Gestern Nachmittag (MEZ) kündigte die US-Notenbank den dritten massiven Schritt an, um die Märkte zu stabilisieren. Dieses Geschütz war das vielleicht wichtigste, denn das Volumen wurde mit „unbegrenzt“ bezeichnet. Zudem umfasst es neben dem Kauf von Staatsanleihen und bestimmter, mit Hypotheken besicherter Wertpapiere auch Kreditprogramme über 300 Mrd USD für nicht gelistete Unternehmen und Haushalte. Nach einem deutlichen Freudenhüpfer gaben die Börsen dann aber die Gewinne wieder vollständig ab. Jedoch zog nach Xetra-Schluss der US-Markt unter Führung der Nasdaq erneut an und die US-Futures setzten den Anstieg unmittelbar nach ihrem Start (23:00 MEZ) weiter fort. Fernost baute die Erholung heute früh aus, insbesondere Japan und Südkorea zogen kräftig an. Europa schließt sich an. Aktuell hat der STXE 600 seinen gestrigen 4%-Kursrückgang komplett aufgeholt. Besonders gut gefällt mir, dass die Volatilitätsbarometer (VIX /VDAX) im steilen Sinkflug sind. Denn das signalisiert, dass die Panik vor weiteren massiven Kurseinbrüchen schwindet. Allmählich scheint das Vertrauen zurück zu kehren, dass wir diese Krise überwinden werden, erkennbar auch an der deutlichen Erholung der Creditspreads. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft (also Industrie und Dienstleister zusammen) in der Eurozone kollabierte im März auf 31,4. Volkswirte hatten 40 erwartet, der Februar lag bei 51,6. Wenn dieses Konjunkturbarometer unter 50 steht, weist das auf eine Schrumpfung hin. Insbesondere der Servicesektor crashte von 52,5 auf 28,4. Es wird erwartet, dass es auf eine BIP-Schrumpfung von -2% in Q1 für die Eurozone hinausläuft. Dass die Börsen diese Zahlen heute früh locker wegstecken, ist ein weiterer Beleg dafür, wieviel Negatives inzwischen eingepreist ist – und dass sich allmählich die Erkenntnis durchsetzt, dass dies hier keine gewöhnliche hartnäckige Rezession ist, sondern lediglich ein kurzlebiger Schock. Eine zweite Nagelprobe für die psychologische Tragfähigkeit wird es nachher mit den US-Zahlen geben. Jedoch ist es ganz wichtig, zu beachten: sollten die getroffenen Maßnahmen nicht ausreichen, um die globale Ausbreitung des Virus einzudämmen und sollten in diesem Zusammenhang die Regelungen weiter verschärft oder zeitlich massiv verlängert werden, ist mit einem nochmaligem Wegbrechen der Börsen zu rechnen. Derzeit dürften die Investoren darauf setzen, dass „pi mal Daumen“ allerspätestens Ende Mai die Rückkehr zur Normalität beginnt.