Wie hoch die Trauben inzwischen hängen, zeigt sich heute früh an LVMH (EPA:LVMH). Das Unternehmen legte glänzende Zahlen vor – der Umsatz stieg im 1. Halbjahr um 15% und der Nettogewinn um 30%, die operative Marge betrug 27,4%. Mit diesen Werten konnten jedoch die hoch gesteckten Erwartungen nicht übertroffen werden. Trotz des zuversichtlichen Ausblicks des Konzernchefs verliert die Aktie des Luxusgüterkonzerns aktuell 3,5% und bildet das Schlusslicht im STXE 50. Freilich spielt bei dem Zahlenwerk auch ein Sondereffekt eine wichtige Rolle: die Kauflust der Chinesen hat erheblich zu dem herausragenden Ergebnis beigetragen, dabei wirkt der Basiseffekt (Vorjahr Covid) besonders kräftig. Trotzdem scheinen die Investoren enttäuscht, was auch auf die anderen Unternehmen des Luxusgütersegments (u.a. Hermes (EPA:HRMS), Kering (EPA:PRTP) und Essilor) ausstrahlt. In Folge dessen gibt der ESX 50 zur Sunde 0,9% ab. Unter Abgabedruck stehen heute früh auch die Basisrohstoffe, der Sektor verliert 1,6%. Hier kehrt ein wenig Unsicherheit ein, wie tatkräftig Chinas Regierung dem Immobilienmarkt tatsächlich unter die Arme greifen wird. Wie hier geschrieben, blieben die Aussagen der Sitzung des Politbüros am Montag dazu weiterhin schwammig. Die anschließende Rallye klammerte sich hauptsächlich an die Weglassung einer sonst übliche Phrase „Häuser sind zum Wohnen da, nicht zum Spekulieren“. Daraus leiteten etliche Analysten ab, dass das oberste Gremium der Kommunistischen Partei nicht länger das finanzielle Risiko (Preisüberhitzung) als das Hauptproblem ansähe, sondern das vom Property-Sektor ausgehende Rezessionsrisiko.
Der Quartalsbericht von Microsoft (NASDAQ:MSFT) konnte ebenfalls nicht überzeugen, die Aktie verliert vorbörslich 3,4%. Positiv hingegen wurde das Zahlenwerk von Alphabet (NASDAQ:GOOGL) aufgenommen, der Kurs zieht aktuell um 5,7% an. Ein drohender Rechtsstreit bei Amazon (NASDAQ:AMZN) belastet diese mit -2%. Im Ergebnis notiert der Nasdaq 100 aktuell nahezu auf dem Level, wo er gestern zum Xetra-Schluss stand, gibt also die Zugewinne vom US-Nachmittagshandel wieder ab. Am US-Staatanleihemarkt kommen die Renditen der Langläufer leicht zurück, während die Zinsen für kurzfristig geparktes Geld marginal anziehen. Am höchsten rentieren vier Monate mit 5,56%. Zehnjährige Treasuries werfen momentan 3,88% ab. An den Märkten wird mit einer 98%igen Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen, dass die FED heute Abend die Zinsen um 0,25% anhebt. Das eigentlich Event wird also die anschließende Pressekonferenz sein, wobei es darauf ankommt, ob sich die US-Notenbank zufrieden zeigt mit der Entwicklung der Preise. Dies wäre als Indiz zu verstehen, dass keine weitere Erhöhung im September geplant ist. Im Idealfall bescheinigt Powell der US-Wirtschaft zudem eine stabile Entwicklung mit geringen Rezessionsrisiken.
Im APX gewinnen spanische Staatsanleihen einen Punkt. Außerhalb des Radars muss der Gaspreis wieder verstärkt beobachtet werden: der Dutch TTF Natural Gas Future notiert 30 Prozent höher als vor zwei Wochen.