am hinteren Ende Bankwerte – hier setzen sich die Gewinnmitnahmen nach der fulminanten Rallye fort – und der Techsektor. Dieser leidet unter einer Aussage auf dem Tesla-Investorentag: das Unternehmen hatte mitgeteilt, die Verwendung von Siliziumkarbid-Halbleitern pro PKW perspektivisch reduzieren zu wollen. Das drückt auf die Gewinnerwartungen von STMicro (EPA:STM) und Infineon (ETR:IFXGn). ASML (AS:ASML) leidet immer noch unter Abgaben, nachdem Ende Februar Applied Materials (NASDAQ:AMAT) das neue konkurrierende EUV-Litographie-Verfahren „Centura Sculpta“ auf den Markt gebracht hat.
In Hongkong kam es nach der gestrigen Kursrallye heute zu kleineren Gewinnmitnahmen. Ansonsten performte Asien/Pazifik stabil.
Im APX verliert der Nikkei 2 Punkte. Der apano Börsen-Stimmungsindex steht mit +8 nun auf einem Level, der uns einen 10%-Abbau des Netto-Investitionsgrades empfiehlt. Wir hatten aufgrund der Interpretation der globalen Fakten jedoch bereits letzte Woche den Teilrückzug eingeleitet und stehen mit derzeit 62% deutlich unter dem empfohlenen neuen Soll von 75%.