Die Konjunkturdaten der USA stellen weiterhin ein fast perfektes Szenario dar. Der Einkaufsmanagerindex Chicago stieg im August deutlich von 44,3 auf 48,7 an. Trotz der hohen Zinsen signalisiert der Index damit eine Aufhellung der Stimmung unter den befragten Unternehmen, wenngleich das Niveau weiterhin kontraktiv ist. Die persönlichen Einkommen der US-Bürgen sind im Juli zwar mit +0,2% etwas weniger stark gestiegen als prognostiziert, dafür sind hingegen die Ausgaben mit +0,8% deutlicher geklettert als erwartet. Anhaltende Konsumfreude ist für die US-Wirtschaft essentiell. Der Core PCE-Preisindex entwickelte sich mit +0,2% ggü. Juni bzw. +4,2% im Jahresvergleich exakt wie prognostiziert. Dieses von der US-Notenbank favorisierte Maß für die gesamten Konsumausgaben (ohne die volatilen Elemente Nahrungsmittel und Energie) steht auf einem Level, der es der FED erlaubt, den September ohne weitere Zinserhöhung durchzuwinken. Zumindest scheint das die vorherrschende Meinung der Investoren zu sein, denn der Bondmarkt verhielt sich nach Veröffentlichung der Zahlen durchaus freundlich. Es kommt nun noch auf den heute anstehenden großen Arbeitsmarktbericht an, ein zu angespannter Stellenmarkt könnte Preisängste via hoher Lohnzuwächse auslösen. Relevant wird daher nachher außerdem auch die Veröffentlichung der Aug-Stundenlöhne (e +0,3%). Zu schwach darf der Jobreport aber auch nicht ausfallen, damit am Markt keine Rezessionsängste aufkommen. Erwartet werden unter Ausklammerung der Landwirtschaft 170T neue Stellen.
Das Bild in Europa ist angespannter. Zwar haben sich auch hierzulande die Verbraucherpreise exakt wie erwartet entwickelt, es fehlen aber die positiven Aufbruchssignale aus der Wirtschaft. Da sich die Preise im Gegensatz zu den USA in den letzten Monaten kaum zurückgebildet haben, müsste die EZB eigentlich nachjustieren – was aber wohl wegen der vielen Nationen mit unterschiedlichen Ausgangsszenarien und Interessen nicht stattfinden wird. Die Gefahr einer Stagflation ist zumindest in der Eurozone durchaus realistisch. Neue Impulse zumindest für die Exportwirtshaft könnten jedoch kommen, falls die chinesische Regierung ihre Stimulanzen weiter hochfährt. So haben die chinesischen Banken - die unter starkem Regierungseinfluss stehen - ihre Einlagenzinsen gesenkt. Damit soll eine „Entsparung“ angeregt und die Bürger zum Kauf von Gütern animiert werden. Zudem wurde die Mindestreserveanforderung auf die Devisenbestände von Finanzinstituten gesenkt, um so Liquidität zu schaffen. Außerdem wurden steuerliche Vergünstigungen für Familien und die Erleichterung von Ratenabsenkungen auf Immobilienkredite beschlossen. Der Caixin-Index vermeldete heute – im Gegensatz zur offiziellen Statistik gestern – dass der August-PMI für das verarbeitende Gewerbe mit 51 nun wieder expansiv ist. Es ist der höchste Wert seit Februar.
Südkorea, das als Frühindikator für die Weltwirtschaft gilt, verzeichnete im August hingegen eine weitere Kontraktion der Fabrikaktivitäten von 49,4 auf 48,9. Laut CNBC ist dies der 14. Monat in Folge mit Werten unterhalb der Expansionsschwelle von 50. Auch Japans Industrie verfehlt diese Marke - freilich mit 49,6 nur knapp. Die japanischen Aktienindizes profitieren mit ca. +0,9% auch heute früh wieder vom Vorteil des im globalen Vergleich relativ günstigen Umfeldes.
Europas Börsen starten gut behauptet in den neuen Monat. Wie schon gestern sind besonders Energietitel gut gefragt. Unter Druck hingegen der Automobilsektor, nachdem zwei Banken die VW (ETR:VOWG) – Aktie als zu teuer bezeichnet haben und Tesla (NASDAQ:TSLA) in China erneut die Preise gesenkt hat. Zudem zeigen sich die Luxusgüterhersteller nach diversen Kurszielsenkungen durch UBS (SIX:UBSG) schwächer. Der nachjustierte August-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in der Eurozone wird nun mit 43,5 statt zunächst 43,7 (Juli 42,7) ausgewiesen.
APX: deutsche Staatsanleihen +1 / EM-Aktien -1/ DAX -2.