Die globalen Investoren warten auf die Veröffentlichung der Entwicklung der US-Verbraucherpreise (CPI) im März. Erwartet wird ein Anstieg von 0,2% ggü. Februar. Letzten Monat hatte dieser Wert 0,4% betragen. Zudem wird heute das Protokoll der US-Notenbanksitzung vom März veröffentlicht. Aus diesen FED-Minutes werden weitere Details zur SVB sowie zur letzten 0,25%-Zinsanhebung ersichtlich werden.
Der IWF hat seine neue Prognose für die Entwicklung der Weltwirtschaft vorgelegt. Die Schätzungen wurden leicht nach unten revidiert: erwartet werden nun 2,8% für dieses Jahr und 3% für 2024. Auch die mittelfristige Entwicklung wird bei 3% gesehen. Das ist die niedrigste Vorhersage der vergangenen 30 Jahre – und laut IWF nur dann erreichbar, falls der jüngste Stress im Bankensektor eingegrenzt werden kann. Das schwache Wachstum sei mehreren Faktoren geschuldet. Sowohl die straffe (Geld-) Politik zur Inflationseindämmung als auch der anhaltende Krieg in der Ukraine und wachsende „geoökonomische Fragmentierung“ würden ihren Tribut fordern. Für 2023 liegen die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum in den USA bei 1,8% und in der Eurozone bei 0,8%. Für China werden +5,2% erwartet, für Indien +5,9%. Bei der globalen Inflation wird ein Rückgang auf 7% im laufenden Jahr gesehen. Größere Sorgen bereitet hierbei die Kernrate, die als hartnäckig beschrieben wird.
Wie zuvor schon in Europa zeigten sich gestern an den US-Börsen (ETR:SXR4) die zyklischen Industriewerte (NYSE:XLI) fest. Auch Nebenwerte waren gesucht. Gewinnmitnahmen setzten hingegen bei den Tech-Megacaps ein, weshalb der S&P 500 auf Indexebene auf der Stelle trat. Also exakt die Gegenströme zu der gestern hier konstatierten Bewegung, die Q1 geprägt hatte. Kein frisches Geld, lediglich Rotation. Ohnehin ist die Skepsis riesig: die Netto-Short Positionierungen auf den S&P 500 stehen auf dem höchsten Stand seit 2011. Viele Beobachter befürchten, dass eine Abweichung der heutigen Inflationsraten nach oben die derzeitigen Hoffnungen auf Zinssenkungen für den späteren Jahresverlauf eindampfen würden – hier wird derzeit eine Reduktion um 0,5% ausgehend vom voraussichtlichen Peak im Mai erwartet. Zudem wird die am Freitag beginnende Berichtssaison zu Q1 laut etlichen Bankanalysten die schlimmste seit den Tiefen der Covid-Krise, Enttäuschungen bei den Zahlen seien quasi vorprogrammiert. Dass es nicht „den einen“ Anleger gibt, sondern eine Vielzahl aus konträren Meinungen, zeigt die aktuelle Entwicklung kurz vor dem CPI-Report: Gold zieht an, der USD fällt – beides Konsequenzen von optimistischer Erwartung. Aber Anleihen fallen und die Technologieindizes unterperformen, was Anlegerskepsis widerspiegelt.
In Fernost gerieten die Aktien des Schwergewichts Tencent (HK:0700) unter Abgabedruck (-5,4%). Dahinter stehen Spekulationen, dass der größte Aktionär, die niederländische Prosus (AS:PRX) NV, ihre Beteiligung beschleunigt zurück fahren wolle. Das belastete den Hang Seng Tech Index mit -2%. Ansonsten notierten die pazifischen Börsen wenig verändert, Japan erneut freundlich.
Nach BMW (ETR:BMWG) und Volvo (ST:VOLVb) legte nun auch Mercedes (ETR:MBGn) gute Zahlen für das erste Quartal vor. Die Umsätze stiegen insbesondere in Europa deutlich an. Starkes Wachstum verzeichneten EVs und SUVs. Der Automobilsektor zeigt sich deshalb heute im europäischen Markt erneut weit vorne, aber auch die defensiven Branchen Versorger (NYSE:XLU) und Gesundheit ziehen an. Den letzten Platzt im ESX 50 und STXE 50 belegt Prosus, was wiederum den Sektor Consumer Disretionary ausbremst. Alle wichtigen Europa-Indizes legen zur Stunde zu.
Im APX verlieren ital. Staatsanleihen einen Punkt.